Werner Vogelsang
V. war ein früher Exponent der nationalsozialistischen Bewegung im oberen Erzgebirge und bekleidete langjährig hohe regionale Parteiämter. – V. absolvierte zunächst 1901 bis 1906 die Volksschule in Schlettau und zwischen 1906 und 1912 das Realgymnasium in Annaberg. Anschließend besuchte er die Staatslehranstalt Hamburg und schlug eine Marine-Ingenieur-Laufbahn ein. Er nahm 1914 bis 1918 am Ersten Weltkrieg teil, u.a. auf Torpedobooten und dem Panzerkreuzer „Derfflinger“. 1919 war er an der Flottenversenkung in Scapa Flow beteiligt und geriet danach in englische Kriegsgefangenschaft, aus der er 1920 entlassen wurde. Im selben Jahr erfolgte seine Entlassung aus der Marine mit dem Dienstgrad eines Leutnant-Ingenieurs a.D. 1920 bis 1932 war er kaufmännisch tätig. Kurzzeitig arbeitete er auch als Schauspieler am Annaberger Grenzlandtheater. – Bereits 1923 war V. in der NSDAP aktiv. Er trat zunächst als Mitglied in die Münchner Ortsgruppe ein, bevor er am 26.9.1923 den Versuch unternahm, eine erste obererzgebirgische Ortsgruppe der NSDAP zu gründen. Eine dazu einberufene Versammlung wurde jedoch aufgelöst und das zu dieser Zeit gültige Parteiverbot verhinderte zunächst einen weiteren Anlauf. Erst 1929 trat er wieder in die Partei ein. Er wurde Vorsitzender des Bezirkstags der Amtshauptmannschaft Annaberg, zugleich Mitglied des Kreisausschusses der NSDAP und Ortsgruppenleiter seiner Heimatstadt Schlettau. Er galt als charismatischer Politiker, der große Beliebtheit u.a. auch dadurch errang, dass er sich gelegentlich der erzgebirgischen Mundart bei seinen Reden bediente und so seine Nähe zur Bevölkerung zum Ausdruck brachte. – Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme war er ab Mai 1933 bis Kriegsende NSDAP-Kreisleiter in Annaberg. Ab 1936 war V. Reichstagsabgeordneter im Wahlkreis Leipzig. Außerdem nahm er Funktionen als Gauredner der Partei in Sachsen und als Reichsredner wahr und agierte zudem als Oberbereichsleiter. – Populär wurde V. auch durch sein Engagement im Erzgebirgsverein, dessen Vorsitz er im Dezember 1937 übernahm. Zudem war er „Beauftragter für erzgebirgische Volkstums- und Mundartfragen“ seiner Partei. 1939 wurde V. als Korvettenkapitän d.R. zur Kriegsmarine einberufen, ab 9.11.1942 war er Standartenführer der SA-Gruppe Sachsen. – Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde V. am 28.5.1946 als „aktives Mitglied der faschistischen Partei“ verhaftet und anschließend in die Sowjetunion verbracht. Er verstarb dort im Gefängnisort Vladimir, in dem v.a. relativ bekannte Verurteilte gefangen gehalten wurden.
Quellen Stadtarchiv Annaberg-Buchholz, Akten der Stadtverordneten; Auskunft der Stiftung Sächsische Gedenkstätten, Klaus-Dieter Müller, 3.7.2007.
Werke Liebe Erzgebirger!, in: Glückauf! 58/1938, H. 3, S. A 18.
Literatur Chemnitzer Tageblatt, 17.5.1933; E. Lang, Kampf und Sieg der nationalsozialistischen Bewegung im Grenzlandkreis Annaberg/Obererzgebirge!, in: F. Köhler (Hg.), Vom silbernen Erzgebirge, Bd. 1, Schwarzenberg 1938, S. 218-236; T. Schaarschmidt, Regionalkultur und Diktatur, Köln/Weimar/Wien 2002; J. Lilla (Bearb.), Statisten in Uniform, Düsseldorf 2004, S. 689; F. Weil, Entmachtung im Amt, Köln/Weimar/Wien 2004, S. 39-44; L. Vogel, Nationalsozialistische „Machtergreifung“ und Gleichschaltung in Annaberg im oberen Erzgebirge, in: NASG 78/2007, S. 307-323. – DBA II; E. Kienast (Hg.), Der Deutsche Reichstag 1936, Berlin 1936, S. 337; ders. (Hg.), Der Großdeutsche Reichstag 1938, Berlin 1938, S. 436 (Bildquelle).
Lutz Vogel
23.2.2012
Empfohlene Zitierweise:
Lutz Vogel, Artikel: Werner Vogelsang,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/24854 [Zugriff 26.12.2024].
Werner Vogelsang
Quellen Stadtarchiv Annaberg-Buchholz, Akten der Stadtverordneten; Auskunft der Stiftung Sächsische Gedenkstätten, Klaus-Dieter Müller, 3.7.2007.
Werke Liebe Erzgebirger!, in: Glückauf! 58/1938, H. 3, S. A 18.
Literatur Chemnitzer Tageblatt, 17.5.1933; E. Lang, Kampf und Sieg der nationalsozialistischen Bewegung im Grenzlandkreis Annaberg/Obererzgebirge!, in: F. Köhler (Hg.), Vom silbernen Erzgebirge, Bd. 1, Schwarzenberg 1938, S. 218-236; T. Schaarschmidt, Regionalkultur und Diktatur, Köln/Weimar/Wien 2002; J. Lilla (Bearb.), Statisten in Uniform, Düsseldorf 2004, S. 689; F. Weil, Entmachtung im Amt, Köln/Weimar/Wien 2004, S. 39-44; L. Vogel, Nationalsozialistische „Machtergreifung“ und Gleichschaltung in Annaberg im oberen Erzgebirge, in: NASG 78/2007, S. 307-323. – DBA II; E. Kienast (Hg.), Der Deutsche Reichstag 1936, Berlin 1936, S. 337; ders. (Hg.), Der Großdeutsche Reichstag 1938, Berlin 1938, S. 436 (Bildquelle).
Lutz Vogel
23.2.2012
Empfohlene Zitierweise:
Lutz Vogel, Artikel: Werner Vogelsang,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/24854 [Zugriff 26.12.2024].