Frido Mětšk

M. war auf dem Gebiet der Literaturgeschichte und Geschichte einer der produktivsten Sorabisten seiner Zeit. – M. besuchte 1927 bis 1936 das Kreuzgymnasium in Dresden und studierte 1936 bis 1940 Lehramt an höheren Schulen in den Fächern Latein, Griechisch und Geschichte in Frankfurt/Oder, Halle/Saale und Jena. 1940 promovierte er mit der Arbeit „ Heinrich Milde (1676-1739). Ein Beitrag zur Geschichte der slawistischen Studien in Halle“. 1941 bis 1945 war M. Soldat der Wehrmacht und bis 1949 in sowjetischer Kriegsgefangenschaft. – Aus Interesse für die sorbischen Vorfahren väterlicherseits beschäftigte sich M. seit seiner Jugend autodidaktisch mit der sorbischen Sprache und Literatur. Auf Vermittlung seines sorbischen Mentors Ota Wićaz (Otto Lehmann) übernahm er nach seiner Rückkehr 1949 bis 1954 die Leitung der Sorbischen Erweiterten Oberschule in Bautzen, an deren Aufbau er maßgeblich beteiligt war. Anschließend war M. 1955 bis 1981/86 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für sorbische Volksforschung, davon 1955 bis 1958 als Leiter der Abteilung Geschichte, 1958 bis 1968 als Leiter des Arbeitsbereichs Landeskunde (Demografie) und 1960 bis 1981 als Leiter des Sorbischen Kulturarchivs. – In seiner Habilitation „Der Kurmärkisch-wendische Distrikt“ (1964) stellte M. die im Verlauf des 15. und 16. Jahrhunderts an Brandenburg übergegangenen Gebiete der Niederlausitz in den Fokus seiner Untersuchungen. Sein Verdienst besteht in der Zusammenführung und Publikation der verstreuten Archivdokumente zu dieser Problematik. M. verknüpfte bei seinen Betrachtungen demografische, siedlungs-, sozial- und kirchengeschichtliche Aspekte. Als sorbischen Historiker beschäftigte ihn der zuvor nur wenig beachtete ethnische Gesichtspunkt in besonderem Maß. Die von ihm zusammengetragenen Quellen bestärkten ihn, von einer administrativen Germanisierung der dort lebenden Sorben zu sprechen. Die ethnische Perspektive wie auch die kontroversen Quelleninterpretationen waren wichtige Anliegen seiner Forschungstätigkeit. Eine weitere Monografie zur Geschichte der Sorben publizierte M. 1968 zu dem Thema „Die Stellung der Sorben in der territorialen Verwaltungsgliederung des deutschen Feudalismus“. – Durch seine Tätigkeit als Leiter des Archivs am Institut für sorbische Volksforschung wurden die Archivalien des ehemaligen Maćica-Archivs seit 1956 wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Über den historischen Bestand hinaus bemühte sich M. um den Ausbau des Archivs zu einem sorbischen Zentralarchiv. In seinen letzten Lebensjahren wandte er sich wieder stärker den Biografien und Werken niedersorbischer Dichter und Schriftsteller zu. Hervorzuheben sind besonders seine Studien über Kito und Bogumił Šwjela (Christian und Gotthold Schwela), Mato Kosyk (Matthias Kossick) und den aus Hannover stammenden und in Sorbisch dichtenden Sprachwissenschaftler und Dichter Georg Sauerwein. Für seine wissenschaftliche Forschungsarbeit wurde M. 1959 der Ćišinski-Preis verliehen.

Quellen Sorbisches Kulturarchiv Bautzen, Nachlass M.

Werke Heinrich Milde (1676-1739). Ein Beitrag zur Geschichte der slawistischen Studien in Halle, Leipzig 1941; Der Kurmärkisch-wendische Distrikt, Bautzen 1965; Bjerduški. Wubrana lyrika a proza [Bjerduški. Ausgewählte Lyrik und Prosa], Bautzen 1967; Die Stellung der Sorben in der territorialen Verwaltungsgliederung des deutschen Feudalismus, Bautzen 1968; mit R. Eckert, Bibliographie der in der DDR und von DDR-Wissenschaftlern im Ausland veröffentlichten baltischen Arbeiten (1948-1968), in: R. Eckert (Hg.), Baltische Studien, Berlin 1971, S. 75-98; Studien zur Geschichte sorbisch-deutscher Kulturbeziehungen, Bautzen 1981.

Literatur P. Kunze/H. Völkel, Bibliographie der Veröffentlichungen von Frido M., in: Lětopis B 23/1976, H. 1, S. 83-127 (WV); P. Nowotny, Dr. phil. habil. Frido M., in: Zeitschrift für Slawistik 22/1977, H. 2, S. 291f.; P. Kunze, Bibliographie der Veröffentlichungen von Frido M. 1975-1980, in: Frido M., Studien zur Geschichte sorbisch-deutscher Kulturbeziehungen, Bautzen 1981, S. 243-253 (WV); O. Vistdal, Dr. Frido M. zum Gedächtnis, in: Dr. Georg Sauerwein. 1. Internationales Sauerwein-Symposion, Gronau/Leine 1994, S. 194-200 (WV); A. Bresan, Dr. phil. habil. Frido M./Alfred Mietzschke (1916-1990), in: Lětopis 57/2010, H. 2, S. 131-136. – DBA III.

Porträt Frido M., G. Hopf, 1987, Fotografie, Domowina-Verlag Bautzen (Bildquelle).

Annett Bresan
24.5.2017


Empfohlene Zitierweise:
Annett Bresan, Artikel: Frido Mětšk,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22545 [Zugriff 22.11.2024].

Frido Mětšk



Quellen Sorbisches Kulturarchiv Bautzen, Nachlass M.

Werke Heinrich Milde (1676-1739). Ein Beitrag zur Geschichte der slawistischen Studien in Halle, Leipzig 1941; Der Kurmärkisch-wendische Distrikt, Bautzen 1965; Bjerduški. Wubrana lyrika a proza [Bjerduški. Ausgewählte Lyrik und Prosa], Bautzen 1967; Die Stellung der Sorben in der territorialen Verwaltungsgliederung des deutschen Feudalismus, Bautzen 1968; mit R. Eckert, Bibliographie der in der DDR und von DDR-Wissenschaftlern im Ausland veröffentlichten baltischen Arbeiten (1948-1968), in: R. Eckert (Hg.), Baltische Studien, Berlin 1971, S. 75-98; Studien zur Geschichte sorbisch-deutscher Kulturbeziehungen, Bautzen 1981.

Literatur P. Kunze/H. Völkel, Bibliographie der Veröffentlichungen von Frido M., in: Lětopis B 23/1976, H. 1, S. 83-127 (WV); P. Nowotny, Dr. phil. habil. Frido M., in: Zeitschrift für Slawistik 22/1977, H. 2, S. 291f.; P. Kunze, Bibliographie der Veröffentlichungen von Frido M. 1975-1980, in: Frido M., Studien zur Geschichte sorbisch-deutscher Kulturbeziehungen, Bautzen 1981, S. 243-253 (WV); O. Vistdal, Dr. Frido M. zum Gedächtnis, in: Dr. Georg Sauerwein. 1. Internationales Sauerwein-Symposion, Gronau/Leine 1994, S. 194-200 (WV); A. Bresan, Dr. phil. habil. Frido M./Alfred Mietzschke (1916-1990), in: Lětopis 57/2010, H. 2, S. 131-136. – DBA III.

Porträt Frido M., G. Hopf, 1987, Fotografie, Domowina-Verlag Bautzen (Bildquelle).

Annett Bresan
24.5.2017


Empfohlene Zitierweise:
Annett Bresan, Artikel: Frido Mětšk,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22545 [Zugriff 22.11.2024].