Rudolf Harbig
H. ist bis heute der einzige Sportler, der die Weltrekorde über 400, 800 (dieser hatte 16 Jahre Bestand) und 1.000 Meter in der Leichtathletik gleichzeitig hielt. – Nach dem Besuch der Volksschule in Dresden begann H. 1928 eine Lehre als Stellmacher. Der abgeschlossenen Lehre folgte die Wanderschaft, die ihn u.a. nach München führte. Nach anschließender Arbeitslosigkeit diente er 1932 bis 1935 bei der Reichswehr in Dresden und arbeitete dann ab Februar 1936 als Gasableser bei den Dresdner Elektrizitäts-, Wasser- und Gaswerken (DREWAG). 1933 lernte er seine spätere Frau kennen. – Bereits als 14-Jähriger betrieb H. Leichtathletik, startete bei Waldläufen, schwamm und spielte Handball. 1930 gewann er bei einem Jugendwettkampf zum ersten Mal einen 3.000-Meter-Lauf. Im Juni 1934 wurde H., damals Mitglied des Dresdner Sportclubs, bei dem Wettbewerb „Der unbekannte Sportsmann“ entdeckt, als er die 800 Meter in 2:04 Minuten lief. Nach hartem Training absolvierte er im Spätsommer diese Strecke bereits in 1:59,4 Minuten. H. avancierte zum Kandidaten für die deutsche Olympiamannschaft im 800-Meter-Lauf, betreut von Trainer
Woldemar Gerschler. Bereits ein Jahr später gehörte er der Olympischen Trainingsgemeinschaft Dresdens an. Seinen ersten großen Erfolg errang H. 1936 mit der Deutschen Meisterschaft, die er insgesamt siebenmal gewann. Es folgte die Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen mit der 4 x 400 Meter-Staffel. Seinen ersten deutschen Rekord lief H. 1937 über 800 Meter in 1:50,9 Minuten. Ein Jahr später wurde er Europameister über 800 Meter (1:50,6 Min.) und mit der 4 x 400 Meter-Staffel. Nachdem er in Braunschweig als Soldat stationiert worden war, trat H. 1940 dem TSV Eintracht Braunschweig bei. Weiterhin stellte er mehrere Weltrekorde auf, so über 800 Meter am 15.7.1939 in Mailand (1:46,6 Min.), am 12.8.1939 über 400 Meter in Frankfurt/Main (46,0 Sek.), über 1.000 Meter am 24.5.1941 in Dresden (2:21,5 Min.) und über 4 x 800 Meter am 23.8.1941 in Braunschweig (7:30,4 Min.). – Politisch engagierte sich H. nicht, jedoch war er Mitglied in einer der SA angegliederten Dresdner Bergsteigergruppe und am 1.5.1937 trat er unter der Mitgliedsnummer 5.878.331 der NSDAP bei. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs zog man H. als Fallschirmjäger ein und beförderte ihn noch im gleichen Jahr zum Unteroffizier. Nach mehreren Verwundungen fiel er während der schweren Abwehrkämpfe in der Ukraine als Oberfeldwebel. – Nach H. wurden mehrere Straßen und Stadien in Deutschland benannt, in Dresden trug (mit Unterbrechung) von 1951 bis 2010 das Stadion des Traditionsvereins Dynamo Dresden seinen Namen. Die Deutsche Bundespost brachte ihm zu Ehren eine Briefmarke heraus und der Deutsche Leichtathletik-Verband vergibt seit 1950 den Rudolf-Harbig-Gedächtnispreis an verdienstvolle Athleten. Am 6.5.2008 wurde H. in die „Hall of Fame des deutschen Sports“ aufgenommen und in Dresden erinnert zudem seit dem 8.11.2013 der Rudolf-Harbig-Weg im Ostragehege an ihn.
Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, NS-Gauverlag Sachsen GmbH, Zeitungstextarchiv, Akte 42, Nr. 173.
Literatur W. Gerschler, H.s Aufstieg zum Weltrekord, Dresden 1939 (P); E. Huhle/L. Koppenwallner, Laufwunder Rudolf H. Der Weg eines Meisters, Nürnberg 1949 (P); G. Harbig, Unvergessener Rudolf H. Ein Lebensbild des Weltrekordläufers, Berlin 1955 (P); H. Bergschicker, Deutsche Chronik 1933-1945, Berlin 1981, S. 175 (P); K. Hoffmeister, Sport war ihr Leben: bedeutende Persönlichkeiten des Braunschweiger Sports, Braunschweig 1988, S. 42f. (P); G. Frank, Die berühmten „1:46,6“. Weltrekord hielt 16 Jahre, in: Dresdner Neueste Nachrichten 9.5.2000, S. 11 (P); E. Mallek, Rudolf H., Meißen 2005 (P); D. Sehn, H. Mann der Rekorde war Dresdner, in: Dresdner Neueste Nachrichten 19.11.2007, S. 16; U. Mallek, Der unbekannte Superathlet, in: Sächsische Zeitung 12./13.9.2009, M8 (P); Rekord und geplatzte Träume, in: Dresdner Neueste Nachrichten 8.11.2013, S. 18 (P); J. Mayer, Deutsche Probleme mit Harbig, in: Sächsische Zeitung 8.11.2013, S. 20 (P); L. Kühl, Rudolf H. bekommt zum 100. einen Weg geschenkt, in: Sächsische Zeitung 9./10.11.2013, S. 11. – DBA III; DBE 4, S. 380; A. Petermann, Sportlexikon, Köln 1969, S. 276; H.-R. Jarck, Braunschweigisches biographisches Lexikon. 19. und 20. Jahrhundert, Hannover 1996, S. 244f.; H. Weiß (Hg.), Biographisches Lexikon zum Dritten Reich, Frankfurt/Main ²1998, S. 178.
Andreas Peschel
8.10.2014
Empfohlene Zitierweise:
Andreas Peschel, Artikel: Rudolf Harbig,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/10872 [Zugriff 22.11.2024].
Rudolf Harbig
Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, NS-Gauverlag Sachsen GmbH, Zeitungstextarchiv, Akte 42, Nr. 173.
Literatur W. Gerschler, H.s Aufstieg zum Weltrekord, Dresden 1939 (P); E. Huhle/L. Koppenwallner, Laufwunder Rudolf H. Der Weg eines Meisters, Nürnberg 1949 (P); G. Harbig, Unvergessener Rudolf H. Ein Lebensbild des Weltrekordläufers, Berlin 1955 (P); H. Bergschicker, Deutsche Chronik 1933-1945, Berlin 1981, S. 175 (P); K. Hoffmeister, Sport war ihr Leben: bedeutende Persönlichkeiten des Braunschweiger Sports, Braunschweig 1988, S. 42f. (P); G. Frank, Die berühmten „1:46,6“. Weltrekord hielt 16 Jahre, in: Dresdner Neueste Nachrichten 9.5.2000, S. 11 (P); E. Mallek, Rudolf H., Meißen 2005 (P); D. Sehn, H. Mann der Rekorde war Dresdner, in: Dresdner Neueste Nachrichten 19.11.2007, S. 16; U. Mallek, Der unbekannte Superathlet, in: Sächsische Zeitung 12./13.9.2009, M8 (P); Rekord und geplatzte Träume, in: Dresdner Neueste Nachrichten 8.11.2013, S. 18 (P); J. Mayer, Deutsche Probleme mit Harbig, in: Sächsische Zeitung 8.11.2013, S. 20 (P); L. Kühl, Rudolf H. bekommt zum 100. einen Weg geschenkt, in: Sächsische Zeitung 9./10.11.2013, S. 11. – DBA III; DBE 4, S. 380; A. Petermann, Sportlexikon, Köln 1969, S. 276; H.-R. Jarck, Braunschweigisches biographisches Lexikon. 19. und 20. Jahrhundert, Hannover 1996, S. 244f.; H. Weiß (Hg.), Biographisches Lexikon zum Dritten Reich, Frankfurt/Main ²1998, S. 178.
Andreas Peschel
8.10.2014
Empfohlene Zitierweise:
Andreas Peschel, Artikel: Rudolf Harbig,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/10872 [Zugriff 22.11.2024].