Hans Röhling

R. machte sich als Montanunternehmer in Geyer, Annaberg und Freiberg einen Namen und stieg in der landesherrlichen Verwaltung bis zum Bergamtsverwalter im gesamten Erzgebirge auf. Während der Unruhen 1525 wirkte er vermittelnd und beruhigend auf die Bergleute ein. – Einer unsicheren Überlieferung zufolge soll R.s Familie ursprünglich in Nürnberg beheimatet gewesen sein und sich während des Zweiten Berggeschreys im Erzgebirge niedergelassen haben. R. selbst wird 1518 erstmals in einer Zehntrechnung von Geyer erwähnt. Dort sind sowohl R.s unternehmerische Anfänge als auch der Beginn seiner Beamtenkarriere zu suchen. Aufgrund der engen administrativen Verflechtungen der beiden Bergbaureviere betätigte sich R. in den 1520er-Jahren als Bergmeister zugleich in Geyer und in Annaberg. Besonders hier wurde er zunehmend mit sozialen Spannungen unter den Bergleuten konfrontiert. Während sich v.a. im Vogtland Bauernunruhen verbreiteten und im böhmischen St. Joachimsthal (tschech. Jáchymov) im Mai 1525 auch die dortigen Bergleute zum Aufstand übergingen, bemühte sich R., ein Übergreifen dieser Bewegung auf die Bergbaugebiete im sächsischen Erzgebirge zu verhindern. So reiste er am 23.5.1525 nach St. Joachimsthal, um zwischen den Aufständischen und dem Grafen Stefan Schlick zu vermitteln. In Annaberg forderte er die Bergleute am 27.5.1525 zum schriftlichen Einreichen ihrer Beschwerden auf. Der als Beschwichtigungstaktik verstandene Versuch, den Unmut der Knappschaft zu kanalisieren, schwächte R.s Ansehen unter den Bergleuten, ließ ihn aber zugleich in der landesherrlichen Gunst steigen. – 1530 bis 1533 war R. Zehntner im Bergamt Geyer und damit der unmittelbare Vorgänger von Adam Ries in dieser Funktion. 1534 wurde er zum Bürgermeister von Annaberg gewählt. Über Anteile an verschiedenen erzgebirgischen Gruben, Pochwerken und Silberhütten verfügend, erschien R. dem albertinischen Herzog Moritz als geeigneter Kandidat für überregionale Leitungsaufgaben im Bergbau. Zunächst zum Amtsverweser des Freiberger Bergreviers bestimmt, erhielt er spätestens 1546 eine ordentliche Bestallung als Bergamtsverwalter über das gesamte Erzgebirge. Diese Berufung R.s wird ähnlich wie der im selben Zeitraum erfolgte Amtsantritt Simon Bogners als Bergvogt von der Forschung als wesentliche Initiative zur Herausbildung einer mittleren Bergverwaltung im albertinischen Herzogtum Sachsen angesehen. – Neben der Förderung des Bergbaus trat R. außerdem als Grundherr in Erscheinung. Am 10.11.1527 erwarb er das erst zwei Jahre zuvor erstmals urkundlich erwähnte Gebiet um den Bärenstein vom Kloster Grünhain. Um sein Lehngut Bärenstein, dem Kurfürst Moritz später die niedere Gerichtsbarkeit verlieh, initiierte R. eine bäuerliche Nachbesiedlung und trug auf diese Weise zur Gründung des Orts Bärenstein bei. Um 1546 wurde er zusätzlich Grundherr von Conradsdorf bei Freiberg. – Nach R.s Tod führte sein Sohn Markus Röhling die unternehmerischen Aktivitäten R.s fort und folgte ihm auch in der Funktion des Bergamtsverwalters. Das im Text überlieferte Epitaph R.s im Freiberger Dom ist heute verloren.

Literatur Ingrid Mittenzwei, Der Joachimsthaler Aufstand 1525. Seine Ursachen und Folgen, Berlin 1968; Adolf Laube, Studien über den erzgebirgischen Silberbergbau von 1470 bis 1546, Berlin 1974; Gottfried Schlegel/Walter Bergner, 550 Jahre Bergbau in und um Bärenstein im Erzgebirge, Bärenstein 1993; Herbert Kaden, Der Beginn der Herausbildung einer mittleren Bergverwaltung im albertinischen Sachsen um die Mitte des 16. Jahrhunderts, in: Mitteilungen des Freiberger Altertumsvereins 93/2003, S. 23-83. – DBA II.

Michael Wetzel
17.3.2021


Empfohlene Zitierweise:
Michael Wetzel, Artikel: Hans Röhling,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/29094 [Zugriff 22.11.2024].

Hans Röhling



Literatur Ingrid Mittenzwei, Der Joachimsthaler Aufstand 1525. Seine Ursachen und Folgen, Berlin 1968; Adolf Laube, Studien über den erzgebirgischen Silberbergbau von 1470 bis 1546, Berlin 1974; Gottfried Schlegel/Walter Bergner, 550 Jahre Bergbau in und um Bärenstein im Erzgebirge, Bärenstein 1993; Herbert Kaden, Der Beginn der Herausbildung einer mittleren Bergverwaltung im albertinischen Sachsen um die Mitte des 16. Jahrhunderts, in: Mitteilungen des Freiberger Altertumsvereins 93/2003, S. 23-83. – DBA II.

Michael Wetzel
17.3.2021


Empfohlene Zitierweise:
Michael Wetzel, Artikel: Hans Röhling,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/29094 [Zugriff 22.11.2024].