Theodor Fritsch

Nach dem Besuch der Realschule mit anschließender Einjährigenreifeprüfung arbeitete F. zwei Jahre lang im Maschinenbauwesen. Danach besuchte er für ein Semester die Gewerbeakademie in Chemnitz. Im August 1914 meldete er sich als Kriegsfreiwilliger. Er diente zunächst als Feldartillerist und ab Juni 1915 als Leutnant der Reserve sowohl an der West- als auch an der Ostfront. Für seine Verdienste im Ersten Weltkrieg erhielt F. den Sächsischen Albrechtsorden zweiter Klasse. Ab 1919 war F. im Buchhandel tätig. 1920 bis 1928 arbeitete er als Prokurist in dem von seinem Vater gegründeten Leipziger Hammer-Verlag, bis er sich schließlich 1929 als Sortimentsbuchhändler in Leipzig selbstständig machte. – Politisch seit frühester Kindheit durch die antisemitische Einstellung seines Vaters geprägt, wurde F. am 1.9.1927 Mitglied der sächsischen NSDAP, für die er mehrere Jahre als Ortsgruppenleiter tätig war. Außerdem gehörte er mindestens vier Jahre lang der SA an. Möglicherweise im Rahmen eines von der SA inszenierten Überfalls wurde er im März 1930 schwer verwundet. – Ab 1933 vertrat er die Interessen seiner Branche als Mitglied im Aktionsausschuss des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler. F. war als Buchhändler weitgehend unbedeutend, sodass seine Zugehörigkeit zur NSDAP und der damit verbundene politische Wert für den Vorstand des Börsenvereins ausschlaggebend für die Übernahme dieses Amts gewesen sein wird. Als im September 1933 der bislang privatrechtlich organisierte Börsenverein in die Reichsschrifttumskammer als Körperschaft des öffentlichen Rechts übernommen wurde, berief Joseph Goebbels F. als Mitglied in den Präsidialrat dieser Institution. F. war darüber hinaus 1934 bis 1945 Mitglied im Vorstand des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler. 1946 starb er im Kriegsgefangenenlager Mühlberg.

Literatur J.-P. Barbian, Der Börsenverein in den Jahren 1933 bis 1945, in: S. Füssel u.a. (Hg.), Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels 1825-2000, Frankfurt/Main 2000, S. 91-117, 360. – DBA II (P); H. A. L. Degener (Hg.), Wer ist’s?, Leipzig 1935, S. 452.

Barbara Hillen
9.6.2004


Empfohlene Zitierweise:
Barbara Hillen, Artikel: Theodor Fritsch,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/19422 [Zugriff 22.11.2024].

Theodor Fritsch



Literatur J.-P. Barbian, Der Börsenverein in den Jahren 1933 bis 1945, in: S. Füssel u.a. (Hg.), Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels 1825-2000, Frankfurt/Main 2000, S. 91-117, 360. – DBA II (P); H. A. L. Degener (Hg.), Wer ist’s?, Leipzig 1935, S. 452.

Barbara Hillen
9.6.2004


Empfohlene Zitierweise:
Barbara Hillen, Artikel: Theodor Fritsch,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/19422 [Zugriff 22.11.2024].