Karl Kaiser
Als langjähriger Superintendent der Ephorie Radeberg sowie als Vorsitzender des Internationalen Ausschusses der Allgemeinen Evangelisch-Lutherischen Konferenz erwarb sich K. große Verdienste bei der inneren Gestaltung der Sächsischen Landeskirche sowie auch um die internationalen Einigungsbestrebungen des deutschen und europäischen Luthertums. – Nach dem Besuch der Fürstenschule St. Afra in Meißen (1859-1865) und dem Theologiestudium in Leipzig (1865-1869) war K. zunächst Hauslehrer in Kötzschenbroda, 1870/71 Nachmittagsprediger und Seminarist am Predigerkolleg St. Pauli in Leipzig, 1871 Vikar des Superintendenten
Robert Kohl in Chemnitz, 1872 Diakonus in Lichtenstein und Pfarrer von Rödlitz und 1875 schließlich Diakonus in Lößnitz/Erzgebirge. In seiner Amtszeit als Pfarrer in Aue (ab 1885) wurde 1891 bis 1893 die neogotische Nikolaikirche gebaut. Von reger Bautätigkeit in der Ephorie (Friedhofsanlage Radeberg; Kirchen von Bühlau, Weißig, Wilthen und Spremberg; Pfarrhäuser in Moritzburg und Kleinwolmsdorf u.a.) sowie von einer den demografischen und geistlichen Gemeindeentwicklungen angemessenen Neuordnung der kirchlichen Strukturen waren auch die Jahre geprägt, in denen er 1894 bis 1916 als Oberpfarrer von Radeberg und zugleich als Superintendent dieser großen und weitverzweigten Ephorie wirkte. So wurden durch K. mehrere stark wachsende Gemeinden in eigene Parochien umgewandelt (z.B. Großharthau 1906/09 und Klotzsche 1895) und auch das evangelische Vereinswesen (z.B. die Jünglingsvereine) erfuhr durch ihn eine intensive Förderung. – Die Anliegen der Äußeren Mission unterstütze K. u.a. ab 1907 im Komitee des Sächsischen Haupt-Missionsvereins. 1915 begründete er eine Pastoren-Missionskonferenz für Ostsachsen und wurde 1911 Vorstandsmitglied der Sächsischen Missionskonferenz, in der er 1918 bis 1921 als Nachfolger des Konferenzmitbegründers Johannes Amadeus Bernhard Kleinpaul den Vorsitz inne hatte. Überephoral aktiv und weithin bekannt wurde K. auch als Vorsitzender der Chemnitzer Konferenz (1893-1913), einem Zusammenschluss sächsischer Geistlicher mit neulutherischer Prägung. Ebenso leitete er 1904 bis 1924 die ähnlich geistlich ausgerichtete von ihm selbst ins Leben gerufene Dresdner Theologische Lehrkonferenz. Für diese Tätigkeit wurde er von der Theologischen Fakultät der Universität Leipzig 1909 mit dem Ehrendoktortitel ausgezeichnet. Als Vorsitzender (bis 1917) des Internationalen Ausschusses der Allgemeinen Evangelisch-Lutherischen Konferenz erlangte K. internationales Ansehen - die Konferenz in Lund 1901 wurde durch seinen Resolutionsentwurf vor einem möglichen Scheitern bewahrt. Für diese Konferenzarbeit wurde er 1912 mit dem Schwedischen Nordsternorden geehrt. In demselben Jahr erfolgte auch die Ernennung zum Oberkirchenrat und vier Jahre später schließlich zum Geheimen Kirchenrat. Durch die ihn kennzeichnende Integration von zeitgenössischer Kirchlichkeit, bekenntnisorientierter Frömmigkeit und internationaler kirchlicher Aktivität gehörte K. nicht allein in Sachsen zu den führenden Geistlichen neulutherischer Prägung zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Quellen Pfarrarchiv Radeberg.
Werke Kirchliche Volkssitte, ihr Werth und ihre Pflege, in: Schneeberger Kirchenbote 3/1881/82, H. 5/6 (als Seperatdruck: Glauchau 1882); Andreas Gottlob Rudelbach, ein Zeuge der Lutherischen Kirche im 19. Jahrhundert, Leipzig 1892; Briefwechsel mit D. Andreas Gottlob Rudelbach, weil. Sup und Konsistorialrat zu Glauchau i. Sa. 1829-1846. Ein Beitrag zur Geschichte der Glaubenserneuerung vor 100 Jahren, in: Beiträge zur sächsischen Kirchengeschichte 29/1915, S. 85-212, 30/1916, S. 70-203; Luther in seinen Familienbriefen, in: Sächsisches Kirchen- und Schulblatt 4/1918, Sp. 51-55; Die 10. Allgemeine Lutherische Konferenz in Lund, in: Allgemeine Evangelisch-Lutherische Kirchenzeitung 34/1901, H. 41, Sp. 966-974.
Literatur Neue Sächsische Kirchengalerie. Die Ephorie Radeberg, Leipzig [ca. 1910], Sp. 9-11; W. Kaiser, Karl Richard K., in: Afranisches Ecce 29/1924, S. 30-33 (Bildquelle); G. A. Hellriegel, Geheimer Kirchenrat Superintendent Dr. theol. honoris causa Karl Richard K., in: Heimatklänge. Evangelisch-luth. Gemeindeblatt für den Kirchenkreis Radeberg 10/1916, S. 1-7 (WV); Keil-Mühlau, K. Heimgegangene Pfarrer.., in: Amtskalender für die Geistlichen der Sächsischen evang.-luth. Landeskirche 55/1925, S. 107f.
Thomas Markert
4.8.2010
Empfohlene Zitierweise:
Thomas Markert, Artikel: Karl Kaiser,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/17985 [Zugriff 2.11.2024].
Karl Kaiser
Quellen Pfarrarchiv Radeberg.
Werke Kirchliche Volkssitte, ihr Werth und ihre Pflege, in: Schneeberger Kirchenbote 3/1881/82, H. 5/6 (als Seperatdruck: Glauchau 1882); Andreas Gottlob Rudelbach, ein Zeuge der Lutherischen Kirche im 19. Jahrhundert, Leipzig 1892; Briefwechsel mit D. Andreas Gottlob Rudelbach, weil. Sup und Konsistorialrat zu Glauchau i. Sa. 1829-1846. Ein Beitrag zur Geschichte der Glaubenserneuerung vor 100 Jahren, in: Beiträge zur sächsischen Kirchengeschichte 29/1915, S. 85-212, 30/1916, S. 70-203; Luther in seinen Familienbriefen, in: Sächsisches Kirchen- und Schulblatt 4/1918, Sp. 51-55; Die 10. Allgemeine Lutherische Konferenz in Lund, in: Allgemeine Evangelisch-Lutherische Kirchenzeitung 34/1901, H. 41, Sp. 966-974.
Literatur Neue Sächsische Kirchengalerie. Die Ephorie Radeberg, Leipzig [ca. 1910], Sp. 9-11; W. Kaiser, Karl Richard K., in: Afranisches Ecce 29/1924, S. 30-33 (Bildquelle); G. A. Hellriegel, Geheimer Kirchenrat Superintendent Dr. theol. honoris causa Karl Richard K., in: Heimatklänge. Evangelisch-luth. Gemeindeblatt für den Kirchenkreis Radeberg 10/1916, S. 1-7 (WV); Keil-Mühlau, K. Heimgegangene Pfarrer.., in: Amtskalender für die Geistlichen der Sächsischen evang.-luth. Landeskirche 55/1925, S. 107f.
Thomas Markert
4.8.2010
Empfohlene Zitierweise:
Thomas Markert, Artikel: Karl Kaiser,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/17985 [Zugriff 2.11.2024].