Friedrich Seetzen
S. entstammte einer alten oldenburgischen Familie. Zu seinen Vorfahren zählt der Orientreisende und Naturforscher
Ulrich Jasper Seetzen. – S. besuchte das Thomasgymnasium in Leipzig, studierte an der dortigen Universität 1887 bis 1891 Rechts- und Staatswissenschaften und wurde 1892 zum Dr. jur. promoviert. Nachdem er in Leipzig und Lommatzsch 1892 bis 1894 als Ratsreferendar sowie ab 1895 als Ratsassessor im Gemeindeverwaltungsdienst Erfahrungen gesammelt hatte, wurde er 1895 Stadtrat von Wurzen. 1899 erfolgte seine Wahl zum Bürgermeister, später zum Oberbürgermeister von Wurzen. In dieser Funktion verblieb er bis 1923. Während seiner Amtszeit als Bürgermeister engagierte sich S. in vielen Kommunalverbänden. 1906 war er zusammen mit anderen Bürgermeistern aktiv an der Gründung des zweiten Sächsischen Sparkassenverbands und 1908 an der Gründung des ersten deutschen Giroverbands, dem Giroverband Sächsischer Gemeinden, beteiligt. Bis mindestens 1927 war er im Vorstand des Giroverbands und des Sparkassenverbands vertreten. Darüber hinaus trat S. mit seiner Mitgliedschaft in der Mittelstandsvereinigung im Königreich Sachsen vor dem Ersten Weltkrieg für mittelstandspolitische Interessen ein. Die Ziele der Mittelstandsvereinigung im Blick, kandidierte S. 1909 erfolgreich für die I. Kammer des Sächsischen Landtags, der er als konservatives Mitglied 1909 bis 1918 angehörte. Zuvor war S. 1905 bis 1908 Abgeordneter der II. Kammer gewesen und hatte dort das Amt des ersten Sekretärs innegehabt. Ab 1919 gehörte er der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) an. – Während des Ersten Weltkriegs wurde S. als Hauptmann der Landwehr zum Kriegsbekleidungsamt Leipzig kommandiert. Er erhielt den Sächsischen Albrechtsorden erster Klasse und das Sächsische Kriegs-Verdienstkreuz. – Nachdem er 1923 das Amt des Bürgermeisters von Wurzen niedergelegt hatte, widmete sich S. seiner Tätigkeit als Domdechant und Propst des Domstifts Wurzen. Bereits seit 1901 war S. Mitglied und 1917 bis 1927 Präsident der Evangelisch-Lutherischen Landessynode Sachsens. Seit 1927 bekleidete er das Amt des Präsidenten des Evangelisch-Lutherischen Landeskonsistoriums Sachsens. Am 30.6.1933 wurde S. gemeinsam mit anderen kirchlichen Amtsträgern durch den nationalsozialistischen Landesbischof Friedrich Coch zwangsweise in Pension versetzt.
Literatur D. Auerbach, Evangelisches Sachsen, Leipzig 1999; B. Hillen, Johann Christian Eberle (1869-1937), Beucha 2004. – DBA II; Reichshandbuch der deutschen Gesellschaft, Bd. 2, Berlin 1931, S. 1756f. (P); E. Döscher/W. Schröder, Sächsische Parlamentarier 1869-1918, Düsseldorf 2001, S. 308 (Bildquelle), 467.
Porträt Porträt, Ölgemälde, Domstift St. Marien Wurzen.
Barbara Hillen
25.4.2005
Empfohlene Zitierweise:
Barbara Hillen, Artikel: Friedrich Seetzen,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/17715 [Zugriff 2.11.2024].
Friedrich Seetzen
Literatur D. Auerbach, Evangelisches Sachsen, Leipzig 1999; B. Hillen, Johann Christian Eberle (1869-1937), Beucha 2004. – DBA II; Reichshandbuch der deutschen Gesellschaft, Bd. 2, Berlin 1931, S. 1756f. (P); E. Döscher/W. Schröder, Sächsische Parlamentarier 1869-1918, Düsseldorf 2001, S. 308 (Bildquelle), 467.
Porträt Porträt, Ölgemälde, Domstift St. Marien Wurzen.
Barbara Hillen
25.4.2005
Empfohlene Zitierweise:
Barbara Hillen, Artikel: Friedrich Seetzen,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/17715 [Zugriff 2.11.2024].