Otto Runki
R. wuchs als unpolitischer Mensch heran, wurde jedoch durch seine Teilnahme am Ersten Weltkrieg zum überzeugten Pazifisten. 1920 kehrte er aus englischer Kriegsgefangenschaft zurück und beteiligte sich aktiv am Kampf gegen den Kapp-Putsch. Seine Lehre als Tischler hatte er durch die Einberufung zum Militär abbrechen müssen. Er wurde Bauarbeiter und schließlich Asphaltbauer. – Politisch ging R. den Weg zur neu gegründeten KPD. Dort gehörte er zu jenen, die sich als Idealisten für die Interessen der Kollegen einsetzten und um die Verbesserung der Lebenslage der Leipziger Arbeiter kämpften. Dadurch wurde er bald zu einem der bekanntesten Organisatoren in der Streikbewegung und die Mitglieder seiner Partei wählten ihn 1930 zum Politischen Leiter (Vorsitzenden) des Unterbezirks Leipzig. – Bereits kurz nach der nationalsozialistischen Machtübernahme wurde R. verhaftet und zwischen März und September 1933 im KZ Colditz eingesperrt. Nach seiner Entlassung schloss er sich der kommunistischen Widerstandsbewegung an. R. sah seine Aufgabe v.a. darin, Familien von Inhaftierten und Verfolgten zu helfen und sammelte zu diesem Zweck heimlich Geld. 1937 wurde er erneut verhaftet und in das KZ Sachsenburg bei Frankenberg verbracht. Hier misshandelte man ihn innerhalb von sechs Wochen so sehr, dass er mit einem Halswirbelschaden nahezu völlig gelähmt in ein Krankenhaus eingeliefert werden musste. Nach etwa zwei Jahren weitgehend geheilt aus dem Krankenhaus entlassen, wurde er am 1.9.1939, dem Beginn des Zweiten Weltkriegs, erneut verhaftet und in das KZ Buchenwald verbracht. Dort wurde R. bis Sommer 1943 inhaftiert, ehe er in das Nebenlager Mittelbau-Dora verlegt wurde, wo er an der V-Waffen-Produktion mitarbeiten musste. Er gehörte dort zu den Männern, die unter der Leitung von Albert Kuntz die Kriegsproduktion sabotierten und zusammen mit polnischen Häftlingen an einem Aufstandsplan arbeiteten. Im Oktober 1944 wurde R. als „Rädelsführer“ von der SS verhaftet und in das Waffen-SS-Arbeitslager Mittelbau II verbracht. Zwei Tage vor der Befreiung durch die US-Armee wurde er dort zusammen mit anderen Häftlingen erschossen. – Im Leipziger Stadtteil Neustadt-Neuschönefeld trägt ein Platz R.s Namen. Ein dort stehender Gedenkstein wurde nach der politischen Wende 1989/90 entfernt.
Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Staatsarchiv Leipzig, 21690 SED, Sammlung Biografien, Nr. 586, 1161, 3400/36; Bundesarchiv Berlin, Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR (SAPMO), Zentrales Parteiarchiv der SED, Nr. I 2/3/136, S. 310.
Literatur H. Schumann/G. Werner (Red.), Erkämpft das Menschenrecht, Berlin 1958, S. 676; L. Kraushaar, Deutsche Widerstandskämpfer 1933-1945, Bd. 2, Berlin 1970, S. 545f.; D. Kürschner, Otto R. - sein Leben widmete er dem Widerstand, in: Leipziger Volkszeitung 17.11.1998.
Dieter Kürschner †
18.10.2013
Empfohlene Zitierweise:
Dieter Kürschner †, Artikel: Otto Runki,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/24046 [Zugriff 22.12.2024].
Otto Runki
Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Staatsarchiv Leipzig, 21690 SED, Sammlung Biografien, Nr. 586, 1161, 3400/36; Bundesarchiv Berlin, Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR (SAPMO), Zentrales Parteiarchiv der SED, Nr. I 2/3/136, S. 310.
Literatur H. Schumann/G. Werner (Red.), Erkämpft das Menschenrecht, Berlin 1958, S. 676; L. Kraushaar, Deutsche Widerstandskämpfer 1933-1945, Bd. 2, Berlin 1970, S. 545f.; D. Kürschner, Otto R. - sein Leben widmete er dem Widerstand, in: Leipziger Volkszeitung 17.11.1998.
Dieter Kürschner †
18.10.2013
Empfohlene Zitierweise:
Dieter Kürschner †, Artikel: Otto Runki,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/24046 [Zugriff 22.12.2024].