Nikolaus von Ebeleben

E. entstammte einem alten Adelsgeschlecht aus dem ernestinischen Teil Sachsens, zu welchem u.a. die Stamm- und Geschlechtshäuser Balhausen, Ebeleben, Götzen, Wartenburg, Westerburg, Marksußra und Hedersleben gehörten. Das Wappen derer von Ebeleben zeigte einen von Weiß und Rot quer geteilten Schild. – E. studierte zunächst Rechtswissenschaften in Erfurt. Im Anschluss daran führte ihn eine Bildungsreise 1540/41 nach Paris und 1543 nach Bologna. Als E. 1548 oder 1549 wieder in seine Heimat zurückkehrte, wurde er noch im selben Jahr Domherr in Meißen. 1552 stand er im Dienst Herzog Augusts von Sachsen und wirkte als Gesandter bei König Ferdinand I. von Böhmen. E. erwarb 1563 das Rittergut Ballenstedt als Familienbesitz und zog sich dorthin zurück. Seine Tätigkeiten am sächsischen Hof gab er auf. Mit seinem Gut verschuldete er sich enorm. 1574 gab es Verhandlungen mit Kurfürst August über den Verkauf des Ritterguts, der allerdings wegen des zu hohen Preises nicht realisiert werden konnte. Der Kurfürst soll E. geraten haben, seinen Besitz besser zu bewirtschaften. – Bekanntheit erlangte E. durch seine Büchersammlung, die er zum Teil aus Paris und Bologna mit nach Sachsen brachte. Sie umfasste mehr als 400 Bände, von denen heute noch etwa 49 nachweisbar sind. Herausragend sind einige Bucheinbände; einen davon ließ E. z.B. 1541 in Paris im Grolier-Stil anfertigen, weitere Einbände sind zwischen 1543 und 1548 in Bologna gefertigt worden. Dies trug wesentlich mit zur Verbreitung des italienischen und des französischen Einbandstils in Sachsen bei. Einige Exemplare befinden sich heute im Deutschen Buch- und Schriftmuseum Leipzig, in der Universitätsbibliothek Leipzig sowie in der Sächsischen Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek in Dresden. Zudem war E. im Besitz einer großen Zahl geistlicher Bücher, zahlreicher Bibelausgaben, Psalm- und Gesangsbücher sowie von Werken Martin Luthers und Philipp Melanchthons. Deshalb wird E. häufig als Humanist betitelt. – E. verstarb hoch verschuldet als Domherr in Merseburg. Nach seinem Tod wurde seine Bibliothek durch einen Buchbinder aus Merseburg und den Buchhändler Jacob Apel aus Leipzig verzeichnet. Der Katalog ist später mehrfach veröffentlicht worden.

Quellen Codex diplomaticus Saxoniae regiae, II. Hauptteil, Bd. 3: Urkundenbuch des Hochstifts Meißen, Teil 3, hrsg. von E. G. Gersdorf, Leipzig 1864, S. 387, 390; Stadtarchiv Leipzig, Ratsarchiv, Nachlassinventar.

Literatur G. A. E. Bogeng, Die großen Bibliophilen, Bd. 1, Leipzig 1922, S. 242; H. Herbst, Nikolaus von E., ein deutscher Bücherfreund des 16. Jahrhunderts, in: Zeitschrift für Buchkunde 1/1924, S. 123-130 (P); J. Hoffmann, Die Bibliothek des Nikolaus von E., in: Zeitschrift für Bücherfreunde 1926, S. 82-91; H. Gröger, Tausend Jahre Meißen, Meißen 1929, S. 264, 404; I. Schunke, Ein deutscher Ebeleben-Meister, in: Zeitschrift für Bücherfreunde 1931, S. 85-95; F. Juntke, Nicolaus von E. in Paris, in: H. Widmann (Hg.), Gutenberg Jahrbuch 1971, S. 380-383. – DBA II; DBE 2, S. 664; NDB 4, S. 218; V. König, Genealogische Adels-Historie oder Geschlechts-Beschreibung, Bd. 2, Leipzig 1729, S. 361-367; E. Kneschke, Neues allgemeines deutsches Adels-Lexikon, Bd. 2, Leipzig 1860, S. 618; J. Kirchner, Lexikon des Buchwesens, Bd. 1, Stuttgart 1952, S. 203; S. Corsten/G. Pflug/F. A. Schmidt-Künsemüller, Lexikon des gesamten Buchwesens, Bd. 2, Stuttgart 1989, S. 405; K. K. Walther, Lexikon der Buchkunst und Bibliophilie, Augsburg 1994, S. 160; www.zedler-lexikon.de.

Anna-Caroline Müller
21.7.2008


Empfohlene Zitierweise:
Anna-Caroline Müller, Artikel: Nikolaus von Ebeleben,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/1255 [Zugriff 20.4.2024].

Nikolaus von Ebeleben



Quellen Codex diplomaticus Saxoniae regiae, II. Hauptteil, Bd. 3: Urkundenbuch des Hochstifts Meißen, Teil 3, hrsg. von E. G. Gersdorf, Leipzig 1864, S. 387, 390; Stadtarchiv Leipzig, Ratsarchiv, Nachlassinventar.

Literatur G. A. E. Bogeng, Die großen Bibliophilen, Bd. 1, Leipzig 1922, S. 242; H. Herbst, Nikolaus von E., ein deutscher Bücherfreund des 16. Jahrhunderts, in: Zeitschrift für Buchkunde 1/1924, S. 123-130 (P); J. Hoffmann, Die Bibliothek des Nikolaus von E., in: Zeitschrift für Bücherfreunde 1926, S. 82-91; H. Gröger, Tausend Jahre Meißen, Meißen 1929, S. 264, 404; I. Schunke, Ein deutscher Ebeleben-Meister, in: Zeitschrift für Bücherfreunde 1931, S. 85-95; F. Juntke, Nicolaus von E. in Paris, in: H. Widmann (Hg.), Gutenberg Jahrbuch 1971, S. 380-383. – DBA II; DBE 2, S. 664; NDB 4, S. 218; V. König, Genealogische Adels-Historie oder Geschlechts-Beschreibung, Bd. 2, Leipzig 1729, S. 361-367; E. Kneschke, Neues allgemeines deutsches Adels-Lexikon, Bd. 2, Leipzig 1860, S. 618; J. Kirchner, Lexikon des Buchwesens, Bd. 1, Stuttgart 1952, S. 203; S. Corsten/G. Pflug/F. A. Schmidt-Künsemüller, Lexikon des gesamten Buchwesens, Bd. 2, Stuttgart 1989, S. 405; K. K. Walther, Lexikon der Buchkunst und Bibliophilie, Augsburg 1994, S. 160; www.zedler-lexikon.de.

Anna-Caroline Müller
21.7.2008


Empfohlene Zitierweise:
Anna-Caroline Müller, Artikel: Nikolaus von Ebeleben,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/1255 [Zugriff 20.4.2024].