Johann Friedrich Zittmann
Z. war königlich polnischer und kurfürstlich sächsischer Leibmedikus, Hofrat sowie Syphilisforscher und Gerichtsarzt. – Entgegen bisheriger Auffassungen in der Literatur ist Z. nicht in Teplitz geboren worden, sondern seine Herkunft bleibt unbekannt. Sein späterer Lebenslauf lässt allerdings vermuten, dass er in Sachsen geboren wurde, eventuell in Dresden. Auch über Z.s Tätigkeit in Sachsen ist kaum etwas bekannt. Am 8.1.1722 wurde er von Kurfürst Friedrich August I. (August II., der Starke) zum Leibmedikus berufen. Zwischen 1696 und 1757 begleitete er die kurfürstliche Familie in der Sommersaison 58-Mal in den Kurort Teplitz und betreute sie dort medizinisch. Während dieser 61 Jahre versah er zudem den Dienst als Ordinarius des österreichischen Militärbadehauses in Teplitz-Schönau, das er mitbegründet hatte, und wirkte ebenfalls in Teplitz als Brunnen- und Badearzt. – Besondere Verdienste erwarb sich Z. in der Syphilisforschung, insbesondere durch das nach ihm benannte, aber bereits lange Zeit vor ihm angewendete „Decoctum Zittmanni“, eine Abkochung aus der Wurzel der Stechwinde zur Heilung der Syphilis. Er verwendete in seiner langjährigen Praxis dafür ein damals gebräuchliches Sarsaparilla-Dekokt, hatte jedoch mit dessen Erfindung nichts zu tun. Es handelt sich um eine von mehreren Arten beziehungsweise Formen dieses Arzneimittels. Die Vorschrift zu dieser Abkochung teilte Z. dem preußischen Chirurgen
Proebisch mit, von welchem sie der preußische Generalstabschirurg
Johann Christian Anton Theden erhielt. Dieser veröffentlichte die Vorschrift in seiner Arbeit „Neue Bemerkungen und Erfahrungen zur Bereicherung der Wundarzneykunst und Arzneygelahrtheit“ (1795) und gab sie als seine Erfindung aus. Dadurch entstand der sog. Prioritätenstreit zwischen Z. und Theden über dieses Arzneimittel und die Vorschrift. Die Zusammensetzung des Dekokts fand noch 1872 Aufnahme in das neue „Deutsche Arzneibuch“. Darüber hinaus war Z. auch an der Herausgabe einer Sammlung zur forensischen Medizin „Medicina forensis“ beteiligt, welche sich im Nachlass des Leipziger Professors Christian Johann Lange befand.
Quellen Stadtarchiv Dresden, Personenregister Kirchliche Wochenzettel der Kreuzkirche.
Werke Medicina forensis, Frankfurt/Main 1706; Practische Anmerkungen von den Toeplitzer-Bädern, dem Böhmischen Bitter- und Biliner-Wasser ..., Dresden 1743.
Literatur H. E. Kleine-Natrop, Das heilkundige Dresden, Dresden/Leipzig 21964, S. 326. – ADB 45, S. 372; DBA I, II; A. Hirsch (Hg.), Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte aller Zeiten und Völker, Bd. 5, Berlin/Wien 21934, S. 1047; V. Klimpel, Dresdner Ärzte, Dresden 1998, S. 164.
Rolf Rehe
24.1.2008
Empfohlene Zitierweise:
Rolf Rehe, Artikel: Johann Friedrich Zittmann,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/4281 [Zugriff 4.11.2024].
Johann Friedrich Zittmann
Quellen Stadtarchiv Dresden, Personenregister Kirchliche Wochenzettel der Kreuzkirche.
Werke Medicina forensis, Frankfurt/Main 1706; Practische Anmerkungen von den Toeplitzer-Bädern, dem Böhmischen Bitter- und Biliner-Wasser ..., Dresden 1743.
Literatur H. E. Kleine-Natrop, Das heilkundige Dresden, Dresden/Leipzig 21964, S. 326. – ADB 45, S. 372; DBA I, II; A. Hirsch (Hg.), Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte aller Zeiten und Völker, Bd. 5, Berlin/Wien 21934, S. 1047; V. Klimpel, Dresdner Ärzte, Dresden 1998, S. 164.
Rolf Rehe
24.1.2008
Empfohlene Zitierweise:
Rolf Rehe, Artikel: Johann Friedrich Zittmann,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/4281 [Zugriff 4.11.2024].