Eugenie Schumann
S. entstammte einer angesehenen Leipziger Familie und genoss eine umfassende Bildung. Nach ihrer Hochzeit lebte sie in Plauen. Hier gehörte sie dem Albert-Zweigverein und dem Maria-Verein an, die beide wohltätigen Zwecken dienten. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wandte sich S. der Frauenbewegung zu, deren lokale Wirksamkeit sich untrennbar mit ihrem Namen verbindet. Mit der Gründung des Frauen-Vereins Plauen 1907, die S. zu verdanken ist, fand die Stadt den Anschluss an die bürgerliche Frauenbewegung in Deutschland. Der Frauen-Verein umfasste 350 bis 400 Mitglieder und widmete sich unter dem Leitspruch „Die Frau für die Frau!“ der Förderung der ideellen, sozialen und materiellen Interessen von Frauen. S. galt in der Funktion der Ersten Vorsitzenden, die sie von 1907 bis zu ihrem Tod ausübte, als Seele des Vereins und besaß das Ansehen einer außergewöhnlichen, tatkräftigen, geistig äußerst regsamen und kunstsinnigen Persönlichkeit. Frauenemanzipatorischer Einsatz, Bildung, Beratung und soziale Einrichtungen für Frauen bestimmten das Wirken des Vereins und verliehen ihm ein unverwechselbares Profil im breiten Spektrum der ortsansässigen Frauenvereine. Bereits 1907 entstand ein Frauenheim als Unterkunfts- und Begegnungsstätte; 1912 erfolgte die Einweihung des vereinseigenen, neu erbauten Frauenheims. Der Verein unterhielt eine Auskunfts- und Rechtsschutzstelle für Frauen und rief die Hauspflege zur Unterstützung erkrankter Mütter ins Leben. Er veranstaltete stark beachtete öffentliche Auftritte prominenter Vertreterinnen der bürgerlichen Frauenbewegung in Plauen. 1909 trat er dem Bund Deutscher Frauenvereine (BDF) bei und gehörte damit als einziger Plauener Verein der Dachorganisation der bürgerlichen Frauenbewegung unmittelbar an. Während des Ersten Weltkriegs leistete der Frauen-Verein im Rahmen des „Nationalen Frauendiensts“ vielfältige soziale Hilfe für die Not leidende Bevölkerung. Seit der Gründung der Weimarer Republik bemühte er sich als politisch und konfessionell neutrale Plattform der Frauenbewegung auf lokaler Ebene, die rechtliche Gleichstellung der Geschlechter zu nutzen und Frauen zur aktiven Mitgestaltung der Gesellschaft zu gewinnen. Dem Liberalismus nahestehend, gehörte S. nach dem Ersten Weltkrieg der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) an. 1919 kandidierte sie bei der Wahl zur verfassunggebenden deutschen Nationalversammlung. Auf Listenplatz 5 stehend, war S. die an aussichtsreichster Stelle positionierte Kandidatin der DDP im 30. Wahlkreis Chemnitz-Zwickau; gewählt wurden jedoch nur drei Vertreter. Um 1920 gehörte sie als Schatzmeisterin dem Vorstand des Landesverbands Sächsischer Frauenvereine an, dem auch der Plauener Frauen-Verein beigetreten war. Mit ihrem Tod verlor die Plauener Frauenbewegung ihre Wegbereiterin, Aktivistin und langjährige Repräsentantin, die auch in weiten Kreisen der Bevölkerung große Wertschätzung genossen hatte.
Quellen Vogtlandmuseum Plauen, Dokumentensammlung Frauenvereine; Stadtarchiv Plauen, Rat der Stadt bis 1945 (Bildquelle).
Literatur D. Naumann, „Die Frau für die Frau!“, in: Sächsische Heimatblätter 40/1994, H. 5, S. 290-296; dies., S., Eugenie, in: Berühmte Vogtländer, Bd. 2, hrsg. vom Verein für vogtländische Geschichte, Volks- und Landeskunde, Plauen 1999, S. 88 (P); dies., Bürgerliche Frauenbewegung in Plauen, in: Sächsische Heimat 2000, hrsg. vom Landesverein Sächsischer Heimatschutz e.V., 3. Woche (P).
Doris Naumann
22.9.2004
Empfohlene Zitierweise:
Doris Naumann, Artikel: Eugenie Schumann,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/10171 [Zugriff 22.11.2024].
Eugenie Schumann
Quellen Vogtlandmuseum Plauen, Dokumentensammlung Frauenvereine; Stadtarchiv Plauen, Rat der Stadt bis 1945 (Bildquelle).
Literatur D. Naumann, „Die Frau für die Frau!“, in: Sächsische Heimatblätter 40/1994, H. 5, S. 290-296; dies., S., Eugenie, in: Berühmte Vogtländer, Bd. 2, hrsg. vom Verein für vogtländische Geschichte, Volks- und Landeskunde, Plauen 1999, S. 88 (P); dies., Bürgerliche Frauenbewegung in Plauen, in: Sächsische Heimat 2000, hrsg. vom Landesverein Sächsischer Heimatschutz e.V., 3. Woche (P).
Doris Naumann
22.9.2004
Empfohlene Zitierweise:
Doris Naumann, Artikel: Eugenie Schumann,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/10171 [Zugriff 22.11.2024].