Wilhelm Schaarschmidt

Nach dem Jurastudium (1899-1902) an der Universität Leipzig wurde S. am 13.12.1902 mit einer Arbeit zu den „Geschäftsschulden bei Veräußerung des Handelsgeschäfts“ promoviert. In den Folgejahren arbeitete S. als Referendar und Assessor bei verschiedenen sächsischen Gerichten und beim Rat der Stadt Dresden. Ab 1909 Bürgermeister von Mylau/Vogtland, wechselte er 1912 als Bürgermeister nach Löbau. In dieser Stellung vertrat er seine Gemeinde in den Sitzungen des Giroverbands Sächsischer Gemeinden und lernte dort um 1910 dessen Vorsitzenden, Johann Christian Eberle, kennen. Dieser forderte S. 1922 zum Eintritt in die Girozentrale Sachsen (die Bankanstalt des Giroverbands) auf. S. wurde auf eigenen Wunsch als Bürgermeister von Löbau entlassen und arbeitete ab 15.10.1922 als Mitglied des Direktoriums der Girozentrale Sachsen und Geschäftsführer des Sächsischen Sparkassenverbands und des Giroverbands Sächsischer Gemeinden in Dresden. Da S. seit 1937 (nominelles) NSDAP-Mitglied gewesen war, wurde ihm am 10.11.1945 gekündigt. Man versetzte ihn zur Abwicklungsstelle der Sächsischen Landesbank, wo er bei der Auflösung der Girozentrale Sachsen mitwirkte. Am 16.3.1946 erfolgte seine Wiedereinstellung beim Sächsischen Sparkassenverband als Jurist und Sachbearbeiter für Rechtsfragen, am 18.4.1946 rehabilitierte ihn der „Sonderausschuß des Antifaschistisch-Demokratischen Blocks Sachsen“, woraufhin seine Weiterbeschäftigung durch die Sowjetische Militär-Administration genehmigt wurde. Im Juli 1946 trat S. der Liberal-Demokratischen Partei (LDP) bei. Bei der Umsetzung des Gesetzes über die weitere Demokratisierung der Verwaltung wurde zum 31.12.1952 u.a. der Sächsische Sparkassenverband aufgelöst und S. erhielt seine Kündigung. – Besonders durch seine publizistische Tätigkeit erwarb sich S. bleibende Verdienste um das sächsische und deutsche Spar- und Girokassenwesen. Nach dem Eintritt in die Sparkassenorganisation 1922 bis zu seinem Tod 1958 arbeitete S. hauptsächlich an juristischen Handreichungen für die praktische Arbeit der Spar- und Girokassenbeamten. Sein Hauptwerk bildet die Publikation „Die Sparkassenkredite“. Bereits 1927 stellte S. in diesem Buch Anfragen und Antworten zu juristischen Problemen bei Sparkassenkrediten zusammen. Der jeweils veränderten Rechtslage angepasst, erschienen „Die Sparkassenkredite“ seither in acht Auflagen (zuletzt 2001) und sind in Sparkassenkreisen als „der Schaarschmidt“ bekannt. Außerdem bearbeitete S. seit 1933 auch juristische Erläuterungen zu „Legitimationsfragen im Schalterverkehr der Sparkassen und Girokassen“, die ebenfalls mehrere Auflagen erfuhren. Nach dem Zusammenbruch 1945 wurden die Werke „Legitimationsfragen im Bank- und Sparkassengeschäft“ und „Wirtschafts- und Rechtsfragen im Kreditgeschäft der Sparkassen“ 1948 und 1949 in überarbeiteter Fassung in Stuttgart aufgelegt. In Sachsen bzw. der DDR erschien 1949 und 1952 das „ABC der Legitimationsfragen“. Mit allen seinen Werken wirkte S. am weiteren Ausbau des deutschen Sparkassenwesens mit. Seine Publikationen wurden nach 1949 von Sparkassenmitarbeitern in beiden deutschen Staaten als Hilfestellung bei der Arbeit herangezogen. Bis zu seinem Tod war S. für die Gesetzessammlung „Sparkassenarchiv“ der DDR tätig und vollendete zuletzt noch die Umarbeitung der „Allgemeinen Geschäftsbedingungen“.

Quellen Archiv des Ostdeutschen Sparkassen- und Giroverbands Berlin, Personenarchiv; Nachlass S., Familienbesitz.

Werke Die Sparkassenkredite, Berlin 1927, Stuttgart 82001; Das Sächsische Sparkassen- und Girokassenrecht, Dresden 1936; Legitimationsfragen im Sparkassengeschäft, Berlin 1940, Stuttgart 21948; ABC der Legitimationsfragen, Dresden 1949, Berlin 21952.

Literatur G. Wenzel (Bearb.), S. Georg Wilhelm, in: Deutsche Wirtschaftsführer, Hamburg u.a. 1929, S. 1918; [C.] Heymann, Dr. S. zum Gedenken, in: Sparkasse 9/1958, S. 136f. – DBA II.

Porträt Foto, ca. 1945-1950, Personenarchiv des Ostdeutschen Sparkassen- und Giroverbands Berlin (Bildquelle).

Jörg Wolf
3.1.2005


Empfohlene Zitierweise:
Jörg Wolf, Artikel: Wilhelm Schaarschmidt,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22919 [Zugriff 29.3.2024].

Wilhelm Schaarschmidt



Quellen Archiv des Ostdeutschen Sparkassen- und Giroverbands Berlin, Personenarchiv; Nachlass S., Familienbesitz.

Werke Die Sparkassenkredite, Berlin 1927, Stuttgart 82001; Das Sächsische Sparkassen- und Girokassenrecht, Dresden 1936; Legitimationsfragen im Sparkassengeschäft, Berlin 1940, Stuttgart 21948; ABC der Legitimationsfragen, Dresden 1949, Berlin 21952.

Literatur G. Wenzel (Bearb.), S. Georg Wilhelm, in: Deutsche Wirtschaftsführer, Hamburg u.a. 1929, S. 1918; [C.] Heymann, Dr. S. zum Gedenken, in: Sparkasse 9/1958, S. 136f. – DBA II.

Porträt Foto, ca. 1945-1950, Personenarchiv des Ostdeutschen Sparkassen- und Giroverbands Berlin (Bildquelle).

Jörg Wolf
3.1.2005


Empfohlene Zitierweise:
Jörg Wolf, Artikel: Wilhelm Schaarschmidt,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22919 [Zugriff 29.3.2024].