Helene Glatzer
Geboren als Tochter einer Arbeiterfamilie absolvierte G. 1908 bis 1916 die achtklassige Volksschule, zunächst in Berlin, später in Weinböhla bei Dresden, wohin die Familie umgezogen war. Nach einer Ausbildung an der Handelsschule in Coswig war sie als Kontoristin in Dresden bei verschiedenen Firmen tätig. Nach dem frühen Tod des Vaters trug G. mit ihrem Einkommen zum Unterhalt der Mutter und der jüngeren Schwester bei. – 1916 wurde G. Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterjugend (SAJ). 1919 trat sie in Weinböhla in die USPD und die Freie Sozialistische Jugend ein, aus der der Kommunistische Jugendverband Deutschlands (KJVD) hervorging. In der kommunistischen Jugendarbeit begann ihre politische Tätigkeit. Die Gewinnung neuer Mitglieder für die kommunistische Jugend sowie der Aufbau kommunistischer Kindergruppen in Ostsachsen standen zunächst im Vordergrund ihrer Arbeit. G. war maßgeblich dafür verantwortlich, dass 1923 eine erste Konferenz kommunistischer Kindergruppen in Ostsachsen durchgeführt wurde. Als sich im Juli 1922 eine KPD-Ortsgruppe in Weinböhla formierte, trat G. in die Partei ein und wurde wenig später Mitglied der erweiterten Bezirksleitung Ostsachsen des KJVD. Wesentlich beteiligt war G. am Aufbau des Roten Frauen- und Mädchenbunds im Bezirk Ostsachsen, der ersten proletarischen Frauenorganisation Deutschlands. Sie trat vielfach als Referentin für die KPD und den Roten Frauen- und Mädchenbund in Erscheinung. Ferner engagierte sie sich in verschiedenen Verbänden wie der Roten Hilfe, der Internationalen Arbeiterhilfe und in Sportorganisationen. 1927 übernahm G. die Funktion der Gauleiterin des Roten Frauen- und Mädchenbunds in Ostsachsen, 1929 wurde sie in die KPD-Bezirksleitung gewählt, wo sie in der Organisations- und Frauenabteilung tätig war und wie schon vordem eng mit Olga Körner und
Elsa Frölich zusammenarbeitete. 1929 nahm sie am Parteitag der KPD in Berlin-Wedding und am Reichskongress des Roten Frauen- und Mädchenbunds teil. 1929 in den Sächsischen Landtag gewählt, setzte sich G. v.a. für die Gleichberechtigung und soziale Sicherung von Arbeiterfrauen ein, widmete sich der Verbesserung der Ausbildung und der Lage der Lehrlinge und trat z.B. für die sozialen Belange der Hebammen ein. 1930 legte G. ihr Mandat nieder und hielt sich von da an zumeist in der Sowjetunion auf. Nach einem Studium an der Lenin-Schule der Kommunistischen Internationalen arbeitete sie im Büro der Komintern. Im Januar 1935 kehrte sie auf Geheiß der Partei illegal nach Deutschland zurück, um die Arbeit der KPD-Bezirksorganisation Halle zu unterstützen. Sie wurde jedoch bereits am 26.1.1935 festgenommen und starb fünf Tage später im Polizeigefängnis Halle an den Folgen massiver Folterungen.
Quellen Stadtarchiv Dresden, Frauenstadtarchiv, Zeitungsausschnittsammlung Helene G.
Literatur B. Grunert, Stets rührig und ideenreich – so leistete sie Parteiarbeit, in: Sächsische Zeitung Dresden 42/1987, 6.2.1987, S. 2. – DBA II, III; H. Weber/A. Herbst, Deutsche Kommunisten von 1918 bis 1945, Berlin 2004, S. 248 (Bildquelle).
Lutz Vogel
22.12.2004
Empfohlene Zitierweise:
Lutz Vogel, Artikel: Helene Glatzer,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/16759 [Zugriff 2.11.2024].
Helene Glatzer
Quellen Stadtarchiv Dresden, Frauenstadtarchiv, Zeitungsausschnittsammlung Helene G.
Literatur B. Grunert, Stets rührig und ideenreich – so leistete sie Parteiarbeit, in: Sächsische Zeitung Dresden 42/1987, 6.2.1987, S. 2. – DBA II, III; H. Weber/A. Herbst, Deutsche Kommunisten von 1918 bis 1945, Berlin 2004, S. 248 (Bildquelle).
Lutz Vogel
22.12.2004
Empfohlene Zitierweise:
Lutz Vogel, Artikel: Helene Glatzer,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/16759 [Zugriff 2.11.2024].