Andreas Möller
M. gehörte zu den klassischen Universalgelehrten seiner Zeit. Bekannt wurde er v.a. durch die Chronik der Stadt Freiberg, die als Meilenstein für die Stadtforschung im 17. Jahrhundert gilt. – Neben dem Besuch der Knabenschule in Pegau förderte ihn sein Vater im Privatunterricht in den klassischen Disziplinen Logik und Rhetorik sowie in den klassischen Sprachen Latein, Hebräisch und Griechisch. Dank seiner Begabung konnte M. um 1613 die Landesschule Schulpforte besuchen. Er studierte ab 1616 an der Universität Leipzig Theologie, Philosophie und Medizin, auch erweiterte er seine Kenntnisse in Hebräisch, Chaldäisch sowie Syrisch. Außerdem fand M. eine Anstellung als Famulus bei dem Leipziger Arzt
Johannes Siglicius, um sein medizinisches Wissen zu vertiefen. Nach einem Jahr konnte sein Vater das Studium nicht mehr finanzieren, und M. nahm das Angebot eines Kaufmanns aus Frankfurt/Main an, dessen Sohn in Latein und Griechisch zu unterrichten. Im Gegenzug erhielt M. die finanziellen Mittel um seine Studien in Heidelberg fortzusetzen. Da die Stadt jedoch zu dieser Zeit stark calvinistisch geprägt war, forderte M.s lutherischer Vater die Rückkehr seines Sohnes nach Leipzig. Zurück in Leipzig erwarb M. 1618 den Baccalaureus der Philosophie und am 27.1.1620 wurde ihm der Magister für Philosophie verliehen. Im gleichen Jahr erlangte er auch die Doktorwürde. Daraufhin begann seine pädagogische Laufbahn. Zuerst unterrichtete M. als Privatdozent der Leipziger Universität Studenten in Hebräisch, dann war er für eineinhalb Jahre als Privatlehrer für den Rittergutsbesitzer
Hans Mosdorff zu Obereula bei Nossen tätig. Letztendlich führte ihn sein Weg 1622 nach Freiberg, wo er als Privatlehrer für den 12-jährigen Sohn des dortigen Superintendenten
Abraham Gensreff arbeitete. Ein Jahr später bewarb sich M. am Freiberger Gymnasium um eine Lehrerstelle. Besonders Gensreff förderte diese Bewerbung, denn er wollte M. wegen dessen hervorragenden orientalischen Sprachkenntnissen in Freiberg halten. 1624 erhielt er die Stelle des Tertius. Im gleichen Jahr ehelichte M.
Salomé Köhler, die einer alteingesessenen Freiberger Patrizierfamilie entstammte. Mit dieser Heirat etablierte sich M. in der höheren Freiberger Gesellschaft und knüpfte damit an die Ursprünge seiner eigenen Familie an, da sein Urururgroßvater selbst aus einer alten Freiberger Patrizierfamilie kam. Drei Jahre später wurde M. zum Konrektor der Schule ernannt. M.s Gelehrsamkeit wurde nicht nur in Freiberg sehr geschätzt, auch auswärtige Schüler genossen seinen Unterricht. Die Schule gewann unter M.s Leitung an Ansehen in der Öffentlichkeit. – Nebenbei verfasste M. Gedichte in Deutsch und Latein, schrieb Schulkomödien und begann sich mit der Geschichte der Stadt Freiberg auseinanderzusetzen. Besonders seine poetischen Werke wurden über die Stadtgrenzen Freibergs hinaus bekannt und der kurfürstliche Oberhofprediger Matthias Hoë von Hoënegg krönte M. 1626 zum Kaiserlichen Poeten. M. hatte nun das Recht, in allen Städten und Universitäten des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation seine Dichtkunst zu lesen und zu lehren. 1630 erhielt er außerdem die Stelle des Bibliothekars der Schulbibliothek, welche er bis zu seinem Tod leitete. M. ordnete und erweiterte in den folgenden Jahren die Sammlung der Bibliothek und fertigte einen Bestandskatalog an. Erhaltene Handschriften aus dem Mittelalter, Inkunabeln sowie Frühdrucke bilden das Kleinod der heutigen Andreas-Möller-Bibliothek. Als die Ereignisse des Dreißigjährigen Kriegs 1631 Sachsen erreichten, änderte sich die Lage für M. Die andauernden Belagerungen, Kontributionen und Truppenverpflegungskosten leerten die Stadtkasse, sodass die Besoldung der Lehrer gekürzt wurde bzw. später ganz ausblieb. Als Freiberg 1632 von den kaiserlichen Truppen unter
Matthias Graf von Gallas beschossen und eingenommen wurde, sah sich M. durch die anhaltende Not der Bevölkerung veranlasst, seine ärztliche Tätigkeit wieder aufzunehmen. Die wenigen Freiberger Ärzte griffen gern auf seine Hilfe zurück. Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete M. 1633 die Tochter des angesehenen Arztes Daniel Thorschmidt. – Während des Kriegs beschloss M., einen neuen beruflichen Weg einzuschlagen. Er setzte sein Medizinstudium in Jena fort und promovierte am 4.11.1637 zum Doktor der Medizin. Ein Jahr später trat M. vom Konrektorat in Freiberg zurück, da das Gehalt immer noch ausblieb und auch die Schülerzahlen weiter sanken. Seither praktizierte er ausschließlich als Arzt in Freiberg und widmete sich seiner Arbeit an der Stadtchronik. Besonders bei der Belagerung der Schweden 1639 hatte M. einen großen Zulauf an Patienten. Seine finanzielle Lage verbesserte sich, und M. konnte 1641 sogar ein eigenes Haus am Obermarkt 12, das heutige Andreas-Möller-Haus, erwerben. In Anerkennung seiner ärztlichen Tätigkeit ernannte man ihn 1653 zum Stadtphysikus. Im selben Jahr erschien auch seine Chronik der Stadt Freiberg. Noch heute wird M.s Wirken durch die Verleihung des Andreas-Möller-Geschichtspreises durch den Freiberger Altertumsverein e.V. gewürdigt. Diesen Preis erhalten Personen, die einen Beitrag zur lokal- und regionalgeschichtlichen Forschung oder zur Pflege historischer Sachzeugnisse im Landkreis Freiberg geleistet haben.
Quellen S. G. Starcke, Ehren-Preiß Christum Liebhabender Christen, Leichenpredigt, Freiberg 1661.
Werke Theatrum Freibergense Chronicum. Beschreibung der alten löblichen Berghauptstadt Freyberg in Meissen, Freiberg 1653; Antipelargia sive Debitum Parentale, Freiberg 1659.
Literatur R. Kade, Andreas M., der Chronist von Freiberg. 1598-1660, in: NASG 9/1888, S. 59-114; F. Brendel, Der Freiberger Chronist und Arzt Dr. Andreas Moeller, in: Die Fundgrube. Kulturspiegel des Kreises Freiberg, Freiberg 1960, S. 37-39; W. Lauterbach, Zum 400. Geburtstag des Freiberger Chronisten Andreas M., in: Mitteilungen des Freiberger Altertumsvereins 80/1998, S. 5-53; R. Hünecke, Die Schuldramen des Freiberger Konrektors Andreas M., Stuttgart 1999. – ADB 52, S. 440-443; DBA I, III.
Porträt Andreas M., Künstler unbekannt, 1648, Ölgemälde, Andreas-Möller-Bibliothek, Freiberg (Bildquelle).
Juliane Hemmerling
6.8.2015
Empfohlene Zitierweise:
Juliane Hemmerling, Artikel: Andreas Möller,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/2910 [Zugriff 27.12.2024].
Andreas Möller
Quellen S. G. Starcke, Ehren-Preiß Christum Liebhabender Christen, Leichenpredigt, Freiberg 1661.
Werke Theatrum Freibergense Chronicum. Beschreibung der alten löblichen Berghauptstadt Freyberg in Meissen, Freiberg 1653; Antipelargia sive Debitum Parentale, Freiberg 1659.
Literatur R. Kade, Andreas M., der Chronist von Freiberg. 1598-1660, in: NASG 9/1888, S. 59-114; F. Brendel, Der Freiberger Chronist und Arzt Dr. Andreas Moeller, in: Die Fundgrube. Kulturspiegel des Kreises Freiberg, Freiberg 1960, S. 37-39; W. Lauterbach, Zum 400. Geburtstag des Freiberger Chronisten Andreas M., in: Mitteilungen des Freiberger Altertumsvereins 80/1998, S. 5-53; R. Hünecke, Die Schuldramen des Freiberger Konrektors Andreas M., Stuttgart 1999. – ADB 52, S. 440-443; DBA I, III.
Porträt Andreas M., Künstler unbekannt, 1648, Ölgemälde, Andreas-Möller-Bibliothek, Freiberg (Bildquelle).
Juliane Hemmerling
6.8.2015
Empfohlene Zitierweise:
Juliane Hemmerling, Artikel: Andreas Möller,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/2910 [Zugriff 27.12.2024].