Andreas Hünigen
Der viel beschäftigte Bau- und Zimmermeister H. führte zahlreiche Projekte in der Gegend um Pirna und Dippoldiswalde sowie in der Oberlausitz aus. Er prägte das ländliche Bauen im südlichen Sachsen in der Mitte des 18. Jahrhunderts. 1757 bis 1781 war er in Zittau tätig, wo er das städtische Bauwesen leitete und zahlreiche Entwürfe für Kirchen und Herrenhäuser in der Umgebung ausarbeitete. – Bereits in jungen Jahren verwaist, heiratete H. im Alter von 25 Jahren in Weesenstein, wo er Arbeit beim Ausbau der Schlosskapelle unter der Leitung des Zimmermeisters
Johann Georg Schmid gefunden hatte. Im Park könnte ein zweigeschossiger Jagdpavillon, der 1951/52 abgebrochen wurde, auf ihn zurückzuführen sein. 1747 errichtete H. die Turmspitze des Schlosses Weesenstein in der noch heute bestehenden Form. 1754/55 gestaltete er hier ein Schlosszimmer um und stellte im Schlossgarten die Brücke und Gartentore her. – Herauszuheben sind zahlreiche Neu- und Umbauten in kleineren Kirchen: 1742 bis 1744 entstanden die zweigeschossige Empore im spätgotischen Langhaus der Dorfkirche in Reinhardtsgrimma und 1742 vermutlich die Schlosskapelle in einem Nebengebäude des Ritterguts Zehista südlich von Pirna. Bis 1745 leitete er in Pulsnitz die Wiederherstellung der drei Jahre zuvor abgebrannten spätgotischen Pfarrkirche St. Nikolai. Dass H. beim Ausbau der Kirche in Rammenau 1744 bis 1749 beteiligt war und die Kirche in Breitenau südlich von Pirna bis 1748 umgestaltete, ist nicht eindeutig zu belegen. Es folgten weitere Kirchenprojekte. Bis 1749 baute er in Röhrsdorf bei Pirna die Dorfkirche, rechteckig mit Emporen und Kanzelaltar und einem Dachreiter über dem Krüppelwalmdach und im Jahr darauf die Dorfkirche in Johnsbach südlich von Dippoldiswalde. Hinzu kam 1749 bis 1756 und 1763 bis 1766 die Dorfkirche in Kittlitz bei Löbau nach dem Plan von
Karl Gotthold von Hund auf ovalem Grundriss mit stirnseitigem Westturm, der erst 1772 bis 1775 dazu kam. Innen beeindruckt auch heute noch der ungewöhnliche Baldachin über dem Altar mit dem Kontrast zu der zweigeschossigen, im Chorbereich verglasten Emporenwand. – 1752 baute er das abgebrannte Schloss Niederruppersdorf bei Löbau wieder auf. 1757 siedelte H. nach Zittau um, wo nach der Beschießung der Stadt am 23.7.1757 durch die Österreicher Wiederaufbauarbeiten zu erwarten waren. Im gleichen Jahr versah er den schlanken, aus dem 15. Jahrhundert stammenden Turm der Petri-Pauli-Kirche mit neuer Haube, Laterne und Spitze. Den ausgebrannten Rathausturm erneuerte er mit einer pyramidenförmigen Spitze. 1760 vom Zittauer Rat zum Bauschreiber berufen, setzte er im gleichen Jahr den Wasserturm instand und verbesserte die städtischen Brunnen. 1766 begann H. mit dem Wiederaufbau der 1757 abgebrannten spätgotischen Johanniskirche, für die er eine zweitürmige Stirnseite vorsah. Er führte die Kirche als dreischiffige Pfeilerhalle mit niedrigen Seitenschiffen aus. – Einen weiteren anspruchsvollen Auftrag führte H. 1763 bis 1766 mit dem Bau des Schlosses Reibersdorf (poln. Rybarzowice) östlich von Zittau für den Kabinettsminister Johann Georg Graf von Einsiedel nach dem Entwurf von Friedrich August Krubsacius durch. Unter den zahlreichen Bauvorhaben in Zittau ist u.a. 1770 der Umbau des Schlüterschen Bierhofs zum Rathaus zu nennen, ebenso wie weitere bauliche Maßnahmen an Mühlen, Mauern, Wasserleitungen, Bächen und Brücken in der Stadt und ihrer Umgebung. 1774 wurde H. zum Oberbauschreiber ernannt. Nach seinem Entwurf begann seit 1777 auch der Neubau des Zittauer Rathauses. – Mit seinem Lebenswerk trug H. zum hohen Niveau der sächsischen Sakralbaukunst bei. Die von ihm errichteten Turmaufsätze besitzen hervorragende Proportionen, denen die Gestaltung der kirchlichen Innenräume nicht nachsteht.
Literatur U. Fehrmann, Andreas H. - ein sächsischer Baumeister, in: Sächsische Heimatblätter 8/1962, H. 9, S. 647-656; ders., Leben und Werk des Baumeisters Andreas H., 2 Bde., Diss. Dresden 1966. – Thieme/Becker, Bd. 18, Leipzig 1925, S. 60f.; H. Heckmann, Baumeister des Barock und Rokoko in Sachsen, Berlin 1996, S. 353-362.
Hermann Heckmann
16.8.2005
Empfohlene Zitierweise:
Hermann Heckmann, Artikel: Andreas Hünigen,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/10679 [Zugriff 2.11.2024].
Andreas Hünigen
Literatur U. Fehrmann, Andreas H. - ein sächsischer Baumeister, in: Sächsische Heimatblätter 8/1962, H. 9, S. 647-656; ders., Leben und Werk des Baumeisters Andreas H., 2 Bde., Diss. Dresden 1966. – Thieme/Becker, Bd. 18, Leipzig 1925, S. 60f.; H. Heckmann, Baumeister des Barock und Rokoko in Sachsen, Berlin 1996, S. 353-362.
Hermann Heckmann
16.8.2005
Empfohlene Zitierweise:
Hermann Heckmann, Artikel: Andreas Hünigen,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/10679 [Zugriff 2.11.2024].