Carl Christian Schmidt
Für die fünfjährige Leitung der Leipziger Stadttheater 1843 bis 1848 zahlte S., der auf dem Gebiet des Theaters ein Laie war, einen hohen Preis. Mit dem Vorhaben, die Bühnen seiner Vaterstadt wieder auf ein hohes künstlerisches Niveau zu heben, überzog er nicht nur den Theateretat, sondern trieb v.a. sich und seine Familie in den finanziellen Ruin. – Nach Schulabschluss an der Landesschule Grimma nahm S. 1811 an der Universität Leipzig das Studium der Medizin auf. Als 20-Jähriger schloss er sich 1813 dem Lützowschen Freikorps an, kehrte 1814 an die Universität zurück, wechselte aber bereits 1815 zur Theaterbühne. Unter dem Prinzipal
August Klingemann begann S. in Braunschweig bei der Waltherschen Gesellschaft seine Theaterlaufbahn. Nach einer kurzen Unterbrechung, in der er wieder an die Universität zurückkehrte, spielte er in Bremen und unter
Sophie Walther in Halle/Saale, Merseburg, Naumburg und Lauchstädt. Als Mitglied der Waltherschen Truppe gastierte er am 12.12.1820 bei Karl Theodor von Küstner in Leipzig, der ihn 1821 im Rollenfach des Liebhabers am Leipziger Stadttheater engagierte. Zwei Jahre später heiratete er seine Kollegin
Franziska Hanff, mit der er Ende April 1826 die Leipziger Bühne verließ. Im Alter von 33 Jahren nahm S. sein mehrfach unterbrochenes Medizinstudium wieder auf, studierte an den Universitäten Prag und Leipzig und wurde am 25.9.1831 in Leipzig zum Dr. med. promoviert. Überraschend schnell erlangte er durch seine Veröffentlichungen, v.a. aber als Gründer und Herausgeber der unter seinem Namen bekannt gewordenen „Jahrbücher der in- und ausländischen gesammten Medicin“ Ansehen und gesichertes Einkommen. Als
Friedrich Ringelhardt Ende 1842 die Direktion der Leipziger Stadttheater niederlegte, gehörte der fast 50-jährige S. zu den aussichtsreichsten Bewerbern um dessen Nachfolge. S.s erklärtes Ziel, aus dem Leipziger Theater wieder eine dem gebildeten städtischen Publikum angemessene Kunstanstalt zu schaffen, überzeugte den Magistrat. Darüber hinaus genoss er in der Stadt hohes Ansehen und verfügte über ausreichend finanzielle Mittel, um die auf privatwirtschaftlicher Grundlage betriebenen Leipziger Theater zu führen. Als S. am 22.11.1843 den Pachtvertrag unterschrieb, verpflichtete er sich u.a. dazu, die 31 Mitglieder des Leipziger Stadt- bzw. Gewandhaus-Orchesters zu übernehmen. Außerdem hatte er Gehaltserhöhungen vorzunehmen, jährlich je zwei Vorstellungen zugunsten des städtischen Armenhauses und der Theaterpensionsanstalt zu geben sowie eine Pacht von 1.065 Taler zu zahlen. Am 10.8.1844 wurde das Stadttheater unter S.s Direktion nach eineinhalb Jahren Pause mit einer Aufführung von Friedrich Schillers „Don Carlos“ neu eröffnet. Obgleich S. allein im ersten halben Jahr im Vergleich zu den Einnahmen seines Vorgängers ein deutliches Plus verzeichnen konnte, reichte der Gewinn zur Deckung der Ausgaben nicht aus. S.s Personaletat überstieg von Anfang an die durchschnittlichen Jahreseinnahmen Ringelhardts und der Sachetat schoss aufgrund der neu eingeführten Gasbeleuchtung und des damit verbundenen höheren Anspruchs an das Dekorationswesen in die Höhe. So stand bereits nach wenigen Monaten fest, dass starke Sparmaßnahmen und die Unterstützung seitens des Magistrats unvermeidlich waren. Dennoch musste S. am 1.2.1847 sein privates Wohnhaus mit einer Hypothek belasten, da er sein gesamtes Barvermögen binnen zweieinhalb Jahren verloren hatte. Im Herbst 1848 sah sich S. deshalb gezwungen, die Leitung der Leipziger Stadttheater niederzulegen. Es war ihm gelungen, den Direktor des Magdeburger Stadttheaters, Rudolf Wirsing, als Nachfolger zu gewinnen. Er selbst emigrierte im März 1849 mit seiner Frau, deren Schwester
Caroline Hanff und zwei seiner Kinder nach Amerika, wo er am 13.6.1855 in New York verstarb.
Werke (Hg.), Jahrbücher der in- und ausländischen gesammten Medicin 1/1834-40/1843.
Literatur F. Eckard, Das Leipziger Stadttheater unter Carl Christian S. und Heinrich Marr, Berlin 1959.
Katy Schlegel
7.5.2012
Empfohlene Zitierweise:
Katy Schlegel, Artikel: Carl Christian Schmidt,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22762 [Zugriff 22.12.2024].
Carl Christian Schmidt
Werke (Hg.), Jahrbücher der in- und ausländischen gesammten Medicin 1/1834-40/1843.
Literatur F. Eckard, Das Leipziger Stadttheater unter Carl Christian S. und Heinrich Marr, Berlin 1959.
Katy Schlegel
7.5.2012
Empfohlene Zitierweise:
Katy Schlegel, Artikel: Carl Christian Schmidt,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22762 [Zugriff 22.12.2024].