Alfred Freyberg

F. amtierte 1939 bis 1945 als Oberbürgermeister von Leipzig. – Nach dem Besuch der Volksschule in Harsleben und des Realgymnasiums in Halberstadt (1899-1911) studierte F. Rechtswissenschaften an den Universitäten in Genf (Schweiz), München, Königsberg (russ. Kaliningrad) und Halle/Saale. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs meldete sich F. freiwillig zur Artillerie; am 3.3.1917 erfolgte die Beförderung zum Leutnant der Reserve. Nach einer schweren Verwundung bei Verdun (Frankreich) im selben Jahr entließ man ihn aus dem Armeedienst. F. setzte daraufhin sein Studium fort und legte 1918 die Erste juristische Staatsprüfung in Naumburg ab. Zwischen 1918 und 1922 arbeitete er als Referendar in Wernigerode, Halberstadt und Naumburg und absolvierte 1922 in Berlin erfolgreich die Große juristische Staatsprüfung. Anschließend fand er dort eine Beschäftigung als Gerichtsassessor und wechselte später als Regierungsassessor in die Reichsverwaltung zum Finanzamt nach Halberstadt, zum Finanzgericht nach Magdeburg und zum Finanzamt nach Quedlinburg. Dort folgte am 1.8.1924 die Ernennung zum Regierungsrat. Aufgrund seiner Parteizugehörigkeit zur NSDAP wurde F. 1926 unter Verlust seiner Pensionsansprüche aus dem Finanzamt entlassen. Daraufhin ließ er sich als Rechtsanwalt in Quedlinburg nieder. In Naumburg fand er 1929 eine Anstellung am Oberlandesgericht als Notar mit Sitz in Quedlinburg, der er bis 1932 nachging. – F. trat am 27.5.1925 der NSDAP unter der Mitgliedsnummer 5.880 bei und begründete im Mai 1925 die Quedlinburger Ortsgruppe, die er 1925 bis 1927 leitete. Anschließend fungierte er zwei Jahre als Bezirksleiter der Partei und wurde im November 1929 für die NSDAP in den Quedlinburger Stadtrat gewählt, dem er bis zum April 1932 als Fraktionsführer angehörte. Der Landtag von Anhalt, in dem die NSDAP mit der DNVP nach der Wahl vom April 1932 eine Koalition bildete, wählte ihn am 21.5. desselben Jahres zum ersten nationalsozialistischen Ministerpräsidenten Deutschlands. F. rief in dieser Funktion noch vor der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten in Schloss Großkühnau bei Dessau den ersten freiwilligen Arbeitsdienst auf staatlicher Grundlage ins Leben. 1933 bis zum Januar 1940 amtierte er in Anhalt als alleiniger Staatsminister. Ebenfalls 1933 trat F. der SS bei, in welcher er 1942 bis zum Gruppenführer aufstieg und auch im Sicherheitsdienst tätig war. 1936 im Wahlkreis Magdeburg in den Deutschen Reichstag gewählt, gehörte er diesem bis zum Zusammenbruch des Dritten Reichs an. Seine Einweisung in das Amt des Leipziger Oberbürgermeisters, welches er bis zu seinem Tod ausübte, erfolgte am 21.8.1939. Neben diesem Amt fungierte F. gleichzeitig noch als Vorsitzender des Verwaltungsrats des Leipziger Messamts. Beim Einmarsch amerikanischer Truppen in die Stadt beging er zusammen mit seiner Frau und Tochter sowie weiteren NS-Funktionären Selbstmord.

Werke Das Schullandheim in Anhalt, Dessau 1936; Die Raumnot der Reichsmessestadt Leipzig, Leipzig 1941; Zur Leipziger Goethe-Woche, Leipzig 1943.

Literatur Alfred F., Festschrift zur Ernennung zum Oberbürgermeister in Leipzig, Leipzig 1939; Leipziger Jahrbuch 2/1940, S. 205 (P), 209; Alfred F. Aus Anlaß der Wiederkehr des Tages der vor 10 Jahren erfolgten Berufung des jetzigen Oberbürgermeisters zum Ministerpräsidenten des Freistaates Anhalt herausgegeben, Leipzig 1942; K. Kühling/D. Mundus, Leipzigs regierende Bürgermeister vom 13. Jahrhundert bis zur Gegenwart, Beucha 2000, S. 72; G. Steinecke, Drei Tage im April, Leipzig 2005; A. Peschel, Rudolf Haake und die Leipziger NSDAP, in: Stadtgeschichte. Mitteilungen des Leipziger Geschichtsvereins e.V., Jahrbuch 2009, Leipzig 2010, S. 133-152; R. Giesel, Leipzigs nationalsozialistische Bürgermeister (1937-1945), in: Leipziger Stadtgeschichte, Jahrbuch 2011, Beucha/Markkleeberg 2012, S. 171-132 (P). – DBA III; DBE 3, S. 437; H. A. L. Degener (Hg.), Wer ist’s?, Leipzig 101935, S. 442; E. Kienast (Hg.), Der Deutsche Reichstag 1936, Berlin 1936, S. 150, 383 (P); ders. (Hg.), Der Großdeutsche Reichstag 1938, Berlin 1938, S. 211f., 485 (P); W. Kosch, Biographisches Staatshandbuch, Bd. 1, Bern/München 1963, S. 352; E. Stockhorst, Fünftausend Köpfe. Wer war was im Dritten Reich, Bruchsal 1967, S. 143f.; J. Lilla (Bearb.), Statisten in Uniform. Die Mitglieder des Reichstages 1933-1945, Düsseldorf 2004, S. 157f.

Andreas Peschel
17.2.2015


Empfohlene Zitierweise:
Andreas Peschel, Artikel: Alfred Freyberg,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/23599 [Zugriff 4.11.2024].

Alfred Freyberg



Werke Das Schullandheim in Anhalt, Dessau 1936; Die Raumnot der Reichsmessestadt Leipzig, Leipzig 1941; Zur Leipziger Goethe-Woche, Leipzig 1943.

Literatur Alfred F., Festschrift zur Ernennung zum Oberbürgermeister in Leipzig, Leipzig 1939; Leipziger Jahrbuch 2/1940, S. 205 (P), 209; Alfred F. Aus Anlaß der Wiederkehr des Tages der vor 10 Jahren erfolgten Berufung des jetzigen Oberbürgermeisters zum Ministerpräsidenten des Freistaates Anhalt herausgegeben, Leipzig 1942; K. Kühling/D. Mundus, Leipzigs regierende Bürgermeister vom 13. Jahrhundert bis zur Gegenwart, Beucha 2000, S. 72; G. Steinecke, Drei Tage im April, Leipzig 2005; A. Peschel, Rudolf Haake und die Leipziger NSDAP, in: Stadtgeschichte. Mitteilungen des Leipziger Geschichtsvereins e.V., Jahrbuch 2009, Leipzig 2010, S. 133-152; R. Giesel, Leipzigs nationalsozialistische Bürgermeister (1937-1945), in: Leipziger Stadtgeschichte, Jahrbuch 2011, Beucha/Markkleeberg 2012, S. 171-132 (P). – DBA III; DBE 3, S. 437; H. A. L. Degener (Hg.), Wer ist’s?, Leipzig 101935, S. 442; E. Kienast (Hg.), Der Deutsche Reichstag 1936, Berlin 1936, S. 150, 383 (P); ders. (Hg.), Der Großdeutsche Reichstag 1938, Berlin 1938, S. 211f., 485 (P); W. Kosch, Biographisches Staatshandbuch, Bd. 1, Bern/München 1963, S. 352; E. Stockhorst, Fünftausend Köpfe. Wer war was im Dritten Reich, Bruchsal 1967, S. 143f.; J. Lilla (Bearb.), Statisten in Uniform. Die Mitglieder des Reichstages 1933-1945, Düsseldorf 2004, S. 157f.

Andreas Peschel
17.2.2015


Empfohlene Zitierweise:
Andreas Peschel, Artikel: Alfred Freyberg,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/23599 [Zugriff 4.11.2024].