Christian Pezold
Zusammen mit Johann Sebastian Bach und
Georg Friedrich Händel wurde P. seinerzeit zu den größten Meistern des Orgelspiels gezählt. Entgegen älteren Auffassungen wurde er nicht in Königstein, sondern wie alle seine Geschwister in der nahe gelegenen Ortschaft Weißig geboren. Der aus einfachen Verhältnissen stammende P. verlebte seine Kinderzeit in seinem Geburtsort. Genauere Angaben über seine Jugendzeit und seinen Bildungsgang sind nicht bekannt. Er muss sich jedoch schon frühzeitig zu einem respektablen Orgelspieler entwickelt haben, denn 1696, also im Alter von 19 Jahren, bewarb er sich um die Stelle eines Organisten an der Sophienkirche, der Evangelischen Hofkirche in Dresden. Bereits ein Jahr später wurde P. als kurfürstlich sächsischer Organist mit 50 Talern „Wartegeld“ angenommen. 1709 erhielt er die Beförderung zum Kammerkomponisten am sächsischen Hof und wirklichen Organisten an der Sophienkirche, mit einem Anfangsgehalt von 400 Talern. Neben seiner Tätigkeit als Organist an der Sophienkirche war P. Leiter der Hofkapelle. In dieser Eigenschaft unternahm er, um seine Kenntnisse auf dem Musikgebiet zu verbessern, und mit Billigung Kurfürsts Friedrich August I., mit einigen Musikern der Hofkapelle zahlreiche Studien- und Konzertreisen: 1704 nach Prag und Wien, 1714 nach Paris und 1716 nach Venedig. – P. komponierte neben Kantaten und Menuetten zahlreiche Festmusikstücke für bedeutende Kirch- und Orgelweihen, so z.B. die Festmusik zur Einweihung der Barockkirche in Schmiedeberg (Osterzgebirge) am 7.6.1716. P. selbst leitete damals die Uraufführung, die vom Dresdner Kreuzchor mitbestritten wurde. Ebenso erprobte und begutachtete er zahlreiche neue Orgeln und andere Instrumente, u.a. auch solche des mit ihm befreundeten Gottfried Silbermann. Beispielsweise wurden die Silbermann-Orgeln in der St.-Georgs-Kirche in Großkmehlen (November 1718), in der Dresdner Sophienkirche (1720) und in der St.-Georgen-Kirche in Rötha bei Leipzig (1721) durch P. abgenommen. – Freundschaftliche Beziehungen verbanden P. mit der Familie Bachs. Bach übernahm mehrere Werke P.s, so das berühmte Menuett aus der „Suite de Clavecin G-Dur“. Dieses von P. komponierte Stück übertrug Bach in das zweite Klavierbüchlein für seine Ehefrau Anna Magdalena, weshalb das Menuett lange Zeit Bach zugeschrieben wurde. Im Alter von 55 Jahren starb P. an einem „Steckfluss“ (Lungenödem). Nach seinem Tod trat Bachs ältester Sohn Wilhelm Friedemann die Nachfolge als Organist der Sophienkirche an.
Quellen Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Königstein, Traubuch 1676, Taufbuch 1678; Musikarchiv Königstein, Privatbesitz H. Schurz.
Werke Fuga F-Dur per l’Organo o Clavicembalo; Partia ex A a Viola d’amore; Suite de Clavecin G-Dur.
Literatur Kern Dreßdnischer Merkwürdigkeiten, Juni 1733, 1. Abteilung, S. 45f.; H. Schurz, Bedeutende Königsteiner Musiker, in: Sächsische Schweiz. Berichte des Arbeitskreises „Sächsische Schweiz“ 1968, H. 3, S. 7f., 18f.; W. Müller, Gottfried Silbermann. Eine Dokumentation, Leipzig 1982, S. 154, 167-170, 178; G. Link, Christian P. Eine Weißiger Persönlichkeit, in: Amtsblatt der Gemeinde Struppen, Juli 2002, S. 7f.; ders., Überblick über die Familie Petzold, in: ebd., August 2002, S. 3. – ADB 25, S. 551.
Gert Link
6.8.2007
Empfohlene Zitierweise:
Gert Link, Artikel: Christian Pezold,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/3129 [Zugriff 2.11.2024].
Christian Pezold
Quellen Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Königstein, Traubuch 1676, Taufbuch 1678; Musikarchiv Königstein, Privatbesitz H. Schurz.
Werke Fuga F-Dur per l’Organo o Clavicembalo; Partia ex A a Viola d’amore; Suite de Clavecin G-Dur.
Literatur Kern Dreßdnischer Merkwürdigkeiten, Juni 1733, 1. Abteilung, S. 45f.; H. Schurz, Bedeutende Königsteiner Musiker, in: Sächsische Schweiz. Berichte des Arbeitskreises „Sächsische Schweiz“ 1968, H. 3, S. 7f., 18f.; W. Müller, Gottfried Silbermann. Eine Dokumentation, Leipzig 1982, S. 154, 167-170, 178; G. Link, Christian P. Eine Weißiger Persönlichkeit, in: Amtsblatt der Gemeinde Struppen, Juli 2002, S. 7f.; ders., Überblick über die Familie Petzold, in: ebd., August 2002, S. 3. – ADB 25, S. 551.
Gert Link
6.8.2007
Empfohlene Zitierweise:
Gert Link, Artikel: Christian Pezold,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/3129 [Zugriff 2.11.2024].