Karl Victor von Wilsdorf

W. fungierte im Ersten Weltkrieg zunächst als stellvertretender Kriegsminister, seit 1915 als Kriegsminister, wobei sein Spielraum für eigene Entscheidungen gering blieb. – Nach dem Abitur am König-Albert-Gymnasium in Freiberg (1875) trat W. als Einjährig-Freiwilliger in das Schützen-(Füsilier-)Regiment Nr. 108 ein, wurde wenig später aber als Fahnenjunker in die Offizierslaufbahn übernommen. Zum Leutnant befördert (1877), diente er zunächst längere Zeit in seinem Stammregiment, u.a. als Regimentsadjutant. 1889 wurde er Hauptmann und Kompaniechef im 2. Jägerbataillon Nr. 13. Im selben Jahr folgten die Beförderung zum Major und die Ernennung zum Bataillonskommandeur im 7. Infanterieregiment Nr. 106. Ab 1901 fand er eineinhalb Jahre lang Verwendung als Adjutant im Generalkommando des XIX. (2. königlich sächsischen) Armeekorps, um anschließend an die Spitze des 1. Jägerbataillons Nr. 12 zu treten und 1905 als Oberstleutnant das Kadettenkorps in Dresden zu übernehmen. 1906 wechselte W. in das sächsische Kriegsministerium und wurde dort als Chef der Abteilung für persönliche Angelegenheiten Oberst. 1911 erfolgte die Beförderung zum Generalmajor. Im selben Jahr wurde W. in den erblichen Adelsstand erhoben. Auf eigenes Ersuchen schied er Ende September 1913 aus dem aktiven Dienst aus. Im August 1914 als Generalleutnant reaktiviert, war er zunächst etwa fünf Wochen als Chef des Stabs des stellvertretenden Generalkommandos des XIX. Armeekorps in Leipzig tätig. Weil der seit Mai 1914 amtierende Kriegsminister, General Hans Karl Adolf von Carlowitz, mit Beginn des Ersten Weltkriegs ein Armeekorps übernahm, wurde W. Anfang September jedoch nach Dresden versetzt, um als stellvertretender Kriegsminister provisorisch dessen Geschäfte fortzuführen. Die Vorstellung vom kurzen Krieg erwies sich indes als illusionär, sodass Carlowitz langfristig als Truppenführer an der Front verblieb. Deshalb ernannte König Friedrich August III. W. im Oktober 1915 an dessen Stelle zum Staats- und Kriegsminister. Aus föderalen und kriegszustandsrechtlichen Gründen war W.s militärpolitischer Entscheidungsspielraum gering. Weil er teilweise die Mittlerrolle zwischen den mit äußerst umfangreichen Befugnissen ausgestatteten Militärbefehlshabern in Dresden und Leipzig auf der einen Seite und dem sächsischen Innenminister auf der anderen Seite einnahm, gewann er jedoch indirekten Einfluss auf das innenpolitische Geschehen im Königreich Sachsen während des Ersten Weltkriegs. Begrenzte Wirkungen gingen außerdem von rüstungswirtschaftlichen Maßnahmen seines Ministeriums aus, die v.a. über die Tätigkeit der sächsischen Feldzeugmeisterei und das Vermitteln von Heeresaufträgen gewisse Impulse für die sächsische Industrie brachten. Kurz nach der Novemberrevolution 1918 wurde W. als Kriegsminister abgelöst und trat wenig später in den Ruhestand.

Literatur A. Greß/C. Klötzer u.a. (Hg.), Kalender für den sächsischen Staatsbeamten auf das Jahr 1916, Dresden 1916, S. 5 (Bildquelle); J. E. Hottenroth (Hg.), Sachsen in großer Zeit, Bd. 3, Leipzig 1923, S. 16 (P); P. Mertens, Zivil-militärische Zusammenarbeit während des Ersten Weltkriegs, Leipzig 2004. – DBA II.

Peter Mertens
8.8.2007


Empfohlene Zitierweise:
Peter Mertens, Artikel: Karl Victor von Wilsdorf,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/4179 [Zugriff 2.11.2024].

Karl Victor von Wilsdorf



Literatur A. Greß/C. Klötzer u.a. (Hg.), Kalender für den sächsischen Staatsbeamten auf das Jahr 1916, Dresden 1916, S. 5 (Bildquelle); J. E. Hottenroth (Hg.), Sachsen in großer Zeit, Bd. 3, Leipzig 1923, S. 16 (P); P. Mertens, Zivil-militärische Zusammenarbeit während des Ersten Weltkriegs, Leipzig 2004. – DBA II.

Peter Mertens
8.8.2007


Empfohlene Zitierweise:
Peter Mertens, Artikel: Karl Victor von Wilsdorf,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/4179 [Zugriff 2.11.2024].