Johannes Görges

Der Wunsch, Lehrer zu werden, veranlasste G., an den Universitäten Tübingen, Göttingen und Berlin Mathematik und Physik zu studieren, doch die Chance, als Ingenieur auf dem neuen und zukunftsträchtigen Gebiet der Elektrotechnik zu arbeiten, bestimmte letztlich seinen Weg. Im Konstruktionsbüro der Firma Siemens & Halske konnte er ab 1884 seine Kenntnisse im Maschinenbau vertiefen und sich auf die Weiterentwicklung elektrischer Maschinen für Wechselstrom- und Drehstrombetrieb konzentrieren. Als Chefkonstrukteur im Berlin-Charlottenburger Werk interessierte er sich zunehmend für starkstromtechnische Probleme. G.s Leistungen für den Elektromaschinenbau wurden 1900 mit dem Grand Prix der Pariser Weltausstellung honoriert. Nach 17-jähriger Industrietätigkeit nahm G. zum 1.4.1901 den Ruf der Technischen Hochschule Dresden an und wurde Ordinarius für Elektrotechnik und Direktor des neuen Elektrotechnischen Instituts. Der Architekt Karl Weißbach hatte zu diesem Zeitpunkt den Auftrag, Institutsgebäude für das Hochschulgelände in der Dresdner Südvorstadt zu schaffen. G. unterstützte den Architekten, indem er die elektrotechnische Ausstattung für das Gebäude konzipierte; so erhielt das Institut optimale Bedingungen. Unter G.s Leitung wurde es zu einem Zentrum der elektrotechnischen Lehre und Forschung in Deutschland. Seine Verbindungen zur Industrie brachten der Hochschule viele Vorteile, wie Spenden für die Anschaffung moderner Maschinen und Messinstrumente. Das Gebäude, in dem er Generationen von Elektrotechnikern ausbildete, trägt heute den Namen „Görges-Bau“. Hier fanden u.a. hochspannungstechnische Untersuchungen zur wissenschaftlichen Vorbereitung der ersten 110 kV- Drehstromleitung Europas von Lauchhammer nach Riesa statt, welche 1912 in Betrieb genommen wurde. 30 Jahre wirkte G. an der Technischen Hochschule Dresden, der er in der Amtsperiode 1914/15 als Rektor vorstand. Er war Mitglied des Kuratoriums der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt Berlin, 1903 bis 1905 Vorsitzender des Verbands Deutscher Elektrotechniker, dessen Ehrenmitglied er 1924 wurde, zudem Ehrendoktor der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg (1914) und Ehrenbürger der Technischen Hochschule Stuttgart (1929). Nach seinem Eintritt in den Ruhestand im März 1930 blieb er weiterhin als Gutachter und in verschiedenen Gremien tätig.

Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, Ministerium für Volksbildung.

Werke Grundzüge der Elektrotechnik, Leipzig 1913; Über die dreifache Sprache des Ingenieurs, in: Jahresberichte der Technischen Hochschule Dresden 1913/14, S. 45-50; Kräfte der Ruhe und der Bewegung in Kommutatormaschinen, 1922.

Literatur U. Münch, G. als Ingenieur und Forscher sowie sein Einfluß auf die Entwicklung der Elektrotechnik, Belegarbeit, Dresden 1975 [MS, Bestand Technische Universität Dresden, Kustodie]; P. Schubert, Johannes (Hans) Friedrich Heinrich G. (1859-1946), in: G. Buchheim/R. Sonnemann (Hg.), Lebensbilder von Ingenieurwissenschaftlern, Leipzig 1989, S. 172-182. – DBA II, III; DBE 4, S. 57; NDB 6, S. 524f.; Reichshandbuch der Deutschen Gesellschaft, Bd. 1, Berlin 1929 (P); D. Petschel (Bearb.), Die Professoren der TU Dresden 1828-2003, Köln 2003, S. 284-286 (Bildquelle).

Porträt Johannes G., C. König, 1929, Bronzebüste, Technische Universität Dresden, Kunstbesitz; Johannes G., W. Willrich, 1933, Ölgemälde, Technische Universität Dresden, Kunstbesitz.

Karin Fischer
21.6.2004


Empfohlene Zitierweise:
Karin Fischer, Artikel: Johannes Görges,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/1762 [Zugriff 22.12.2024].

Johannes Görges



Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, Ministerium für Volksbildung.

Werke Grundzüge der Elektrotechnik, Leipzig 1913; Über die dreifache Sprache des Ingenieurs, in: Jahresberichte der Technischen Hochschule Dresden 1913/14, S. 45-50; Kräfte der Ruhe und der Bewegung in Kommutatormaschinen, 1922.

Literatur U. Münch, G. als Ingenieur und Forscher sowie sein Einfluß auf die Entwicklung der Elektrotechnik, Belegarbeit, Dresden 1975 [MS, Bestand Technische Universität Dresden, Kustodie]; P. Schubert, Johannes (Hans) Friedrich Heinrich G. (1859-1946), in: G. Buchheim/R. Sonnemann (Hg.), Lebensbilder von Ingenieurwissenschaftlern, Leipzig 1989, S. 172-182. – DBA II, III; DBE 4, S. 57; NDB 6, S. 524f.; Reichshandbuch der Deutschen Gesellschaft, Bd. 1, Berlin 1929 (P); D. Petschel (Bearb.), Die Professoren der TU Dresden 1828-2003, Köln 2003, S. 284-286 (Bildquelle).

Porträt Johannes G., C. König, 1929, Bronzebüste, Technische Universität Dresden, Kunstbesitz; Johannes G., W. Willrich, 1933, Ölgemälde, Technische Universität Dresden, Kunstbesitz.

Karin Fischer
21.6.2004


Empfohlene Zitierweise:
Karin Fischer, Artikel: Johannes Görges,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/1762 [Zugriff 22.12.2024].