Franz Curti
C. war zu Lebzeiten ein bekannter und geschätzter Komponist und galt zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Dresden als einer der besten schweizerischen Tonkünstler. Doch bereits 50 Jahre nach seinem Tod waren seine Werke nahezu in Vergessenheit geraten. – Durch den Vater bereits früh in die Welt des Theaters eingeführt, zog C. zehnjährig zu seinem Onkel
Alexander Curti nach Rapperswil (Schweiz), woher die Familie stammte. Dort erhielt er Schulunterricht und erlernte das Violin-, Klavier- und Orgelspiel. Nach Abschluss des Gymnasiums reise C. zum Auskurieren einer Lungenkrankheit nach Italien, wo ihn besonders die Opernpraxis faszinierte. Er begann anschließend mit dem Medizinstudium in Berlin, das er 1880 mit dem Staatsexamen abschloss. In Dresden eröffnete er eine Praxis als „Schweizer Zahnarzt“. – Nach ersten Kompositionsversuchen erhielt C. bei Edmund Kretschmer und
Heinrich Schulz-Beuthen Unterricht im Komponieren. In rascher Folge entstanden nun Lieder, Opern, Chor- und Instrumentalmusik. Das erste größere Werk, „Die Gletscherjungfrau“, wurde 1882 veröffentlicht, für seine erste Oper „Hertha“ (1887) erhielt er durch Herzog
Ernst I. von Sachsen-Altenburg die Medaille für Kunst und Wissenschaft in Gold. Mit der Märchenoper „Lili-Tsee“ gelang ihm 1896 die Eroberung der internationalen Bühne. Die Erstaufführung seiner letzten Oper „Das Rösli vom Säntis“ konnte er nicht mehr miterleben. – Bei C.s Werken, die alle neben seinem Arztberuf entstanden, sind v.a. die Chorwerke hervorzuheben, die von den Ende des 19. Jahrhunderts vielerorts gegründeten Vereinen, Liedertafeln und gemischten Chören gern aufgenommen und gesungen wurden, zumal die Texte oft stark von nationalen Ideen geprägt waren. – Auch wenn es C. versagt blieb, in den Dresdner Tonkünstlerverein aufgenommen zu werden, haben doch bedeutende Verlage seine Werke publiziert. Seine Vorliebe galt heimatlichen Stoffen, die deutsche Romantik hatte großen Einfluss auf seine Werke und seinen Musikstil. Durch den frühen Tod erlebte C. den Beginn des 20. Jahrhunderts mit seinen Umbrüchen und musikalischen Neuerungen nicht mehr. So blieb ihm eine weitgehende Anerkennung versagt. – 1901 wurde in Dresden eine Straße nach C. benannt und 2000 erhielt in Rapperswil ein Platz seinen Namen. Im Mai 2005 gab es in Genf ein Konzert mit Aufführungen seiner Kompositionen.
Quellen Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Dresdner Adressbücher 1880-1898; G. Dahl, Jean Marie Curti gewidmet, der 2005 die Musik F. C. noch einmal zum Klingen bringt [MS], Privatarchiv G. Dahl (Urenkelin von F. C.).
Werke Vokalmusik: Männerchöre: Wenn ich wär der Mondenschein, in: Sechs Vokalquartette, op. 2; Zwiefacher Frühling, op. 8; Vier Männerquartette, op. 12; Frieden der Nacht, op. 17; Die Schlacht (F. v. Schiller), für Männerchor, Soli und Orchester, op. 45; Lieder für Singstimme: Am See, op. 6; Seligkeit, op. 11; Der Maria Wiegenlied, op. 16; Ave Maria, für Frauenchor, Soli und Orgel, op. 7; Bühnenmusik: Die Gletscherjungfrau (M. Vollhardt-Wittich), Kantate (später zur Oper umgearbeitet), 1882; Hertha (M. Vollhardt-Wittich), 1887; Reinhard von Ufenau, 1889; Erlöst, 1895; Lili-Tsee, 1896; Das Rösli vom Säntis, 1898; Instrumentalmusik: Sinfonie in B-Dur, op. 14; Semele (F. v. Schiller), 1887; Die Schweiz, Orchestersuite, 1892; Schneefried, 1895; Die letzten Menschen.
Literatur Dresdner Rundschau 1898, Nr. 7, S. 5; Dresdner Anzeiger 7.2.1898, S. 11; Dresdner Kunst. Wochenschrift für Musik, Litteratur und bildende Kunst 1898, H. 20, S. 335f.; C. und der Dresdner Tonkünstler-Verein, in: ebd. H. 22, S. 375 (Bildquelle); J.-M. Curti/G. Dahl, Franz C., Genf 2005, S. 176-182, 215f. (P) (WV). – DBA I, II, III; DBE 2, S. 413; A. Bettelheim (Hg.), Biographisches Jahrbuch und Deutscher Nekrolog, Bd. 3, Berlin 1900, S. 75f., Bd. 5, Berlin 1903, Totenliste 1898; E. Refardt, Historisch-biographisches Musikerlexikon der Schweiz, Leipzig 1928, S. 128f.; MGG 2, Sp. 1393.
Siegfried Raschke
2.5.2011
Empfohlene Zitierweise:
Siegfried Raschke, Artikel: Franz Curti,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/1088 [Zugriff 25.11.2024].
Franz Curti
Quellen Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Dresdner Adressbücher 1880-1898; G. Dahl, Jean Marie Curti gewidmet, der 2005 die Musik F. C. noch einmal zum Klingen bringt [MS], Privatarchiv G. Dahl (Urenkelin von F. C.).
Werke Vokalmusik: Männerchöre: Wenn ich wär der Mondenschein, in: Sechs Vokalquartette, op. 2; Zwiefacher Frühling, op. 8; Vier Männerquartette, op. 12; Frieden der Nacht, op. 17; Die Schlacht (F. v. Schiller), für Männerchor, Soli und Orchester, op. 45; Lieder für Singstimme: Am See, op. 6; Seligkeit, op. 11; Der Maria Wiegenlied, op. 16; Ave Maria, für Frauenchor, Soli und Orgel, op. 7; Bühnenmusik: Die Gletscherjungfrau (M. Vollhardt-Wittich), Kantate (später zur Oper umgearbeitet), 1882; Hertha (M. Vollhardt-Wittich), 1887; Reinhard von Ufenau, 1889; Erlöst, 1895; Lili-Tsee, 1896; Das Rösli vom Säntis, 1898; Instrumentalmusik: Sinfonie in B-Dur, op. 14; Semele (F. v. Schiller), 1887; Die Schweiz, Orchestersuite, 1892; Schneefried, 1895; Die letzten Menschen.
Literatur Dresdner Rundschau 1898, Nr. 7, S. 5; Dresdner Anzeiger 7.2.1898, S. 11; Dresdner Kunst. Wochenschrift für Musik, Litteratur und bildende Kunst 1898, H. 20, S. 335f.; C. und der Dresdner Tonkünstler-Verein, in: ebd. H. 22, S. 375 (Bildquelle); J.-M. Curti/G. Dahl, Franz C., Genf 2005, S. 176-182, 215f. (P) (WV). – DBA I, II, III; DBE 2, S. 413; A. Bettelheim (Hg.), Biographisches Jahrbuch und Deutscher Nekrolog, Bd. 3, Berlin 1900, S. 75f., Bd. 5, Berlin 1903, Totenliste 1898; E. Refardt, Historisch-biographisches Musikerlexikon der Schweiz, Leipzig 1928, S. 128f.; MGG 2, Sp. 1393.
Siegfried Raschke
2.5.2011
Empfohlene Zitierweise:
Siegfried Raschke, Artikel: Franz Curti,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/1088 [Zugriff 25.11.2024].