Hans Meltwitz

Der aus Torgau stammende M. gehörte nach Arnold von Westfalen zur zweiten Generation der spätgotischen Baumeister in Sachsen. Mit der Wolfgangskirche in Schneeberg und der Franziskanerklosterkirche in Torgau werden ihm zwei bedeutende obersächsische Hallenkirchen zugeschrieben. – M. arbeitete als Steinmetz unter Westfalen am Schlossbau in Meißen. In der Türkensteuerrechnung von 1481 wird der in Meißen ansässige Hans von Torgau erwähnt. Bezeugt ist M. ebenfalls 1483/84 in den Baurechnungen zum Albrechtsbau des Schlosses Hartenfels in Torgau, was deutlich macht, dass er an dem von Meister Klaus, einem Mitarbeiter Westfalens, geleiteten Bau dieses Schlossflügels mitwirkte. M. wohnte seither in Torgau. – Um 1510 errichtete M. den doppelgeschossigen, mit einem fünfteiligen Sterngewölbe ausgestatteten Sakristeianbau an der Stadtkirche St. Marien in Torgau. Auch die um 1520 errichtete Westempore geht wahrscheinlich auf M. zurück. – Ob M. am Bau des Chors der Franziskanerklosterkirche (Alltagskirche) in Torgau beteiligt war, ist unklar. Wahrscheinlich erstellte er aber die Pläne für das um 1500 begonnene Hallenlanghaus und leitete dessen Bau. 1517 vollendete M. das Gewölbe der dreischiffigen Hallenkirche, wofür ihm das Kloster allerdings Lohn schuldig blieb. – M. wurde 1515 als Kirchenbaumeister nach Schneeberg berufen, wo er die Baupläne für die dortige St. Wolfgangskirche entwickelte. Er entwarf eine weite dreischiffige Hallenkirche, die sich durch eine starke Raumvereinheitlichung auszeichnet. Jedes Schiff besteht aus fünf gleich großen quadratischen Jochen, über denen sternförmige Gewölbesegmente ein gleichförmiges netzartiges Gewölbe bilden. Die Wolfgangskirche nimmt mit ihrer Raumwirkung, dem Streben nach Einfachheit und den linearen Formenbildungen eine Sonderstellung in der sächsischen Spätgotik ein. – 1519/20 errichtete M. den Ostflügel des spätgotischen Schlosses in Weimar. Ob der 1522/23 ausgeführte Wendelstein dieses Gebäudetrakts noch auf Pläne M.s zurückgeht, ist nicht bekannt. Die Schlossbauten brannten 1618 ab. – M. starb zwischen dem 18.11.1520 und dem 7.1.1521. Nach seinem Tod übergab die Witwe im Januar 1521 die Hälfte seines Vermögens, darunter Bergwerksanteile, an den Rat der Stadt Schneeberg, um damit die Fertigstellung der Wolfgangskirche zu unterstützen, deren Gewölbe 1526 eingezogen werden konnte.

Werke Albrechtsburg Meißen, Steinmetzarbeiten, nach 1471-1482; Schloss Hartenfels, Albrechtsbau, Torgau, 1483-1484; Franziskanerklosterkirche Torgau, Langhaus, um 1500-1517; St. Marien in Torgau, Sakristeianbau, um 1510, Westempore, um 1520; St. Wolfgang in Schneeberg, 1515-1526; Schloss Weimar, Ostflügel, 1519-1520.

Literatur P. Findeisen/H. Magirius, Die Denkmale der Stadt Torgau, Leipzig 1976, S. 50f., 127 u.ö. – DBA II; Thieme/Becker, Bd. 24, Leipzig 1930, S. 372.

Matthias Donath
12.1.2010


Empfohlene Zitierweise:
Matthias Donath, Artikel: Hans Meltwitz,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22924 [Zugriff 17.5.2024].

Hans Meltwitz



Werke Albrechtsburg Meißen, Steinmetzarbeiten, nach 1471-1482; Schloss Hartenfels, Albrechtsbau, Torgau, 1483-1484; Franziskanerklosterkirche Torgau, Langhaus, um 1500-1517; St. Marien in Torgau, Sakristeianbau, um 1510, Westempore, um 1520; St. Wolfgang in Schneeberg, 1515-1526; Schloss Weimar, Ostflügel, 1519-1520.

Literatur P. Findeisen/H. Magirius, Die Denkmale der Stadt Torgau, Leipzig 1976, S. 50f., 127 u.ö. – DBA II; Thieme/Becker, Bd. 24, Leipzig 1930, S. 372.

Matthias Donath
12.1.2010


Empfohlene Zitierweise:
Matthias Donath, Artikel: Hans Meltwitz,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22924 [Zugriff 17.5.2024].