Elise Polko

P. trat als Opernsängerin und später auch als Schriftstellerin hervor. Sie veröffentlichte, der Tradition ihres Elternhauses folgend, Erziehungsliteratur und zahlreiche Biografien aus dem Musikleben ihrer Zeit. – P.s Vater war Mitdirektor des internationalen Knabeninternats, welches ihr Großvater Carl Friedrich Lang 1816 in Wackerbarths Ruhe bei Radebeul gegründet hatte und das bis 1823 bestand. Nach Schließung der Schule zog ihre Familie zunächst nach Torgau, später nach Krefeld und schließlich 1832 nach Leipzig, wo ihr Vater Reorganisator und Direktor der Bürgerschule wurde. – P. nahm in Leipzig Gesangsunterricht bei Christian August Pohlenz und Ferdinand Böhme, ab 1840 übernahm Felix Mendelssohn Bartholdy ihre musikalische Ausbildung. Sie trat in einigen Konzerten des Leipziger Gewandhauses auf und sang ab 1845 in den von Ferdinand von Hiller dirigierten Abonnementskonzerten in Dresden und Halle/Saale. In Frankfurt/Main stand sie als Pamina (Zauberflöte), Zerline (Don Juan) und Cherubin (Figaro) auf der Bühne. 1847 ging sie nach Paris, um bei dem spanischen Gesangslehrer Manuel Patricio Garcia ihre musikalische Ausbildung fortzusetzen. 1848 kehrte P. nach Deutschland zurück und lebte mit ihrem Mann in Duisburg, Minden (1852-1877), Wetzlar (1877-1880), Deutz (1880-1891), Wiesbaden (1891-1895), Frankfurt/Main (1895-1898) und München (1898/99). – Seit ihrer Heirat war P. auch schriftstellerisch tätig. Sie veröffentlichte u.a. sehr erfolgreich Romane, Erzählungen, Anthologien und Charakterstudien aus der Musikwelt. Im Feuilletonstil schilderte sie darin das Leben berühmter Musiker wie Johann Sebastian Bach, Felix Mendelssohn Bartholdy, Faustina Hasse-Bordon und Nicolò Paganini. Biografien über Fürstin Pauline zur Lippeoder Königin Luise von Preußen entstammen aber ebenso ihrer Feder. In ihren Texten legte sie besonderen Wert auf die ethisch-moralische Erziehung der Jugend und gab z.B. in der Sammlung „Kinderstube. Gedichte über Mütter, Kinder und Erziehung“ praktische pädagogische Ratschläge. Das auflagenstarke Buch „Unsere Pilgerfahrt von der Kinderstube bis zum eigenen Herd“ stellte zugleich einen wichtigen Beitrag für die zeitgenössische Mädchenliteratur dar. P.s Lyriksammlung „Dichtergrüße“, eine ihrer insgesamt 20 Anthologien, diente vielen Jugendlichen als kompetente Einführung in die Lyrik der Klassik und des 19. Jahrhunderts. Theodor Storm, der mit P. im Briefwechsel stand und sie 1865 in Minden besuchte, schätzte ihre späten Novellen. Ihr literarisches Gesamtwerk umfasst weit über 100 Titel. – P. starb an den Folgen eines Unfalls, den sie im Sommer 1898 am Schliersee erlitten hatte.

Werke Dichtergrüße, Leipzig 1860, 171904; Faustina Hasse, 2 Bde., Leipzig 1860, ²1870; Unsere Pilgerfahrt von der Kinderstube zum eigenen Herd, Leipzig 1862, 91892; Erinnerungen an einen Verschollenen, Leipzig 1863; Alte Herren, Hannover 1865; Am Teetisch einer schönen Frau, Berlin 1866; Erinnerungen an Felix Mendelssohn-Bartholdy, Leipzig 1868; Hausgarten, Leipzig 1871; Kinderstube, Leipzig 1872; Musikalische Märchen, 3 Bde., Leipzig 1873-1875; Nicolò Paganini und die Geigenbauer, Leipzig 1876; Neue Künstlermärchen, Leipzig 1879; Bedeutende Menschen, Breslau 1895; Meister der Tonkunst, Wiesbaden 1897; Der Thomaskantor, Reutlingen 1931.

Literatur C. Gerhard, Zum Andenken an eine Heimgegangene, in: Junge Mädchen 5/1899, S. 187f.; M. Altner, Sächsische Lebensbilder, Radebeul 2001, S. 33-36 – ADB 53, S. 95-98; DBA II, III; DBE 8, S. 25; F. Bremer, Handlexikon der Musik, Leipzig 1882, S. 561f.; F. Brümmer, Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten des neunzehnten Jahrhunderts, Bd. 5, Leipzig 1885, S. 318-320; S. Pataky (Hg.), Lexikon deutscher Frauen der Feder, Bd. 2, Berlin 1898, S. 144-147; H. J. Moser, Musiklexikon, Berlin ²1943, S. 702; W. Kosch, Deutsches Literaturlexikon, Bd. 3, Bern/München 1963, S. 2085; K. Doderer (Hg.), Lexikon der Kinder- und Jugendliteratur, Ergänzungs- und Registerband, Weinheim/Basel 1984, S. 454f.; W. Killy (Hg.), Literatur-Lexikon, Bd. 9, Gütersloh/München 1991, S. 203.

Porträt Elise P., deutsche Dichterin im 19. Jh., Fritz Kriehuber, 1870, Zeichnung, in: Über Land und Meer 24/1870, H. 28, S. 1, via Wikimedia Commons (Bildquelle) [Public Domain Mark 1.0; dieses Werk ist lizensiert unter einer Creative Commons Public Domain Mark 1.0 Lizenz]; Elise P., Fritz Kriehuber, 1870, Zeichnung, in: Über Land und Meer 24/1870, H. 28, S. 3.

Manfred Altner
28.4.2010


Empfohlene Zitierweise:
Manfred Altner, Artikel: Elise Polko,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/18332 [Zugriff 22.12.2024].

Elise Polko



Werke Dichtergrüße, Leipzig 1860, 171904; Faustina Hasse, 2 Bde., Leipzig 1860, ²1870; Unsere Pilgerfahrt von der Kinderstube zum eigenen Herd, Leipzig 1862, 91892; Erinnerungen an einen Verschollenen, Leipzig 1863; Alte Herren, Hannover 1865; Am Teetisch einer schönen Frau, Berlin 1866; Erinnerungen an Felix Mendelssohn-Bartholdy, Leipzig 1868; Hausgarten, Leipzig 1871; Kinderstube, Leipzig 1872; Musikalische Märchen, 3 Bde., Leipzig 1873-1875; Nicolò Paganini und die Geigenbauer, Leipzig 1876; Neue Künstlermärchen, Leipzig 1879; Bedeutende Menschen, Breslau 1895; Meister der Tonkunst, Wiesbaden 1897; Der Thomaskantor, Reutlingen 1931.

Literatur C. Gerhard, Zum Andenken an eine Heimgegangene, in: Junge Mädchen 5/1899, S. 187f.; M. Altner, Sächsische Lebensbilder, Radebeul 2001, S. 33-36 – ADB 53, S. 95-98; DBA II, III; DBE 8, S. 25; F. Bremer, Handlexikon der Musik, Leipzig 1882, S. 561f.; F. Brümmer, Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten des neunzehnten Jahrhunderts, Bd. 5, Leipzig 1885, S. 318-320; S. Pataky (Hg.), Lexikon deutscher Frauen der Feder, Bd. 2, Berlin 1898, S. 144-147; H. J. Moser, Musiklexikon, Berlin ²1943, S. 702; W. Kosch, Deutsches Literaturlexikon, Bd. 3, Bern/München 1963, S. 2085; K. Doderer (Hg.), Lexikon der Kinder- und Jugendliteratur, Ergänzungs- und Registerband, Weinheim/Basel 1984, S. 454f.; W. Killy (Hg.), Literatur-Lexikon, Bd. 9, Gütersloh/München 1991, S. 203.

Porträt Elise P., deutsche Dichterin im 19. Jh., Fritz Kriehuber, 1870, Zeichnung, in: Über Land und Meer 24/1870, H. 28, S. 1, via Wikimedia Commons (Bildquelle) [Public Domain Mark 1.0; dieses Werk ist lizensiert unter einer Creative Commons Public Domain Mark 1.0 Lizenz]; Elise P., Fritz Kriehuber, 1870, Zeichnung, in: Über Land und Meer 24/1870, H. 28, S. 3.

Manfred Altner
28.4.2010


Empfohlene Zitierweise:
Manfred Altner, Artikel: Elise Polko,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/18332 [Zugriff 22.12.2024].