Eduard Poeppig

Obwohl P.s Name und Werk im Laufe der Zeit weitgehend in Vergessenheit geriet, ist er den bedeutendsten Naturforschern der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zuzurechnen. Insbesondere seine umfangreichen Arbeiten auf botanischem Gebiet haben bis heute ihre Gültigkeit nicht verloren. Nachhaltige Leistungen erbrachte P. ferner als Zoologe, Geograf, Ethnograf und Geologe. Zudem erwies er sich als exzellenter Autor von Reise- und Naturbeschreibungen. – P. erhielt zunächst an der Thomasschule in Leipzig und danach 1810 bis 1815 an der Landesschule St. Augustin in Grimma eine humanistische Ausbildung. Anschließend begann er an der Universität Leipzig das Studium der Medizin und Naturwissenschaften. Schon früh eignete sich P. auf langen Wanderungen umfassende botanische Kenntnisse an. – Nach erfolgreicher Promotion verließ P. 1822 Europa und begab sich nach Kuba und 1824 in die USA. Im Inneren der Insel bzw. später in Pennsylvania studierte und beschrieb P. die dortige Fauna und Flora. Zwischen 1827 und 1832 unternahm der enthusiastische Forscher in Südamerika schließlich jene ausgedehnte Expedition, durch die er Berühmtheit erlangen sollte. Zumeist auf sich allein gestellt, bereiste P. dabei weite Gebiete Chiles, Perus und Brasiliens. Er war der erste Botaniker überhaupt, der in die Hochanden vordrang, und der dritte Europäer, der den Amazonas in der gesamten Länge befuhr. P. lebte bei den Ureinwohnern und beobachtete deren Gebräuche. Er erkundete die geologischen Verhältnisse in den von ihm durchquerten Territorien und beschrieb und sammelte eifrig Pflanzen. Bei seiner Rückkehr nach Deutschland im Herbst 1832 führte P. mehrere Hundert Tierpräparate, eine Sammlung völkerkundlicher Objekte sowie über 17.000 getrocknete Pflanzen mit. In dem 1835/36 erschienenen zweibändigen Werk „Reise in Chile, Peru und auf dem Amazonenstrome während der Jahre 1827-1832“ hat P. die abenteuerliche Expedition quer durch Südamerika meisterhaft dokumentiert. – Fortan war P. in Leipzig tätig. 1833 erfolgte seine Ernennung zum außerordentlichen Professor für Naturwissenschaften an der dortigen Universität. Eine ordentliche Professur für Zoologie wurde für ihn erst 1846 eingerichtet. Bereits 1834 war P. zum Direktor des Zoologischen Museums der Hochschule berufen worden, dessen Bestände er beträchtlich erweiterte. P.s erstmals 1847/48 herausgegebene „Illustrirte Naturgeschichte des Thierreichs“ trug zur Popularisierung dieses Themas bei. Als sein Hauptwerk gilt freilich die zwischen 1835 und 1845 in drei Bänden veröffentlichte Abhandlung „Nova Genera ac Species Plantarum ...“, in der P., teilweise gemeinsam mit dem österreichischen Botaniker Stephan Ladislaus Endlicher, eigene Forschungsergebnisse über die Flora Südamerikas verarbeitete. Seit etwa 1850 zog sich der ohnehin menschenscheue Wissenschaftler zunehmend aus der Öffentlichkeit zurück und konzentrierte sich auf die musealen Belange. Zahlreiche Niederschriften P.s blieben unpubliziert. – Er war u.a. Mitglied der naturwissenschaftlichen Gesellschaften in Philadelphia und Baltimore sowie der Königlich Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften. König Johann verlieh P. das Ritterkreuz des Königlichen Verdienstordens. – Geografen und Botaniker verschiedener Epochen hoben hervor, dass P. mit seinem literarischen und naturwissenschaftlichen Lebenswerk den populäreren Zeitgenossen Alexander von Humboldt, Adelbert von Chamisso und Charles Darwin in keiner Weise nachstand. Zahlreiche Pflanzenarten, die er entdeckt und erstmals beschrieben hat, tragen seinen Namen. Bemerkenswerte Verdienste erwarb sich P. bei der Erweiterung und Profilierung der naturkundlichen Sammlungen der Universität Leipzig. Wertvolle Zeugnisse der transatlantischen Reisen P.s sind beispielsweise in Dresden in den Staatlichen Museen für Tier- und Völkerkunde zu finden.

Quellen Archiv des Naturhistorischen Museums Wien, Nachlass Stephan Ladislaus Endlicher; Staatliche Ethnographische Sammlungen Sachsen - Museum für Völkerkunde Dresden, Ankaufsakten; Universitätsarchiv Leipzig, Philosophische Fakultät.

Werke Reise in Chile, Peru und auf dem Amazonenstrome während der Jahre 1827-1832, 2 Bde. und ein Bildatlas, Leipzig 1835-1836 (ND Stuttgart 1960) (dän. Übersetzung: F. Schaldemose, Kopenhagen 1842, span. Übersetzung Bd. 1: C. Keller, Santiago de Chile 1960); Nova Genera ac Species Plantarum quas in Regno Chilensi, Peruviano et in Terra Amazonica ..., 3 Bde. (Bd. 1 und 2 mit S. L. Endlicher), Leipzig 1835-1845; Landschaftliche Ansichten und erläuternde Darstellungen aus dem Gebiete der Erdkunde, Leipzig 1839; Illustrirte Naturgeschichte des Thierreichs, 4 Bde., Leipzig 1847-1848, Leipzig 21851.

Literatur K. Whistling, Eduard P., Professor der Zoologie. Nekrolog, in: Leipziger Zeitung. Wissenschaftliche Beilage Nr. 86 vom 25.10.1868, S. 365-367; F. Ratzel, Aus Eduard P.s Nachlass mit biographischer Einleitung, in: Mittheilungen des Vereins für Erdkunde zu Leipzig 1887, Leipzig 1888, S. 3-96 (P); C. Keller (Hg.), Tropenvegetation und Tropenmenschen, Leipzig 1965, S. 11-32 (P, WV); W. Morawetz/M. Röser (Hg.), Eduard Friedrich P. 1798-1868, Gelehrter und Naturforscher in Südamerika, Leipzig 1998 (P); R. Weber, P. (Pöppig), Eduard - Dr. med., in: Berühmte Vogtländer, hrsg. vom Verein für vogtländische Geschichte, Volks- und Landeskunde e.V., Bd. 1, Plauen 1997, S. 72 (Bildquelle). – ADB 26, S. 421-427; DBA I, II, III; DBE 8, S. 13; NDB Bd. 20, S. 572 f.

Porträt Eduard Friedrich P., Photographisches Atelier A. Brasch, ca. 1865, Schwarz-Weiß-Fotografie, Stadtarchiv Plauen, Handschriften-Sammlung, Nr. 61.

Wolfgang Schrader
11.7.2005


Empfohlene Zitierweise:
Wolfgang Schrader, Artikel: Eduard Poeppig,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/10152 [Zugriff 13.5.2024].

Eduard Poeppig



Quellen Archiv des Naturhistorischen Museums Wien, Nachlass Stephan Ladislaus Endlicher; Staatliche Ethnographische Sammlungen Sachsen - Museum für Völkerkunde Dresden, Ankaufsakten; Universitätsarchiv Leipzig, Philosophische Fakultät.

Werke Reise in Chile, Peru und auf dem Amazonenstrome während der Jahre 1827-1832, 2 Bde. und ein Bildatlas, Leipzig 1835-1836 (ND Stuttgart 1960) (dän. Übersetzung: F. Schaldemose, Kopenhagen 1842, span. Übersetzung Bd. 1: C. Keller, Santiago de Chile 1960); Nova Genera ac Species Plantarum quas in Regno Chilensi, Peruviano et in Terra Amazonica ..., 3 Bde. (Bd. 1 und 2 mit S. L. Endlicher), Leipzig 1835-1845; Landschaftliche Ansichten und erläuternde Darstellungen aus dem Gebiete der Erdkunde, Leipzig 1839; Illustrirte Naturgeschichte des Thierreichs, 4 Bde., Leipzig 1847-1848, Leipzig 21851.

Literatur K. Whistling, Eduard P., Professor der Zoologie. Nekrolog, in: Leipziger Zeitung. Wissenschaftliche Beilage Nr. 86 vom 25.10.1868, S. 365-367; F. Ratzel, Aus Eduard P.s Nachlass mit biographischer Einleitung, in: Mittheilungen des Vereins für Erdkunde zu Leipzig 1887, Leipzig 1888, S. 3-96 (P); C. Keller (Hg.), Tropenvegetation und Tropenmenschen, Leipzig 1965, S. 11-32 (P, WV); W. Morawetz/M. Röser (Hg.), Eduard Friedrich P. 1798-1868, Gelehrter und Naturforscher in Südamerika, Leipzig 1998 (P); R. Weber, P. (Pöppig), Eduard - Dr. med., in: Berühmte Vogtländer, hrsg. vom Verein für vogtländische Geschichte, Volks- und Landeskunde e.V., Bd. 1, Plauen 1997, S. 72 (Bildquelle). – ADB 26, S. 421-427; DBA I, II, III; DBE 8, S. 13; NDB Bd. 20, S. 572 f.

Porträt Eduard Friedrich P., Photographisches Atelier A. Brasch, ca. 1865, Schwarz-Weiß-Fotografie, Stadtarchiv Plauen, Handschriften-Sammlung, Nr. 61.

Wolfgang Schrader
11.7.2005


Empfohlene Zitierweise:
Wolfgang Schrader, Artikel: Eduard Poeppig,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/10152 [Zugriff 13.5.2024].