Hans Karl Heinrich von Trautzschen

T. stammte aus einem seit dem Mittelalter im Stift Naumburg ansässigen einflussreichen Geschlecht. Familienangehörige waren Ministeriale des Kaisers und des Bischofs von Naumburg, Probst des Kollegiatstifts Zeitz, Vogt des Bischofs, Besitzer von Schloss und Dorf Heuckewalde (zeitweise) und, seit Ende des 14. Jahrhunderts, von Land in Wittgendorf. Nach dem frühen Tod des Vaters war T. Erbe von Wittgendorf. Er erhielt zunächst Unterricht bei einem Hauslehrer, dem späteren Wittgendorfer Pfarrer Gottlob Sauppe, und vom zwölften Lebensjahr an auf dem Gymnasium in Altenburg. Aus Mangel an finanziellen Mitteln trat er 1745 in den sächsischen Militärdienst ein. Auch als Soldat widmete er sich den Sprachen, Literatur und Wissenschaften. 1747 wurde das Wittgendorfer Rittergut wegen Schulden versteigert. – Nach dem überfallartigen Angriff Preußens auf Sachsen zu Beginn des Siebenjährigen Kriegs 1756 wurde T., wie die meisten sächsischen Offiziere, bei Pirna gefangen genommen, floh aber 1758 aus der Gefangenschaft. Von Ungarn zog sein Regiment über Wien, Bayern nach Straßburg (Frankreich) und mit dem französischen Heer nach West- und Mitteldeutschland, wo die Sachsen mit den Franzosen gegen die verbündeten preußischen und hannoverschen Truppen kämpften. Gemäß seiner veröffentlichten Briefe war T. mit den sächsischen Truppen bei allen Heerzügen dabei. Anfang 1763 war er noch in Franken, kehrte jedoch bald danach zurück nach Dresden. – Gesundheitlich angeschlagen, bat T. um seine Entlassung und zog sich nach Ernstthal zurück. Hier setzte er seine Studien fort. 1769 veröffentlichte er seine „Militarischen und Litterarischen Briefe“ - u.a. an Voltaire - und 1771 die „Vermischten Schriften“, die gleichfalls Briefe wie auch Prosa und Gedichte enthielten. 1772 publizierte er zudem Theaterstücke, denen 1773 ein zweiter Teil folgte. – T. wirkte in seinen Schriften stärker durch seine Persönlichkeit - bescheiden, wohlwollend, offen, interessiert, gebildet - als durch Inhalt oder Stil. Auch seine Kritiker lobten seine Briefe. Die dichterischen Arbeiten wurden hingegen kritisiert. So hielt der Philosophieprofessor Christian Cay Lorenz Hirschfeld diese für mittelmäßig bis schlecht. Ähnliche Urteile wurden auch über seine Theaterstücke gefällt. Wohlwollender war der berühmte Gelehrte und Dichter Albrecht von Haller, der in Rezensionen mehrere Stücke T.s lobte. – 1778 trat T. wieder in den sächsischen Militärdienst ein. Zuletzt war er Oberst der Infanterie und Gouvernementsadjudant in Dresden. – Unter T.s Theaterstücken machte nach seinem Tod der von der Kritik gescholtene „Belisar“ dennoch internationale Theatergeschichte. An T.s Fassung des von der Sage ausgeschmückten Stoffs um Belisar, den tüchtigen Feldherrn des byzantinischen Kaisers Justinian, kam im 19. Jahrhundert in den Ländern, die dem Geschehen des Dramas näher waren und die sich seinerzeit allmählich von dem Osmanischen Reich lösten, Interesse auf. Das Werk, ins Neugriechische übersetzt, wurde 1819 in Wien veröffentlicht und 1837 in Athen aufgeführt. 1844 erschien es, aus dem Griechischen übersetzt, in Bulgarisch in Leipzig und wurde 1856 in dieser Sprache in der Stadt Lom an der Donau im damals türkischen Bulgarien gespielt.

Quellen Pfarrarchiv Camburg, Taufregister; Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek, Abteilung Deutsche Fotothek, Stammbuch des Kgl. Sächs. Obristen zu Dresden Hans Carl Heinrich von T; Urkundenbuch des Hochstifts Naumburg, T. 1: 967-1207, bearb. von F. Rosenfeld, Magdeburg 1925, T. 2: 1207-1304, hrsg. von H. K. Schulze, Köln/Weimar/Wien 2000.

Werke Militarische und Litterarische Briefe des Herrn von T., Leipzig 1769; Vermischte Schriften des Verfassers der militairischen und litterarischen Briefe, Chemnitz 1771; Historische Tabellen, welche das Merkwürdigste der alten, mittlern und neuen Geschichte enthalten, nebst einer geographischen Tabelle, Leipzig 1772; Deutsches Theater, 2 Bde., Leipzig 1772/73; C. G. Sinclaire, Grundsätze der Tactik, nach ihrer Theorie, zu Erlernung der Kriegskunst und ihrer practischen Anwendung bey verschiedenen Vorfällen des Kriegs, Dresden 1777 (Übersetzung aus dem Französischen).

Literatur C. F. Müller, Verzeichnis der in den beiden Städten Zeitz und Naumburg geborenen Künstler, Gelehrten und Schriftsteller, Zeitz 1805, S. 67f.; C. W. Böttiger, Geschichte Kurstaates und des Königreichs Sachsen, Bd. 2, Hamburg 1831, S. 331; E. Zergiebel, Chronik von Zeitz und den Dörfern des Zeitzer Kreises, Bd. 3, Zeitz 1894, S. 381; A. Shurbanov/B. Skolova, Painting Shakespear red. An East-European appropriation, Newark/London 2001, S. 38; G. Polioudakis, Die Übersetzung deutscher Literatur ins Neugriechische vor der griechischen Revolution von 1821, Frankfurt/Main 2008, S. 291. – ADB 38, S. 536f.

Klaus Garcke
3.1.2018


Empfohlene Zitierweise:
Klaus Garcke, Artikel: Hans Karl Heinrich von Trautzschen,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/3933 [Zugriff 2.11.2024].

Hans Karl Heinrich von Trautzschen



Quellen Pfarrarchiv Camburg, Taufregister; Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek, Abteilung Deutsche Fotothek, Stammbuch des Kgl. Sächs. Obristen zu Dresden Hans Carl Heinrich von T; Urkundenbuch des Hochstifts Naumburg, T. 1: 967-1207, bearb. von F. Rosenfeld, Magdeburg 1925, T. 2: 1207-1304, hrsg. von H. K. Schulze, Köln/Weimar/Wien 2000.

Werke Militarische und Litterarische Briefe des Herrn von T., Leipzig 1769; Vermischte Schriften des Verfassers der militairischen und litterarischen Briefe, Chemnitz 1771; Historische Tabellen, welche das Merkwürdigste der alten, mittlern und neuen Geschichte enthalten, nebst einer geographischen Tabelle, Leipzig 1772; Deutsches Theater, 2 Bde., Leipzig 1772/73; C. G. Sinclaire, Grundsätze der Tactik, nach ihrer Theorie, zu Erlernung der Kriegskunst und ihrer practischen Anwendung bey verschiedenen Vorfällen des Kriegs, Dresden 1777 (Übersetzung aus dem Französischen).

Literatur C. F. Müller, Verzeichnis der in den beiden Städten Zeitz und Naumburg geborenen Künstler, Gelehrten und Schriftsteller, Zeitz 1805, S. 67f.; C. W. Böttiger, Geschichte Kurstaates und des Königreichs Sachsen, Bd. 2, Hamburg 1831, S. 331; E. Zergiebel, Chronik von Zeitz und den Dörfern des Zeitzer Kreises, Bd. 3, Zeitz 1894, S. 381; A. Shurbanov/B. Skolova, Painting Shakespear red. An East-European appropriation, Newark/London 2001, S. 38; G. Polioudakis, Die Übersetzung deutscher Literatur ins Neugriechische vor der griechischen Revolution von 1821, Frankfurt/Main 2008, S. 291. – ADB 38, S. 536f.

Klaus Garcke
3.1.2018


Empfohlene Zitierweise:
Klaus Garcke, Artikel: Hans Karl Heinrich von Trautzschen,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/3933 [Zugriff 2.11.2024].