Max Zimmering

Z. stammte aus einem jüdischen Elternhaus. Sein aus dem polnischen Horodenka (heute Ukraine) stammender Vater führte in Pirna ein Uhrmacher- und Juweliergeschäft, wurde 1938 aus Deutschland nach Polen ausgewiesen und 1942 in Auschwitz (poln. Oświęcim) umgebracht. Seine Mutter stammte ebenfalls aus der Westukraine. – Nach dem Umzug der Familie 1914 nach Dresden besuchte Z. bis 1921 die Volksschule, anschließend bis 1925 das Wettin-Gymnasium und ab 1925 die Oberrealschule Johannstadt, die er 1930 mit dem Abitur abschloss. Vom 10. bis 18. Lebensjahr war Z. Mitglied der jüdischen Jugendbewegung. 1928 trat er in den Kommunistischen Jugendverband Deutschlands ein und begann für die Presse zu schreiben. Kurze Prosaarbeiten und Gedichte von ihm erschienen in der „Arbeiterstimme“ in Dresden, in der „Arbeiter Illustrierten Zeitung“ sowie in der „Roten Fahne“ in Berlin. 1929 wurde Z. Mitglied der KPD und Gründungsmitglied des Bunds proletarisch-revolutionärer Schriftsteller in Dresden. Im Jahr darauf erhielt er von der Zeitschrift „Die Linkskurve“ für sein Gedicht „Das Fließband“ den Lyrikpreis. Aufgrund dieses Gedichts drohte ihm kurz vor dem Abitur der Verweis vom Gymnasium, dem er nur entging, weil seine Verfasserschaft nicht bewiesen werden konnte. – Nach dem Abitur begann Z. eine Lehre als Schaufensterdekorateur im Warenhaus Hermann Tietz in Dresden, da er die finanziellen Mittel für ein Studium nicht aufbringen konnte. 1932 wurde er aufgrund seines gewerkschaftlichen Engagements entlassen. Im selben Jahr erschien seine Erzählung „Brand im Warenhaus“, die heute als verschollen gilt und wahrscheinlich der Bücherverbrennung der Nationalsozialisten zum Opfer fiel. Z. fand noch einmal eine Arbeit als Dekorateur und Plakatmaler bei der Dresdner Firma Wohlwert, wurde aber bereits nach einem halben Jahr wieder entlassen, da er den Zentralverband der Angestellten zugunsten der Verkäuferinnen mobilisiert hatte. – 1933 emigriert Z. nach Paris, wo er als Tellerwäscher in einem kleinen Restaurant in der Rue d’Hauteville, als Heimarbeiter in der Lederbranche und als Maurer tätig war. Im Jahr darauf setzt er seine Flucht fort und gelangte nach Ramat Gan in Palästina, wo er sich als Arbeiter auf einer Orangenplantage in Herzlia bei Tel Aviv und als Ziegelträger durchschlug. 1935 kehrte Z. wieder nach Europa zurück. In Prag arbeitete er bis 1939 als Korrektor bei der „Roten Fahne“ und einigen tschechischen Blättern. 1940 ging er nach England und lebte zunächst in Oxford, später in London. Im selben Jahr beschloss die britische Regierung, alle männlichen deutschen Emigranten zu internieren. So unternahm Z. eine „unfreiwillige Weltreise“, die er später in einem gleichnamigen Buch beschrieb und die ihn vom Camp Huyton bei Liverpool über die Bundesstaaten New South Wales und Victoria in Australien zurück nach England auf die Isle of Man führte. Dank der Bemühungen des internationalen Autorenverbands P.E.N. (Poets, Essayists, Novelists) und progressiver Parlamentsabgeordneter wurde er im November 1941 aus der Internierung entlassen. In London wurde er Redakteur der „Freien Deutschen Kultur“, einer Monatsschrift des Freien Deutschen Kulturbunds in Großbritannien, sowie der „Freien Deutschen Tribüne“. Zudem engagierte sich Z. 1942 bis 1945 als Mitglied des internationalen P.E.N.-Clubs und 1945/46 als Mitglied der KPD-Emigrationsgruppe in Großbritannien. – 1946 kehrte Z. durch die Hilfe von Egon Erwin Kisch mit einem tschechoslowakischen Repatriantentransport nach Dresden zurück. Dort arbeitete er bis 1952 als Leiter der Kulturredaktion der Zeitschrift „Zeit im Bild“ und wirkte 1949 bis 1953 als Landesvorsitzender der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes in Sachsen. Von 1950 bis zu dessen Auflösung 1952 war er für die SED Mitglied des Sächsischen Landtags, bis 1958 Abgeordneter im Bezirkstag Dresden. Z. war bis 1956 freier Schriftsteller und Vorsitzender des Deutschen Schriftstellerverbands Dresden. Danach wurde er Erster Sekretär des Deutschen Schriftstellerverbands in Berlin, 1958 bis 1964 Direktor des Instituts für Literatur „Johannes R. Becher“ in Leipzig und Mitglied des P.E.N. Ab 1964 bis zu seinem Tod lebte er als freischaffender Schriftsteller in Dresden. – Z.s Schaffen wurde vielfach ausgezeichnet. Er erhielt u.a. 1953 den Heinrich-Mann-Preis, 1958 den Heinrich-Heine-Preis und 1969 den Nationalpreis der DDR. Als Mitglied und Funktionär zahlreicher Gremien und Verbände leistete er im In- und Ausland eine umfangreiche kulturpolitische Arbeit. Acht Schulen in Dresden und Umgebung trugen in der DDR seinen Namen. Die Stadt Pirna verlieh ihm 1971 die Ehrenbürgerwürde. An seinem Geburtshaus in der Langestraße 10 befindet sich eine Gedenktafel. – Z.s Gesamtwerk ist durch Vielfalt an Genres und Formen gekennzeichnet. Neben der Erzählung und dem Roman finden sich darunter Gedichte, Lieder, Chorwerke, Kantaten, Nachdichtungen aus dem Polnischen, Englischen und Sorbischen, Dramen, Herausgaben und populärwissenschaftliche Werke, z.B. über Wladimir Majakowski und Martin Andersen Nexö. In seinen Kinder- und Jugendbüchern thematisiert Z. die Geschichte der Arbeiterbewegung sowie den Kampf gegen den Nationalsozialismus. Er vermittelte Geschichtskenntnisse und zeigte, wie individuelle Lebensgeschichten mit gesellschaftshistorischen Ereignissen verbunden sind.

Werke Honba za bouto, Prag 1936, dt.: Die Jagd nach dem Stiefel, Berlin 1953; Buttje Pieter und sein Held, Berlin 1951, 181976; Im herben Morgenwind, Berlin 1953, 21958; Phosphor und Flieder, Berlin 1954, 61961; Begegnung mit Majakowski, Berlin 1955; Seht, wie uns die Sonne lacht, Berlin 1955; Die unfreiwillige Weltreise, Berlin 1956, 41963; Li und die roten Bergsteiger, Berlin 1967, 31971; Das Maß der Zeit, Leipzig 1969, 21973; Dresden. Künstler sehen die Stadt, Dresden 1973, 31976.

Literatur H. Kunze/H. Wegehaupt (Hg.), Spiegel proletarischer Kinder- und Jugendliteratur, Berlin 1985; M. Altner, Das proletarische Kinderbuch, Dresden 1988. – DBA II; DBE 10, S. 664f.; K. Doderer (Hg.), Lexikon der Kinder- und Jugendliteratur, Bd. 3, Weinheim/Basel 1979, S. 854-856; Künstler am Dresdner Elbhang I, hrsg. vom Ortsverein Loschwitz-Wachwitz e.V./Ortsverein Pillnitz e.V./Elbhangfest e.V., Dresden 1999, S. 183 (P); R. Steinlein/H. Strobel/T. Kramer (Hg.), Handbuch zur Kinder- und Jugendliteratur, Bd. 6: SBZ/DDR von 1945-1990, Stuttgart 2006.

Porträt Porträt Max Z., Hans-Joachim Koch, 1956, Fotografie, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle) [CC BY-SA 4.0; dieses Werk ist lizensiert unter einer Creative Commons Attribution-ShareAlike 4.0 International License].

Manfred Altner
17.7.2007


Empfohlene Zitierweise:
Manfred Altner, Artikel: Max Zimmering,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22606 [Zugriff 22.12.2024].

Max Zimmering



Werke Honba za bouto, Prag 1936, dt.: Die Jagd nach dem Stiefel, Berlin 1953; Buttje Pieter und sein Held, Berlin 1951, 181976; Im herben Morgenwind, Berlin 1953, 21958; Phosphor und Flieder, Berlin 1954, 61961; Begegnung mit Majakowski, Berlin 1955; Seht, wie uns die Sonne lacht, Berlin 1955; Die unfreiwillige Weltreise, Berlin 1956, 41963; Li und die roten Bergsteiger, Berlin 1967, 31971; Das Maß der Zeit, Leipzig 1969, 21973; Dresden. Künstler sehen die Stadt, Dresden 1973, 31976.

Literatur H. Kunze/H. Wegehaupt (Hg.), Spiegel proletarischer Kinder- und Jugendliteratur, Berlin 1985; M. Altner, Das proletarische Kinderbuch, Dresden 1988. – DBA II; DBE 10, S. 664f.; K. Doderer (Hg.), Lexikon der Kinder- und Jugendliteratur, Bd. 3, Weinheim/Basel 1979, S. 854-856; Künstler am Dresdner Elbhang I, hrsg. vom Ortsverein Loschwitz-Wachwitz e.V./Ortsverein Pillnitz e.V./Elbhangfest e.V., Dresden 1999, S. 183 (P); R. Steinlein/H. Strobel/T. Kramer (Hg.), Handbuch zur Kinder- und Jugendliteratur, Bd. 6: SBZ/DDR von 1945-1990, Stuttgart 2006.

Porträt Porträt Max Z., Hans-Joachim Koch, 1956, Fotografie, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle) [CC BY-SA 4.0; dieses Werk ist lizensiert unter einer Creative Commons Attribution-ShareAlike 4.0 International License].

Manfred Altner
17.7.2007


Empfohlene Zitierweise:
Manfred Altner, Artikel: Max Zimmering,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22606 [Zugriff 22.12.2024].