Johann Samuel Petzholdt

P.s Lebensweg steht exemplarisch für viele sächsische Techniker in den Jahrzehnten der Industriellen Revolution. Als Existenzgründer in dem südwestlich von Dresden gelegenen Plauenschen Grund war er dort maßgeblich an der wirtschaftlichen Entwicklung beteiligt. Seit nunmehr über 150 Jahren führen Betriebe seinen Namen. – P. begann seine Ausbildung an der Kreuzschule in Dresden und studierte anschließend an der Technischen Bildungsanstalt, dem Vorläufer der Technischen Universität Dresden. Eine erste Arbeitsstelle fand er 1838 an der von Andreas Schubert gegründeten Maschinenbau-Anstalt in Übigau. Weitere Arbeitsjahre, die auch dem Studium des fortgeschrittenen englischen Maschinenbaus dienten, folgten ab 1839 bei der Britannia-Gießerei in Manchester. 1844 wurde er zum technischen Dirigenten der Maschinenbau-Anstalt der Preußischen Seehandlung in Moabit berufen, und ab 1853 war er als Fabrikdirigent im Chemnitzer Betrieb „Maschinenbau, Eisengießerei und Baumwollspinnerei“ von Constantin Pfaff tätig. Mit diesen Voraussetzungen gründete er 1853 in Döhlen eine Maschinenbauanstalt mit Eisen- und Messinggießerei. Die Fertigung entsprach den Erfordernissen des hiesigen Steinkohlebergbaus und der im Plauenschen Grund überproportional wachsenden Industrie. Gefertigt wurden Dampfmaschinen, Förder- und Kunstzeuge für den Bergbau sowie Maschinen und Betriebseinrichtungen für Brennereien und Mühlen. Die anfängliche Fertigungspalette wurde kontinuierlich erweitert und der Betrieb vergrößert. Hinzu kamen Warmwasserheizungen, Dampfkochereien und Waschanstalten insbesondere für staatliche Einrichtungen. So gehörten z.B. zu den Aufträgen für die Festung Königstein ein mechanisches Hebewerk zur Wasserförderung aus dem dort vorhandenen 150 m tiefen Brunnen, die Einrichtung einer Dampfküche, Badestube und Dampfwäscherei sowie auch der erste mechanische Lastenaufzug für die Festung. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts erfolgte eine Spezialisierung auf Mischer für verschiedene Produkte der verarbeitenden Industrie und, um dem stark steigenden Verbrauch an Süßigkeiten und Schokolade gerecht zu werden, auf die Fertigung entsprechender Maschinen. Dem Trend und den Anforderungen seiner Zeit folgend errichtete P. die erste öffentliche Gasanstalt im Plauenschen Grund. Die anfangs eigens für die Selbstversorgung seines Betriebs und Grundstücks vorgesehene Gaserzeugungsanlage wurde so erweitert, dass diese als Gasanstalt zu Döhlen ab 1865 schrittweise die umliegenden Dörfer mit Gas versorgte. Fast 80-jährig übertrug P. die Leitung des Betriebes am 4.2.1897 seinem Sohn Alexander. – P. arbeitete zeitweise aktiv im Direktorium des „Vereins zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse im Plauenschen Grund“ mit.

Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 10715 Schlossverwaltung Pillnitz; Sächsisches Staatsarchiv - Staatsarchiv Chemnitz, 30071 Zuchthaus Zwickau, 30068 Jugendgefängnis Hoheneck; Stadtarchiv Freital, Rat der Stadt Freital, Baupolizeiamt; Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin, Verwaltung der Maschinenbau-Anstalt Moabit.

Literatur L. Oeser, Album der sächsischen Industrie, 2 Bde., Neusalza 1856/58; E. Preußer, Der Plauensche Grund, Potschappel 1869; Die große Wassersnot in Sachsen 1897, Leipzig 1897 (ND Husum 2002); F. A. Leßke, Beiträge zur Geschichte und Beschreibung des Plauenschen Grundes bei Dresden und seiner anliegenden Dorfschaften, Teil 3, Niedergorbitz 1903; 1855 die Errichtung einer Gasbeleuchtungs-Anstalt im Plauenschen Grund, in: P. Boenke, Zusammenfassung von Archivalien zur Gaserzeugung und -beleuchtung in Burgk und anderen Ortschaften des Plauenschen Grundes in den Jahren von 1828 bis 1865, Freital 2003; ders., J. S. Petzholdt - ein Freitaler Unternehmen - eine deutsche Industriegeschichte, Freital 2008 (P).

Peter Boenke
10.12.2014


Empfohlene Zitierweise:
Peter Boenke, Artikel: Johann Samuel Petzholdt,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/25700 [Zugriff 29.3.2024].

Johann Samuel Petzholdt



Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 10715 Schlossverwaltung Pillnitz; Sächsisches Staatsarchiv - Staatsarchiv Chemnitz, 30071 Zuchthaus Zwickau, 30068 Jugendgefängnis Hoheneck; Stadtarchiv Freital, Rat der Stadt Freital, Baupolizeiamt; Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin, Verwaltung der Maschinenbau-Anstalt Moabit.

Literatur L. Oeser, Album der sächsischen Industrie, 2 Bde., Neusalza 1856/58; E. Preußer, Der Plauensche Grund, Potschappel 1869; Die große Wassersnot in Sachsen 1897, Leipzig 1897 (ND Husum 2002); F. A. Leßke, Beiträge zur Geschichte und Beschreibung des Plauenschen Grundes bei Dresden und seiner anliegenden Dorfschaften, Teil 3, Niedergorbitz 1903; 1855 die Errichtung einer Gasbeleuchtungs-Anstalt im Plauenschen Grund, in: P. Boenke, Zusammenfassung von Archivalien zur Gaserzeugung und -beleuchtung in Burgk und anderen Ortschaften des Plauenschen Grundes in den Jahren von 1828 bis 1865, Freital 2003; ders., J. S. Petzholdt - ein Freitaler Unternehmen - eine deutsche Industriegeschichte, Freital 2008 (P).

Peter Boenke
10.12.2014


Empfohlene Zitierweise:
Peter Boenke, Artikel: Johann Samuel Petzholdt,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/25700 [Zugriff 29.3.2024].