Carl Bangert
B. ist als richtunggebender Fachmann der Fernmeldetechnik bekannt geworden, der an der Entwicklung des Rundfunks mitwirkte. – B. besuchte das Wöhler- und das Goethe-Gymnasium in Frankfurt/Main und erhielt Ostern 1901 das Reifezeugnis. Anschließend studierte er Mathematik und Naturwissenschaften an den Universitäten in München, Berlin und Marburg. Mit seiner experimentellen Dissertation „Versuche zum Nachweis der magnetischen Kraft bei elektromagnetischen Wellen auf Drähten“ bestand er am 7.11.1906 das „examen rigorosum“. 1906 bis 1910 arbeitete er im Kaiserlichen Telegraphen-Versuchsamt in Berlin als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter. Unter der Leitung von Professor
Kiebitz war er v.a. mit Untersuchungen über die sich damals gerade im Aufschwung befindende drahtlose Telegrafie beschäftigt. 1910 übernahm er die Stelle eines Vorstehers des elektromedizinischen Laboratoriums der Firma Siemens & Halske in Berlin und befasste sich mit wissenschaftlichen Untersuchungen zur physikalischen und technischen Seite der Elektromedizin, v.a. mit der Anwendung der Röntgenstrahlen in der Diagnostik und Therapie sowie mit der Lichttherapie und dem Gebiet der Hochfrequenzströme. – Am 1.7.1918 erfolgte seine Berufung an die Staatliche Akademie für Technik als Lehrer für Physik, Fernmeldetechnik und Elektrotechnik nach Chemnitz. Am 9.9.1918 erhielt er die Königlich Preussische Rote-Kreuz-Medaille dritter Klasse. Zum Professor wurde B. am 21.5.1920 ernannt und u.a. mit dem Aufbau des Instituts für Fernmeldetechnik betraut. – Zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten und Veröffentlichungen in Zeitschriften seiner Lehrgebiete begründeten seinen Ruf als Spezialist auf dem Gebiet der Fernmeldetechnik, der sich um die Entwicklung des Rundfunks verdient machte. B. war intensiv an technischen Vorlesungsreihen der Staatlichen Akademie für Technik und der Volkshochschule beteiligt. Er hielt Kurse über Allgemeine Elektrotechnik, Fernmeldetechnik, Elektroakustik und Rundfunk und veröffentliche Artikel in Zeitungen und Zeitschriften. Er referierte außerdem im Verein Deutscher Ingenieure (VDI), im Verband Deutscher Elektrotechniker (VDE), im Radio-Arbeiterklub und im Funkverein. Er fungierte als Vorsitzender des VDE in Chemnitz und war Mitglied des Vorstands des Haupverbands in Berlin. 1924 bis 1933 redigierte er die wöchentliche Radiobeilage der Chemnitzer Allgemeinen Zeitung. B. war auch als Gutachter für Industrie und Gerichte tätig, arbeitete für die Materialprüfstelle der Akademie und war außerdem Hauptstellenleiter im Kreisamt für Technik. – Am 1.4.1932 trat B. der NSDAP bei. Er erhielt am 1.2.1939 das silberne Treudienst-Ehrenzeichen und am 20.4.1944 das Kriegsverdienstkreuz zweiter Klasse. Am 8.11.1945 wurde er wegen seiner Mitgliedschaft in NSDAP und im NS-Bund deutscher Techniker aus dem Amt entlassen. Anschließend zog sich B. aus dem öffentlichen Leben zurück.
Quellen Universitätsarchiv Chemnitz, 100/003, 100/004.
Werke Versuche zum Nachweis der magnetischen Kraft bei elektromagnetischen Wellen auf Drähten, Diss. Marburg 1907; Neue Methoden zur Messung der Intensität, Dosis und Härte von Röntgenstrahlen, in: Deutsche Röntgengesellschaft 9/1913, S. 87-90; Moderne Strahlentherapie, in: Zeitschrift für ärztliche Fortbildung 13/1916, H. 2, S. 307-313; Maße und Maßsysteme mit besonderer Berücksichtigung der Elektrotechnik. Eine Zusammenstellung für den Gebrauch an technischen Lehranstalten, Leipzig/Frankfurt/Main 1922; Maße der Elektrotechnik, Hamburg 1924; Maße und Organisation des Funkwesens, Hamburg 1925; Im Reiche des Rundfunks, Chemnitz 1925; Adolf F. Weinhold zum 100. Geburtstag, Chemnitz 1941.
Literatur H.-J. Hermes/W. Lambrecht/S. Luther, Von der Kgl. Gewerbschule zur Technischen Universität. Die Entwicklung der höheren technischen Bildung in Chemnitz 1836-2003, Chemnitz 2003, S. 50, 98, 104.
Porträt Fotografie, um 1928, Universitätsarchiv Chemnitz, 502/8480 (Bildquelle).
Renate Wißuwa
17.7.2008
Empfohlene Zitierweise:
Renate Wißuwa, Artikel: Carl Bangert,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22939 [Zugriff 23.11.2024].
Carl Bangert
Quellen Universitätsarchiv Chemnitz, 100/003, 100/004.
Werke Versuche zum Nachweis der magnetischen Kraft bei elektromagnetischen Wellen auf Drähten, Diss. Marburg 1907; Neue Methoden zur Messung der Intensität, Dosis und Härte von Röntgenstrahlen, in: Deutsche Röntgengesellschaft 9/1913, S. 87-90; Moderne Strahlentherapie, in: Zeitschrift für ärztliche Fortbildung 13/1916, H. 2, S. 307-313; Maße und Maßsysteme mit besonderer Berücksichtigung der Elektrotechnik. Eine Zusammenstellung für den Gebrauch an technischen Lehranstalten, Leipzig/Frankfurt/Main 1922; Maße der Elektrotechnik, Hamburg 1924; Maße und Organisation des Funkwesens, Hamburg 1925; Im Reiche des Rundfunks, Chemnitz 1925; Adolf F. Weinhold zum 100. Geburtstag, Chemnitz 1941.
Literatur H.-J. Hermes/W. Lambrecht/S. Luther, Von der Kgl. Gewerbschule zur Technischen Universität. Die Entwicklung der höheren technischen Bildung in Chemnitz 1836-2003, Chemnitz 2003, S. 50, 98, 104.
Porträt Fotografie, um 1928, Universitätsarchiv Chemnitz, 502/8480 (Bildquelle).
Renate Wißuwa
17.7.2008
Empfohlene Zitierweise:
Renate Wißuwa, Artikel: Carl Bangert,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22939 [Zugriff 23.11.2024].