Carl von Schönburg

C., über dessen Kindheit und Jugend nur wenig bekannt ist, erhielt eine an den Wertmaßstäben des sächsischen Hochadels lutherischer Konfession orientierte Erziehung in der schönburgischen Residenzstadt Wechselburg. Nachdem seine Familie 1849 nach Dresden übergesiedelt war, begann C. 1851 eine militärische Laufbahn in der österreichischen Armee. Die vorhandenen Nachrichten über C.s Militärzeit deuten nicht darauf hin, dass er sich in Kampfhandlungen besonders ausgezeichnet hätte. Er verließ die Armee 1859 im Rang eines Rittmeisters und verlobte sich 1860 in Dresden mit Barbara Repnin, einer Enkelin des ehemaligen sächsischen Generalgouverneurs Fürst Nikolaj Grigo´evič Repnin-Volkonskij. Die geplante Vermählung kam jedoch wegen zu hoher Ansprüche an den Ehevertrag seitens der Repninschen Familie nicht zustande. Stattdessen heiratete C. am 10.11.1864 die 19-jährige Gräfin Adelheid von Rechteren-Limpurg-Speckfeld aus einem fränkischen Adelsgeschlecht. Nach dem Tod des Vaters (1864) erbte C. die schönburgische Rezessherrschaft Forderglauchau und die Lehnsherrschaften Penig und Wechselburg. Als Bevollmächtigter der Lehnsherrschaften nahm er 1866 bis 1868 an den sächsischen Landtagen teil. – Zur allgemeinen Überraschung konvertierten C. und seine Ehefrau während einer Italienreise am 19.3.1869 zum Katholizismus. Dieses Ereignis erregte in der Heimat außerordentliches Aufsehen und wurde in der sächsischen Presse kontrovers diskutiert. V.a. die Tatsache, dass mit C. ein Mitglied einer bedeutenden sächsischen Grafenfamilie dem Luthertum abschwor, sorgte für erhebliche Unruhe in konservativen protestantischen Adelskreisen und verschärfte die Debatte über den Einfluss der Katholiken auf das politische und religiöse Leben in Sachsen. In C.s Herrschaftsgebiet verweigerten die Untertanen das übliche Kirchengebet für den Grafen und forderten die Aufgabe seiner Kirchenpatronatsrechte. C. selbst erklärte sich jedoch nur bereit, auf die Ausübung seiner Konsistorial- und Episkopalrechte zugunsten der protestantischen Mitglieder des Gesamthauses Schönburg zu verzichten. Auch trat er umgehend aus dem Johanniter-Orden aus, dessen Ehrenritter er war. Der Versuch C.s, aus der protestantischen Wechselburger Schlosskirche eine katholische Andachtsstätte zu machen, rief ebenfalls heftige Widerstände hervor und ging als „Wechselburger Kirchenstreit“ in die sächsische Kirchengeschichte ein. Mit C. steht die baugeschichtlich bedeutsame Renovierung der Schlosskirche 1871 bis 1884 in Zusammenhang. Dazu beauftragte er den Innsbrucker Maler und Bildhauer Michael Stolz, der den Innenraum vollständig bemalen und mit einem mariologisch-ekklesiologischen Bildprogramm versehen ließ. Diese Ausmalung wurde nach dem Zweiten Weltkrieg komplett entfernt. – In katholischen Kreisen genoss C. hohes Ansehen, was u.a. auf die beträchtliche finanzielle Förderung des katholischen Kirchenblatts für Sachsen zurückzuführen ist. Dagegen verminderte sich sein politischer Einfluss, als das Haus Schönbug seine letzten staatlichen Hoheitsrechte mit Wirkung vom 15.11.1878 an das Königreich Sachsen abtrat. C. verlor dabei sämtliche Justiz- und Verwaltungsbefugnisse über die Herrschaft Forderglauchau. – Von mehrjähriger Krankheit gezeichnet, starb C. 1898 in Genf auf dem Weg zu seinem Winteraufenthalt am Mittelmeer. Sein Leichnam wurde mit der Eisenbahn nach Wechselburg überführt. C. war Ehrenritter des Malteser-Ordens, Träger des Großkreuzes des Sächsischen Albertordens und zahlreicher anderer Auszeichnungen.

Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Staatsarchiv Chemnitz, Schönburgische Gesamtregierung; Gesamtkonsistorium, Herrschaft Forderglauchau, Herrschaft Wechselburg.

Literatur K. G. Eckardt, Genealogie und Familien-Geschichte des Hochfürstlichen und Hochgräflichen Hauses Schönburg, 1853 [MS], S. 417; F. Blanckmeister, Sächsische Kirchengeschichte, Dresden 21906, S. 460f. – DBA I.

Porträt Bildnis des Grafen C. von Schönburg-Forderglauchau als Leutnant von Kaiser Franz Josephs Dragonerregiment Nr. 3, M. Müller, 1853, Öl auf Leinwand, Museum und Kunstsammlung Schloss Hinterglauchau (Bildquelle).

Michael Wetzel
8.11.2007


Empfohlene Zitierweise:
Michael Wetzel, Artikel: Carl von Schönburg,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22374 [Zugriff 13.5.2024].

Carl von Schönburg



Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Staatsarchiv Chemnitz, Schönburgische Gesamtregierung; Gesamtkonsistorium, Herrschaft Forderglauchau, Herrschaft Wechselburg.

Literatur K. G. Eckardt, Genealogie und Familien-Geschichte des Hochfürstlichen und Hochgräflichen Hauses Schönburg, 1853 [MS], S. 417; F. Blanckmeister, Sächsische Kirchengeschichte, Dresden 21906, S. 460f. – DBA I.

Porträt Bildnis des Grafen C. von Schönburg-Forderglauchau als Leutnant von Kaiser Franz Josephs Dragonerregiment Nr. 3, M. Müller, 1853, Öl auf Leinwand, Museum und Kunstsammlung Schloss Hinterglauchau (Bildquelle).

Michael Wetzel
8.11.2007


Empfohlene Zitierweise:
Michael Wetzel, Artikel: Carl von Schönburg,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22374 [Zugriff 13.5.2024].