Ernst Gustav von Gersdorf

G., dessen Vater bereits vor seiner Geburt verstarb, erhielt eine für Söhne adliger Rittergutsbesitzer zeit- und landestypische Ausbildung. Zunächst von einem Hauslehrer unterrichtet, setzte er später seine Schulbildung am Bautzener Gymnasium fort. 1800 bis 1803 studierte G. an der Universität Leipzig Jura und 1804 bis 1805 Staatswissenschaft in Jena und Halle/Saale. Gemeinsam mit seinem Bruder Carl Heinrich Traugott erbte G. nicht nur den Landsitz seines Vaters, sondern auch die Rittergüter seines Großonkels Adolph Traugott von Gersdorf. Die Brüder glichen ihre Anteile so aus, dass G. alleiniger Besitzer des Ritterguts Grödnitz wurde. 1808/09 reiste G., unterstützt von einem Familienstipendium, über Österreich nach Italien, Südfrankreich und die Schweiz und weilte einige Zeit in Paris. Seit 1811 gehörte G. der Ritterschaft in der Oberlausitzischen Ständeversammlung an und wurde im November 1812 als einer der beiden Landesältesten des Budissiner Kreises in den 15-köpfigen Engeren Ausschuss der Ritterschaft aufgenommen. Als 1817, zwei Jahre nach der Teilung Sachsens durch den Wiener Kongress, erstmals ein vereinigter Sächsischer Landtag zusammentrat, in den die verbliebenen Teile der Oberlausitz und der vormals kursächsischen Kreise integriert wurden, gehörte G. in diesem Parlament dem Engeren Ausschuss der Ritterschaft an. In dieser Funktion nahm er auch an den Beratungen zur Verfassung von 1831 teil. Als einer der reichsten Rittergutsbesitzer des Landes wurde er 1832 vom König zum Mitglied der Ersten Kammer des konstitutionellen Landtags ernannt. Dieses Haus des Parlaments schlug dem König zu Beginn jeden Landtags drei Kandidaten für das Amt des Präsidenten vor. G. übte dieses Amt bei den ersten vier Landtagen aus. Etwa zwei Monate nach dem Ende des Landtags 1842/43 verstarb G. im Alter von 63 Jahren.

Literatur W. v. Bötticher, Geschichte des oberlausitzischen Adels und seiner Güter 1635-1815, Bd. 1, Görlitz 1912, S. 548-553; E. Hartstock, „Thue Recht und schone Niemand“. G. (1780-1843), in: Landtagskurier Freistaat Sachsen 1/1991, Nr. 2, S. 3; J. Matzerath, Aspekte sächsischer Landtagsgeschichte. Präsidenten und Abgeordnete von 1833 bis 1952, Dresden 2001, S. 11f. (Bildquelle). – NDB 6, S. 319.

Josef Matzerath
26.8.2008


Empfohlene Zitierweise:
Josef Matzerath, Artikel: Ernst Gustav von Gersdorf,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/16622 [Zugriff 15.5.2024].

Ernst Gustav von Gersdorf



Literatur W. v. Bötticher, Geschichte des oberlausitzischen Adels und seiner Güter 1635-1815, Bd. 1, Görlitz 1912, S. 548-553; E. Hartstock, „Thue Recht und schone Niemand“. G. (1780-1843), in: Landtagskurier Freistaat Sachsen 1/1991, Nr. 2, S. 3; J. Matzerath, Aspekte sächsischer Landtagsgeschichte. Präsidenten und Abgeordnete von 1833 bis 1952, Dresden 2001, S. 11f. (Bildquelle). – NDB 6, S. 319.

Josef Matzerath
26.8.2008


Empfohlene Zitierweise:
Josef Matzerath, Artikel: Ernst Gustav von Gersdorf,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/16622 [Zugriff 15.5.2024].