Melchior von Meckau
Der über Ämter in Rom und Wien auf den Bischofsstuhl von Brixen führende Lebensweg M.s hatte seinen Ausgangspunkt in Sachsen: Er entstammte einem Ministerialengeschlecht aus dem Herrschaftsbereich des Hochstifts Meißen. Nach dem Studium in Leipzig (1458) und Bologna (1459) gelangte er an die römische Kurie. Zwischen 1463 und 1486 erscheint M. hier - unter der Bezeichnung eines „clericus Nuemburgensis“ - als Inhaber verschiedener Verwaltungsämter. Besonders seine Tätigkeit als Abbreviator, Pönitentiarie- und Kanzleischreiber, seine Vorzugsstellung als päpstlicher Familiar und nicht zuletzt seine Vernetzung mit der deutschen Kolonie in Rom (Mitglied der Anima-Bruderschaft) wiesen ihm eine Schlüsselfunktion an der Kurie zu. Die internationalen Kontakte M.s kamen auch seiner Heimat zu Gute. Als Prokurator vertrat er Kurfürst Ernst und Herzog Albrecht (der Beherzte) am Heiligen Stuhl in diplomatischen Angelegenheiten. Umgekehrt nutzte M. das römische Parkett, um sich in der Reichskirche wichtige Benefizien zu sichern. Mit dem Erwerb der Domkustodie von Naumburg (vor 1470), eines Domkanonikats und der Dompropstei in Meißen (1471, 1482), der Dompropstei von Magdeburg (1479) sowie den Propsteien an den Kollegiatstiften Zeitz (1477) und Wurzen schuf sich M. in den Bistümern eine ebenso einträgliche wie kirchenpolitisch bedeutsame Pfründenbasis. Zugleich fasste er - als ein typischer Exponent des weiträumig verankerten Hochklerus im Spätmittelalter - Fuß in den Domkapiteln von Brixen (1470), Freising (1474) und Passau (1489). – Die Erhebung zum Bischof und Kardinal stand in Zusammenhang mit seinen engen Beziehungen zu den Habsburgern. Nach der Rückkehr aus Rom wandte sich M. an den Kaiserhof, der ihm als Verwaltungsexperten und Diplomaten günstige Karrierechancen bot: Über das Kanzleramt für die Tiroler Herzöge, die Rats- und Gesandtentätigkeit für die Kaiser
Friedrich III. und
Maximilian I. wurde er 1488 Bischof von Brixen (Koadjutorie 1482) und 1503 Kardinal. Mit seinem großen, im Tiroler Bergbau erworbenen Vermögen trat M. am Habsburgerhof überdies als Finanzfachmann hervor. V.a. Maximilian I. versorgte er mit Krediten. Als Präsident der Hofkammer (ab 1497/98) trug er wesentlich zur Reorganisation der kaiserlichen Finanzen bei. – Dass sich M. stets seiner mitteldeutschen Herkunft verpflichtet fühlte, zeigt sein beträchtliches politisches und finanzielles Engagement für das Wettiner Kurhaus: 1487 führte er eine sächsische Reichstagsgesandtschaft an; Herzog Georg (der Bärtige) zählte zu den Darlehensempfängern des Bischofs. Zudem profitierte Sachsen kulturell von der wirtschaftlichen Fortüne des Prälaten, der sich nicht nur in Brixen als Kunstförderer humanistischer Prägung erwies. So geht der spätgotische Neubau der Dompropstei (1497-1503) auf dem Meißner Domberg unmittelbar auf eine Stiftung M.s zurück. – In der Person M.s verdichten sich beispielhaft jene kirchlichen und politischen Identitäten, die den obersächsischen Raum vor der Reformation noch selbstverständlich mit dem Süden des Reichs, mit Italien und Rom, verbanden.
Quellen Die Bistümer der Kirchenprovinz Magdeburg. Das Erzbistum Magdeburg, I,1: Das Domstift St. Moritz in Magdeburg (Germania Sacra, AF, Abt. 1), bearb. von G. Wentz/B. Schwineköper, Berlin/New York 1972; Die Bistümer der Kirchenprovinz Magdeburg. Das Bistum Naumburg, 1,2: Die Diözese (Germania Sacra, NF 35, 1,2), bearb. von H. Wießner, Berlin 1997/98; Repertorium Germanicum, Bd. 8, bearb. von D. Brosius/U. Scheschkewitz, Tübingen 1993, Bd. 9, bearb. von H. Höing/H. Leerhoff/M. Reimann, Tübingen 2000; Repertorium Poenitentiariae Germanicum, Bd. 5, bearb. von L. Schmugge u.a., Tübingen 2002.
Literatur L. Santifaller, Das Brixner Domkapitel in seiner persönlichen Zusammensetzung im Mittelalter, Innsbruck 1924; T. Frenz, Die Kanzlei der Päpste in der Hochrenaissance (1471-1527), Tübingen 1986; P.-J. Heinig, Kaiser Friedrich III. (1440-1493), 3 Teile, Köln/Weimar/Wien 1997; A. Sohn, Deutsche Prokuratoren an der römischen Kurie in der Frührenaissance (1431-1474), Köln/Weimar 1997; M. Donath, Dompropst Melchior von M. (um 1440-1509): ein Kirchenfürst und Finanzunternehmer zwischen Meißen und Rom, in: Ecclesia Misnensis 1999, S. 55-62; H. Noflatscher, Räte und Herrscher, Mainz 1999; M. Voigt, Zur Biographie des Zeitzer Propstes Melchior von M. († 1509), in: P. Moraw (Hg.), Akkulturation und Selbstbehauptung, Berlin 2001, S. 139-147. – DBA III; DBE 7, S. 52; NDB 17, S. 7f.; Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches (1448-1648), bearb. von E. Gatz unter Mitwirkung von C. Brodkorb, Berlin 1996, S. 463-465.
Rainald Becker
19.12.2005
Empfohlene Zitierweise:
Rainald Becker, Artikel: Melchior von Meckau,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22905 [Zugriff 2.11.2024].
Melchior von Meckau
Quellen Die Bistümer der Kirchenprovinz Magdeburg. Das Erzbistum Magdeburg, I,1: Das Domstift St. Moritz in Magdeburg (Germania Sacra, AF, Abt. 1), bearb. von G. Wentz/B. Schwineköper, Berlin/New York 1972; Die Bistümer der Kirchenprovinz Magdeburg. Das Bistum Naumburg, 1,2: Die Diözese (Germania Sacra, NF 35, 1,2), bearb. von H. Wießner, Berlin 1997/98; Repertorium Germanicum, Bd. 8, bearb. von D. Brosius/U. Scheschkewitz, Tübingen 1993, Bd. 9, bearb. von H. Höing/H. Leerhoff/M. Reimann, Tübingen 2000; Repertorium Poenitentiariae Germanicum, Bd. 5, bearb. von L. Schmugge u.a., Tübingen 2002.
Literatur L. Santifaller, Das Brixner Domkapitel in seiner persönlichen Zusammensetzung im Mittelalter, Innsbruck 1924; T. Frenz, Die Kanzlei der Päpste in der Hochrenaissance (1471-1527), Tübingen 1986; P.-J. Heinig, Kaiser Friedrich III. (1440-1493), 3 Teile, Köln/Weimar/Wien 1997; A. Sohn, Deutsche Prokuratoren an der römischen Kurie in der Frührenaissance (1431-1474), Köln/Weimar 1997; M. Donath, Dompropst Melchior von M. (um 1440-1509): ein Kirchenfürst und Finanzunternehmer zwischen Meißen und Rom, in: Ecclesia Misnensis 1999, S. 55-62; H. Noflatscher, Räte und Herrscher, Mainz 1999; M. Voigt, Zur Biographie des Zeitzer Propstes Melchior von M. († 1509), in: P. Moraw (Hg.), Akkulturation und Selbstbehauptung, Berlin 2001, S. 139-147. – DBA III; DBE 7, S. 52; NDB 17, S. 7f.; Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches (1448-1648), bearb. von E. Gatz unter Mitwirkung von C. Brodkorb, Berlin 1996, S. 463-465.
Rainald Becker
19.12.2005
Empfohlene Zitierweise:
Rainald Becker, Artikel: Melchior von Meckau,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22905 [Zugriff 2.11.2024].