Matthias Eckel

E., der als Rentschreiber und Kammermeister für Herzog Georg (der Bärtige) und dessen Bruder Heinrich (der Fromme) tätig war, gehörte um 1520 zum Leipziger Musikkreis um Georg Rhaw und verfasste frühevangelische Kompositionen. – E. stammte aus einer ratsfähigen Freiberger Familie, die sich ab dem 14. Jahrhundert nachweisen lässt. Wo er seine Ausbildung erhielt kann nur gemutmaßt werden. Jedoch kann eine Einschreibung an einer Universität ausgeschlossen werden. Ab 1516 ist seine Anstellung bei Herzog Georg als Rentschreiber belegt. Unter der Leitung des Landrentmeisters Georg von Wiedebach verwaltete er somit die gesamten Finanzen des Fürstenhofs, zunächst in Leipzig und nach einer Verwaltungsreform ab 1524 unter der Aufsicht verschiedener Kammermeister in Dresden. – 1533 bis 1537 arbeitete E. als Kammermeister am Hof Herzog Heinrichs in Freiberg. Der Wechsel hängt aller Wahrscheinlichkeit nach mit seinem Bekenntnis zur Lehre Martin Luthers zusammen. Dafür spricht die im selben Jahr ergangene Entlassung mehrerer Angestellter vom Hof Georgs aus Glaubensgründen und die Bemühungen Heinrichs und seiner Frau Katharina, am Freiberger Hof die Auffassungen Luthers durch den Theologen Georg Schumann zu hören sowie das Abendmahl in beiderlei Gestalt zu empfangen. – Die erste Komposition E.s, die dem Leipziger Rat gewidmete Motette „39. cap. Ecclesiastici“, stammt aus dem Jahr 1516. Es folgten 51 weitere Kompositionen in lateinischer Sprache (Hymnen, Motetten, Messen, Messteile), von denen 33 nur fragmentarisch überliefert sind, sowie neun deutsche Lieder. E. war nie als Komponist angestellt. Zu seinen Lebzeiten wurden lediglich zwei seiner Motetten publiziert. Ab 1538 verbreitete v.a. Georg Rhaw E.s Werke. Sie kannten sich aus ihrer mit anderen Komponisten gemeinsam verbrachten Zeit in Leipzig. Rhaw lag die musikalische Ausgestaltung evangelischer Gottesdienste sehr am Herzen, was sich an seinen Editionen ablesen lässt. Damit förderte er eine ausgeprägte, eigenständige mitteldeutsche Musiklandschaft, zu der auch E. einen Teil beitrug, denn er gilt als der erste Komponist im albertinischen Sachsen, der Elemente des reifen Josquin-Stils, auch franko-flämische Musik genannt, aufgriff und verarbeitete. Dieser niederländische Imitationsstil war zu dieser Zeit der modernste in Europa. Im 19. Jahrhundert wurde E. dann im Zuge der Wiederbelebung der Vokalmusik des 16. Jahrhunderts v.a. als Meister des Kontrapunkts hochgelobt.

Literatur M. Herrmann, Zur Biographie von Matthias E. und zum niederländischen Einfluß auf sein Werk, in: W. Steude (Hg.), Aneignung durch Verwandlung. Aufsätze zur deutschen Musik und Architektur des 16. und 17. Jahrhunderts, Laaber 1998, S. 9-72 (WV); Y. Hoffmann/U. Richter (Hg.), Herzog Heinrich der Fromme, Beucha 2007; M. Herrmann, „aufs herlichst mit urgeln und gesang figurative“, in: ders. (Hg.), Musik im mittelalterlichen Dresden, Altenburg 2008, S. 123-135. – ADB 5, S. 609; DBA I, II, III; MGG 3, Sp. 1090f.; MGG2P 6, Sp. 62f.; NGroveD (1980) 5, S. 826; L. E. Gerber, Neues historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler, Bd. 2, Leipzig 1812, Sp. 16f.; H. Abert, Illustriertes Musiklexikon, Stuttgart 1927, S. 354; RiemannL, Bd. 1, Berlin 111929, S. 449; R. Eitner, Biographisch-bibliographisches Quellenlexikon der Musik und Musikgelehrten der christlichen Zeitrechnung bis zur Mitte des neunzehnten Jahrhunderts, Bd. 3, Graz 21959, S. 313f.; M. Honegger/G. Massenkeil (Hg.), Das große Lexikon der Musik, Bd. 2, Freiburg/Breisgau 1992, S. 400; H. Hassler (Hg.), Musiklexikon, Bd. 1, Stuttgart/Weimar 22005, S. 749.

Christin-Elisabeth Härtel
13.8.2012


Empfohlene Zitierweise:
Christin-Elisabeth Härtel, Artikel: Matthias Eckel,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/23771 [Zugriff 4.11.2024].

Matthias Eckel



Literatur M. Herrmann, Zur Biographie von Matthias E. und zum niederländischen Einfluß auf sein Werk, in: W. Steude (Hg.), Aneignung durch Verwandlung. Aufsätze zur deutschen Musik und Architektur des 16. und 17. Jahrhunderts, Laaber 1998, S. 9-72 (WV); Y. Hoffmann/U. Richter (Hg.), Herzog Heinrich der Fromme, Beucha 2007; M. Herrmann, „aufs herlichst mit urgeln und gesang figurative“, in: ders. (Hg.), Musik im mittelalterlichen Dresden, Altenburg 2008, S. 123-135. – ADB 5, S. 609; DBA I, II, III; MGG 3, Sp. 1090f.; MGG2P 6, Sp. 62f.; NGroveD (1980) 5, S. 826; L. E. Gerber, Neues historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler, Bd. 2, Leipzig 1812, Sp. 16f.; H. Abert, Illustriertes Musiklexikon, Stuttgart 1927, S. 354; RiemannL, Bd. 1, Berlin 111929, S. 449; R. Eitner, Biographisch-bibliographisches Quellenlexikon der Musik und Musikgelehrten der christlichen Zeitrechnung bis zur Mitte des neunzehnten Jahrhunderts, Bd. 3, Graz 21959, S. 313f.; M. Honegger/G. Massenkeil (Hg.), Das große Lexikon der Musik, Bd. 2, Freiburg/Breisgau 1992, S. 400; H. Hassler (Hg.), Musiklexikon, Bd. 1, Stuttgart/Weimar 22005, S. 749.

Christin-Elisabeth Härtel
13.8.2012


Empfohlene Zitierweise:
Christin-Elisabeth Härtel, Artikel: Matthias Eckel,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/23771 [Zugriff 4.11.2024].