Robert Walde
W. gehörte zu den Vertretern der forstlichen Praxis, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bereits Formen der naturgemäßen Waldwirtschaft in ihrem Wirkungsfeld umsetzten, während im übrigen Sachsen das Prinzip der Reinbestandswirtschaft mit den Baumarten Fichte bzw. Kiefer weitgehend die Forstwirtschaft bestimmte. Als technischer Betriebsleiter des Stadtforsts Bautzen zwischen 1856 und 1893 betrieb er bewusst Mischbestandsbegründung und -erhaltung und wandte sich konsequent gegen die gängige Auffassung von einer „Uniformierung“ des Waldes, wie er die Holzzucht in reinen Fichtenbeständen vorausschauend nannte. W. legte sein Augenmerk auf die Nachzucht gemischter Bestände aus Fichte, Rotbuche, Bergahorn und anderen Edellaubholzarten unter Einbeziehung der natürlichen Verjüngung und künstlichen Pflanzung. Reine Fichtenbestände erschienen ihm allgemein zu labil und nicht sturmsicher genug. Sein Bestreben galt in besonderem Maß dem Erhalt und der Wiedereinbringung der Weißtanne im Bautzener Stadtwald. – W. erhielt bis zu seinem 14. Lebensjahr Unterricht durch Privatlehrer, besuchte ein halbes Jahr die Stadtschule in Bautzen und trat 1841 in die Polytechnische Schule in Dresden ein, die er 1844 abschloss. Danach absolvierte er einen einjährigen Kurs für die Aufnahme an der Forstakademie Tharandt im Staatsforstrevier Dorfhain sowie ein einjähriges Landwirtschaftspraktikum auf dem Rittergut Steinigtwolmsdorf. 1846 bis 1848 studierte er an der Forstakademie Tharandt. 1849 schloss sich ein einjähriges kameralistisches Studium an der Universität Leipzig an. 1850 festigte W. als Forstadjunkt seine Kenntnisse im Reinhardtsdorfer Revier und trat danach in die Königliche Forstvermessungsanstalt Tharandt ein. Im Mai 1851 legte er das Examen zur Qualifikation für den höheren Staatsforstdienst ab. Als Angehöriger der Königlichen Forstvermessungs- und Forsteinrichtungsanstalt 1851 wurde er auch im Stadtwald Bautzen als Forstkondukteur (Vermesser) beschäftigt. Nach dem Tod seines Vaters erhielt W. vom Stadtrat die Verwaltung des Stadtforsts interimistisch übertragen. Im September 1856 erfolgte seine feste Anstellung als Städtischer Oberförster. 1881 wurde ihm das Prädikat „Königlicher Forstmeister“ verliehen. Bei seinem Ausscheiden aus dem Forstdienst 1893 erhielt er in Anerkennung seiner Leistungen den Albrechtsorden erster Klasse verliehen. 1896 errichtete ihm die Stadt Bautzen einen Gedenkstein im städtischen Forstrevier Wuischke. Neben seinen Verdiensten um eine naturgemäße Waldbehandlung leistete W. Wesentliches bei der Vorbereitung und Ausführung von ständigen Waldzukäufen für die Stadt Bautzen. Zwischen 1852 und 1901 erhöhte sich die Stadtwaldfläche von 719 auf 1.226 Hektar, d.h. um 70 Prozent. Weitere Verdienste erwarb sich W. durch die konsequente Realisierung des ersten von der Königlich Sächsischen Forsteinrichtungsanstalt unter dem Aspekt nachhaltiger Holzerzeugung aufgestellten Wirtschaftsplans für das Jahrzehnt 1852/61 sowie der folgenden Pläne bis 1881/91. Durch deren praktische Umsetzung - auch unter Beachtung naturgemäßer Wirtschaftsformen - entwickelte sich der Stadtwald zu einer nachhaltigen und beachtlichen Einnahmequelle für die Stadt Bautzen.
Quellen Ev.-luth. Pfarramt Hochkirch; Stadtarchiv Bautzen, Forstverwaltung.
Werke Notizen über den Bautzener Stadtwald für die Teilnehmer an der 19. Versammlung des sächsischen Forstvereins in Bautzen, Bautzen 1872; Führer zu der am 3. Juli 1872 stattfindenden Exkursion des sächsischen Forstvereins auf das Wuischker Bergrevier, Bautzen 1872.
Literatur W. Schindler, Für eine naturnahe Waldbewirtschaftung im Stadtwald Bautzen, in: F. Stübner (Red.), Bautzener Hausbuch 2002, Bautzen 2002, S. 114f.
Walter Schindler
4.6.2007
Empfohlene Zitierweise:
Walter Schindler, Artikel: Robert Walde,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22623 [Zugriff 2.11.2024].
Robert Walde
Quellen Ev.-luth. Pfarramt Hochkirch; Stadtarchiv Bautzen, Forstverwaltung.
Werke Notizen über den Bautzener Stadtwald für die Teilnehmer an der 19. Versammlung des sächsischen Forstvereins in Bautzen, Bautzen 1872; Führer zu der am 3. Juli 1872 stattfindenden Exkursion des sächsischen Forstvereins auf das Wuischker Bergrevier, Bautzen 1872.
Literatur W. Schindler, Für eine naturnahe Waldbewirtschaftung im Stadtwald Bautzen, in: F. Stübner (Red.), Bautzener Hausbuch 2002, Bautzen 2002, S. 114f.
Walter Schindler
4.6.2007
Empfohlene Zitierweise:
Walter Schindler, Artikel: Robert Walde,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22623 [Zugriff 2.11.2024].