Carl Wilhelm Benno von Heynitz
Die Kindheit H.s liegt im Dunkeln. Ob er seine Kinderjahre wie sein älterer Bruder Friedrich Anton mehr auf dem Familiengut in Dröschkau bei Belgern oder in Dresden verbrachte, wo sein Vater tätig war, konnte bislang nicht mit letzter Sicherheit geklärt werden. 1752 bis 1754 besuchte er die Landesschule Schulpforte bei Naumburg. Am 11.10.1755 schrieb sich H. an der Universität Göttingen, der „Aufklärungsuniversität“, ein. Hier hörte er wahrscheinlich kameralistische Vorlesungen bei dem Göttinger Bergrat und Polizeidirektor
Johann Heinrich Gottlob von Justi. Nach seinem Studium wurde H. als Hofjunker am Hof
Karls I. von Braunschweig-Wolfenbüttel angestellt (19.4.1758) und drei Jahre darauf (27.5.1761) zum Kammerjunker bestallt. Gemeinsam mit dem zwei Jahre älteren Berg-Drosten und späteren kurfürstlich hannoverschen Berghauptmann
Nikolaus Friedrich von Reden - einem Schwager seines Bruders - unternahm H. 1763 bis 1765 eine Bildungsreise, die ihn durch Frankreich, England und die Niederlande führte und auf der er sich v.a. mit neuen Industrietechnologien bekannt machte. Nach dieser Reise entließ der braunschweigische Herzog H. auf dessen Gesuch hin am 9.9.1765 aus seinen Diensten. Noch im gleichen Monat, am 23.9., nahm H. eine Stelle als Auditor und designierter Berg-Drost (Berg-Amtmann) des bis 1788 zum Kurfürstentum Hannover gehörenden Communion-Bergamts Zellerfeld unter dem Drosten Graf von Reden an. – Im Frühsommer 1766 siedelte H. nach Kursachsen über. Hier wurde er im Juni 1766 zum 1. ordentlichen Beisitzer bei der am 11.2.1764 aus der Kommerziendeputation entwickelten Landes-Ökonomie-Manufaktur- und Kommerziendeputation bestallt und zugleich Wirklicher Akziserat im Generalakzisekollegium. Um eine Anstellung innerhalb der Landesbergverwaltung bemühte er sich wegen der durch seinen älteren Bruder ausgeübten Funktion eines Generalbergkommissars zunächst nicht. Vier Jahre darauf, am 15. 5.1770, trat H. in die 1764 gegründete Leipziger Ökonomische Sozietät ein, eine Gesellschaft, die sich v.a. der Verbesserung der gewerblichen- sowie land- und forstwirtschaftlichen Produktion verschrieben hatte. Am 4.1.1775 richtete H. ein Gesuch an Kurfürst Friedrich August III. (Friedrich August I., der Gerechte), um eine seinem Harzer Amt als Berg-Drost vergleichbare Anstellung zu erhalten. Daraufhin übertrug ihm der Landesherr (unter Beibehaltung seiner Besoldung als Akziserat und seiner Verpflichtung als Assessor bei der Kommerziendeputation) noch im Januar 1775 eine Stelle mit Sitz und Stimme im Oberbergamt unmittelbar nach dem Vizeberghauptmann Friedrich Wilhelm Heinrich von Trebra. H.s Vorgesetzte im Oberbergamt waren zu diesem Zeitpunkt der damals schon 72-jährige Oberberghauptmann
Adam Friedrich von Ponickau sowie Berghauptmann Gottfried Pabst von Ohain. – Nach seiner Heirat 1775 und der Geburt des Sohnes
Friedrich Gottlob Benno im Jahr darauf mietete H. für sich und seine Familie eine repräsentative Wohnung in der heutigen Burgstraße der Bergstadt Freiberg. Knapp fünf Jahre nach seinem Eintritt ins Oberbergamt bestallte Kurfürst Friedrich August III. H. im November 1779 zum Nachfolger von Trebras als Vizeberghauptmann. Bereits am 6.2. des gleichen Jahrs war er vom Kurfürsten zum Kommissar über das erst noch zu etablierende kursächsische Bergschulwesen ernannt worden. – Nach dem Ableben des bisherigen Berghauptmanns Pabst von Ohain wurde H. am 12.6.1784 als dessen Nachfolger im Amt verpflichtet. Als kurze Zeit darauf auch der bisherige Oberberghauptmann von Ponickau verstarb, übertrug der Kurfürst ihm auch dessen Dienstgeschäfte, allerdings ohne die Funktionsbezeichnung eines Oberberghauptmanns. H. blieb bis zu seinem Tod als Berghauptmann zugleich oberster Leiter der kursächsischen Landesbergbehörde. – Unter H.s Leitung entwickelte sich das kursächsische Montanwesen enorm. An der von ihm zugleich beaufsichtigten Bergakademie Freiberg wurden die theoretischen Voraussetzungen für den nahtlosen Übergang des Montanwesens von der vorindustriellen zur industriellen Gesellschaft geschaffen. Als Kommissar für das Bergschulwesen etablierte sich unter seiner Leitung ein Komplex hierarchisch aufeinander abgestimmter Schultypen für die Berufsausbildung unterer Bergbeamter sowie von Fachkräften des kursächsischen Berg- und Hüttenwesens. Dieser war in seiner Art einmalig und vergleichbaren Bildungseinrichtungen in Deutschland z.T. Jahrzehnte voraus.
Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 10384 Grundherrschaft Miltitz, Nr. 31, 10026 Geheimes Kabinett; Sächsisches Staatsarchiv - Bergarchiv Freiberg, 40001, Oberbergamt 3242; Landesschule Schulpforte, Archiv und Bibliothek; Universität Freiberg, Universitätsarchiv, Oberbergamts-Akten; Stadtarchiv Freiberg, FAV-HS Aa 99a.
Literatur G. v. Selle (Hg.), Die Matrikel der Georg-August-Universität zu Göttingen 1734-1837, Hildesheim u.a. 1937, S. 112, Nr. 4940; B. v. Heynitz, Beiträge zur Geschichte der Familie von Heynitz und ihrer Güter, I.-III. Teil, Kirchrode ²1971; A. Wenz-Haubfleisch, Claus Friedrich von Reden (1736-1791), in: B. Dorfey (Bearb.), Adel und Innovation, Detmold 1996, S. 26-32; H.-J. Kadatz, Friedrich Anton von Heynitz (1725-1802), Belgern 2005; H. E. Kaden, Kammerherr und Berghauptmann Carl Wilhelm Benno H., Freiberg 2011.
Porträt Carl Wilhelm Benno von H. in der Uniform eines kursächsischen Berghauptmannes[?], Replik des Originalgemäldes von A. Graff im Schloss Georgium in Dessau, Inv.-Nr. C 4846, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).
Herbert E. Kaden
24.7.2014
Empfohlene Zitierweise:
Herbert E. Kaden, Artikel: Carl Wilhelm Benno von Heynitz,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/10191 [Zugriff 2.11.2024].
Carl Wilhelm Benno von Heynitz
Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 10384 Grundherrschaft Miltitz, Nr. 31, 10026 Geheimes Kabinett; Sächsisches Staatsarchiv - Bergarchiv Freiberg, 40001, Oberbergamt 3242; Landesschule Schulpforte, Archiv und Bibliothek; Universität Freiberg, Universitätsarchiv, Oberbergamts-Akten; Stadtarchiv Freiberg, FAV-HS Aa 99a.
Literatur G. v. Selle (Hg.), Die Matrikel der Georg-August-Universität zu Göttingen 1734-1837, Hildesheim u.a. 1937, S. 112, Nr. 4940; B. v. Heynitz, Beiträge zur Geschichte der Familie von Heynitz und ihrer Güter, I.-III. Teil, Kirchrode ²1971; A. Wenz-Haubfleisch, Claus Friedrich von Reden (1736-1791), in: B. Dorfey (Bearb.), Adel und Innovation, Detmold 1996, S. 26-32; H.-J. Kadatz, Friedrich Anton von Heynitz (1725-1802), Belgern 2005; H. E. Kaden, Kammerherr und Berghauptmann Carl Wilhelm Benno H., Freiberg 2011.
Porträt Carl Wilhelm Benno von H. in der Uniform eines kursächsischen Berghauptmannes[?], Replik des Originalgemäldes von A. Graff im Schloss Georgium in Dessau, Inv.-Nr. C 4846, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).
Herbert E. Kaden
24.7.2014
Empfohlene Zitierweise:
Herbert E. Kaden, Artikel: Carl Wilhelm Benno von Heynitz,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/10191 [Zugriff 2.11.2024].