Wilhelm Adam
A. besuchte die Schule im hessischen Eichen und studierte nach dem Abitur 1908 bis 1913 am Lehrerseminar Schlüchtern. Anschließend diente er als Einjährig-Freiwilliger und nahm als Offizier 1915 bis 1918 am Ersten Weltkrieg teil. Nach seiner Entlassung vom Militär war A. 1919 bis 1929 an der Volksschule von Langenselbold in Hessen als Lehrer tätig. Er trat dort dem örtlichen Militärverein bei und war 1920 bis 1923 Mitglied des Jungdeutschen Ordens. Nach einer kurzen Mitgliedschaft 1923/24 in der NSDAP trat A. 1926 der Deutschen Volkspartei bei, die er 1929 wieder verließ. Bereits 1922 bis 1924 hatte A. ein Studium an der Universität Frankfurt/Main aufgenommen und 1927 die Mittelschullehrerprüfung abgelegt. Ab 1929 unterrichtete er als Mathematiklehrer an der Heeresfachschule Weimar und war seit 1933 Mitglied des „Stahlhelm“. Nach dessen Überführung in die SA war A. als Oberscharführer und Referent für weltanschauliche Schulung kurzzeitig beim Stab der SA-Standarte 94 in Weimar nebenberuflich tätig. 1934 erfolgte seine Reaktivierung im Rang eines Hauptmanns in die Reichswehr, 1937 wurde er zum Major befördert. Seit 1938 lehrte A. an der Infanterieschule im brandenburgischen Döberitz, bevor er ein Jahr später Adjutant im XXIII. Armee-Korps wurde. Im Mai 1940 fiel sein einziger Sohn in Frankreich. Im März 1941 wurde A. zum Oberstleutnant befördert und ab Sommer dieses Jahres an der Ostfront eingesetzt. Als 1. Adjutant der 6. Armee erfolgte im März 1942 seine Beförderung zum Oberst. A. erlebte als enger Mitarbeiter im Stab von General Friedrich Paulus den Vormarsch der 6. Armee bis Stalingrad [heute Wolgograd (Russland)] im Sommer/Herbst 1942. Dabei war A. kurzzeitig als Kommandeur auch unmittelbar an Kampfhandlungen beteiligt, wofür ihm im Dezember 1942 das Ritterkreuz zum Eisernen Kreuz verliehen wurde. Die Einschließung der 6. Armee und die Monate im Kessel von Stalingrad bis zur Kapitulation und Gefangennahme Ende Januar 1943 erlebte er in nächster Umgebung von Paulus im Armeeoberkommando. Als Armeeadjutant verbrachte A. die sowjetische Kriegsgefangenschaft zunächst gleichfalls mit Paulus und anderen Wehrmachtsgeneralen im Kriegsgefangenenlager Krasnogorsk, später in Susdal und Woikowo bei Moskau, wo sich ein allmählicher Wandel seiner Weltanschauung vollzog. Nach Kontakten mit dem Nationalkomitee „Freies Deutschland“ trat A. im Juli 1944 dem im September 1943 gegründeten Bund deutscher Offiziere in der Sowjetunion bei und bekannte sich damit auch offiziell als Hitlergegner. – Im September 1948 aus der Kriegsgefangenschaft nach Deutschland entlassen, entschied sich A. bewusst für ein Leben in der SBZ und wählte Dresden als neuen Heimatort, an dessen Kriegsschule er 1939 kurzzeitig als Taktiklehrer tätig gewesen war. Hier erhielt er zunächst eine Anstellung beim Sächsischen Ministerium für Volksbildung und nahm Kontakt zur 1948 neu gegründeten National-Demokratischen Partei Deutschlands auf. Da er sich mit deren Zielen aufgrund seiner eigenen Biografie eng verbunden fühlte, engagierte sich A. in dieser Partei und wurde im Herbst 1949 Vorsitzender des Landesverbands Sachsen. Nach den Wahlen im Herbst 1950 wurde er Mitglied der Volkskammer der DDR und im gleichen Jahr Minister der Finanzen in Sachsen. Nach Auflösung der Länder wurde A. im August 1952 nach Berlin in den Stab der Kasernierten Volkspolizei berufen und übernahm im Oktober 1953 die Leitung der Offiziershochschule der Kasernierten Volkspolizei (ab 1955 der NVA) in Dresden. Diese Funktion übte er bis zu seiner Verabschiedung in den Ruhestand im März 1958 aus. A. wurde für seine Verdienste mit hohen staatlichen Auszeichnungen wie dem Vaterländischen Verdienstorden in Gold geehrt und zum Generalmajor a.D. ernannt. Mitglied der Volkskammer blieb er bis 1963, und dem Hauptausschuss der National-Demokratischen Partei Deutschlands gehörte A. von 1949 bis zu seinem Tod an.
Werke Der schwere Entschluß. Autobiographie unter wissenschaftlicher und literarischer Mitarbeit von O. Rühle, Berlin 1965, Berlin 231987 (P).
Literatur K. Froh/R. Wenzke, Die Generale und Admirale der NVA, Berlin 42000. – DBA II, III; Biographisches Handbuch der SBZ/DDR, in: Enzyklopädie der DDR, (CD-ROM Edition), Berlin 2000.
Porträt Wilhelm A., Minister für Finanzen in der Landesregierung Sachsen, Höhne, Erich & Pohl, Erich, 1950, Fotografie, Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).
Gerald Kolditz
19.3.2012
Empfohlene Zitierweise:
Gerald Kolditz, Artikel: Wilhelm Adam,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/4295 [Zugriff 4.11.2024].
Wilhelm Adam
Werke Der schwere Entschluß. Autobiographie unter wissenschaftlicher und literarischer Mitarbeit von O. Rühle, Berlin 1965, Berlin 231987 (P).
Literatur K. Froh/R. Wenzke, Die Generale und Admirale der NVA, Berlin 42000. – DBA II, III; Biographisches Handbuch der SBZ/DDR, in: Enzyklopädie der DDR, (CD-ROM Edition), Berlin 2000.
Porträt Wilhelm A., Minister für Finanzen in der Landesregierung Sachsen, Höhne, Erich & Pohl, Erich, 1950, Fotografie, Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).
Gerald Kolditz
19.3.2012
Empfohlene Zitierweise:
Gerald Kolditz, Artikel: Wilhelm Adam,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/4295 [Zugriff 4.11.2024].