Johann Adolph Winter

W. studierte 1834 bis 1838 in Leipzig Medizin. Seine Lehrer waren u.a. Ernst Heinrich Weber, Johann Christian August Clarus, Ludwig Cerutti und Johann Christian Gottfried Jörg. Nach zweijähriger Tätigkeit bei einem praktischen Arzt promovierte W. 1841 an der Universität Leipzig. – Erste Impulse zur intensiveren Auseinandersetzung mit dem Bau und der Funktion des Ohrs erfuhr W. durch seinen Lehrer, den Anatom und Physiologen Ernst Heinrich Weber, der sich u.a. mit den Hörfunktionen beschäftigte. An eine regelmäßige Ausbildung in der Ohrenheilkunde war in dieser Zeit allerdings nicht zu denken. Die Krankheiten des Ohrs wurden an der Universität Leipzig - je nach Interesse des Vortragenden - im Rahmen anderer Fachgebiete, wie der Klinik oder der Physiologie, behandelt. Da es für W. nicht möglich war, eine Spezialausbildung in der Ohrenheilkunde zu erhalten, musste er sich zunächst einem verwandten Gebiet zuwenden. 1842 ging er deshalb als Assistent Friedrich Philipp Ritterichs an die „Heilanstalt für arme Augenkranke“. Nach der 1844 erfolgten Anerkennung als Dozent für Augenheilkunde, Ohrenheilkunde, Rezeptierkunde und Geschichte der Medizin an der Universität Leipzig begann er, neben der Augenheilkunde auch die Ohrenheilkunde als Unterrichtsfach in die medizinische Ausbildung einzuführen. Mit seiner Ernennung zum außerordentlichen Professor für Ohrenheilkunde konnte dieses Fachgebiet 1853 schließlich auch institutionell aufgewertet und gefestigt werden. Es blieb fortan fester Bestandteil der medizinischen Ausbildung in Leipzig. Noch lange wurde die Ohrenheilkunde jedoch nur als kleines Spezialgebiet betrachtet und von Dozenten oder außerordentlichen Professoren gelesen. Erst in Kombination der Oto- und Rhinologie wurde 1919 Adolf Barth zum Ordinarius für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde berufen. 1859 wechselte W. aus dem reinen Klinik- und Vorlesungsbetrieb in den Bibliotheksdienst und war bis 1896 zunächst als Bibliothekar, später auch als Kustos tätig. Vorlesungen zur Ohrenheilkunde hielt er aber noch bis 1866. W.s Entscheidung für den Bibliotheksdienst erscheint unverständlich, war aber wohl aus seinem wissenschaftlichen Interesse an medizinischer Literatur, verbunden mit dem damals hohen Status eines Bibliothekars, begründet. 1895, ein Jahr vor seinem altersbedingten Ausscheiden aus dem Bibliotheksdienst, promovierte W. nochmals und erwarb den philosophischen Doktorgrad. – Bleibende Bedeutung kommt W. v.a. durch die Herausgabe eines periodisch erscheinenden bibliografischen Verzeichnisses „Schmidt’s Jahrbücher der in- und ausländischen gesamten Medicin“ zu. W. führte von 1850 bis zu seinem Tod die Redaktion dieses anspruchsvollen bibliografischen Vorhabens, welches das gesamte Schrifttum der Medizin fortfolgend zu erfassen versuchte. Außerdem schrieb W. zahlreiche Einträge für das „Biographische Lexikon der hervorragenden Ärzte aller Zeiten und Völker“.

Quellen Universitätsarchiv Leipzig, Personalakten.

Werke Grundzüge der ärztlichen Rezeptierkunst, Leipzig 1872; Beiträge zur Geschichte der Entwicklung des Medizinalwesens im Königreich Sachsen, Leipzig 1893.

Literatur C. Becker, Ärzte der Leipziger Medizinischen Fakultät, Leipzig 1995, S. 47-50. – DBA I, II, III; DBE 10, S. 532f.; J. Pagel (Hg.), Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts, Berlin/Wien 1901, S. 1865; A. Hirsch (Hg.), Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte aller Zeiten und Völker, Bd. 5, Berlin/Wien 1934, S. 964.

Porträt Karl-Sudhoff-Institut für Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften, Porträtsammlung (Bildquelle).

Cornelia Becker
11.5.2005


Empfohlene Zitierweise:
Cornelia Becker, Artikel: Johann Adolph Winter,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/17899 [Zugriff 22.5.2024].

Johann Adolph Winter



Quellen Universitätsarchiv Leipzig, Personalakten.

Werke Grundzüge der ärztlichen Rezeptierkunst, Leipzig 1872; Beiträge zur Geschichte der Entwicklung des Medizinalwesens im Königreich Sachsen, Leipzig 1893.

Literatur C. Becker, Ärzte der Leipziger Medizinischen Fakultät, Leipzig 1995, S. 47-50. – DBA I, II, III; DBE 10, S. 532f.; J. Pagel (Hg.), Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts, Berlin/Wien 1901, S. 1865; A. Hirsch (Hg.), Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte aller Zeiten und Völker, Bd. 5, Berlin/Wien 1934, S. 964.

Porträt Karl-Sudhoff-Institut für Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften, Porträtsammlung (Bildquelle).

Cornelia Becker
11.5.2005


Empfohlene Zitierweise:
Cornelia Becker, Artikel: Johann Adolph Winter,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/17899 [Zugriff 22.5.2024].