Joseph von Bolza

B. entstammte einem patrizischen Kaufmannsgeschlecht aus Barna am Comer See (Italien). Der von der älteren Forschung vermutete jüdische Ursprung des Geschlechts trifft nicht zu. Die Familie teilte sich im 17. Jahrhundert in zwei Linien, wovon eine in den Freiherrn-, später in den Grafenstand erhoben wurde. Dieser gehörte B. an. – Seit 1738 leitete B. das väterliche Bankhaus in Wien, bis er 1741 seinem Vater nach Dresden folgte. Sein Vetter, Johann Peter Freiherr von Bolza, verblieb in Wien und war ein um Reformen sehr verdienter österreichischer Finanzbeamter. – Durch sein Geschick in Finanzgeschäften erwarb sich B. Verdienste am Dresdner Hof. Er war einer der Beamten, die die vom sächsischen Premierminister Heinrich Graf von Brühl durchgesetzte, letztendlich aber gescheiterte Finanzpolitik realisierten. Nachdem eine von B. angestrebte Übertragung des Tabakmonopols auf seine Person 1752 scheiterte, wurden ihm 1754 auf Vorschlag Brühls die Akziseeinkünfte zunächst teilweise und im folgenden Jahr auf sieben Jahre vollständig verpachtet. Zudem wurde B. 1754 der Titel eines Wirklichen Geheimen Kriegsrats und 1755 der Titel eines Geheimen Rats verliehen. – Bei Ausbruch des Siebenjährigen Kriegs konnte B. Preußen die genaue Höhe der Akziseeinkünfte verschleiern, womit er dem sächsischen Staat eine ansehnliche Summe rettete. Auf der anderen Seite verlangte er aber für seine Geldanleihen, mit denen er im weiteren Kriegsverlauf den Dresdner und Warschauer Hof versorgte, sehr hohe Zinsen. Ungeachtet dessen und trotz mehrerer dubioser Geschäfte, die B. 1759 mit der preußischen Besatzung abschloss, gelang es ihm, seinen Einfluss sowohl am sächsischen als auch am österreichischen Hof zu behaupten. 1760 stellte er im Auftrag der österreichischen Regierung eine enge Verbindung zwischen den sächsischen Ministern und der österreichischen Militärführung her. – Am 20.1.1759 wurde B. der Titel eines Wirklichen Geheimen Rats verliehen, den er bis zu seinem Tod innehatte. Des Weiteren erhielt B. am 3.8.1761 das Reichsgrafendiplom und am 13.2.1762 das böhmische Inkolat. – Die 1764 im Zuge des Rétablissements begonnene Akzisereform fand 1773 mit der Errichtung der nach B.s Plan entworfenen Generalhauptkasse ihren Abschluss. Die Generalhauptkasse führte nicht nur die italienische Buchführung in Sachsen ein, sondern modernisierte allgemein das Finanzwesen des Kurfürstentums.

Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, Finanzarchiv; Königlich-Polnischer und Churfürstlich-Sächsischer Hoff- und Staatskalender 1728-1757 (CD-ROM Dresden 2001).

Literatur J. G. Hunger, Denkwürdigkeiten zur Finanzgeschichte von Sachsen, Leipzig 1790; W. Lippert, Der Fall Helbig. Beitrag zur Geschichte der sächsisch-österreichischen Differenzen im siebenjährigen Kriege, in: ders. (Hg.), Kaiserin Maria Theresia und Kurfürstin Maria Antonia von Sachsen, Leipzig 1908, S. 223-246; A. Brabant, Der Kampf um Kursachsen 1759, Dresden 1931; H. Schlechte, Die Staatsreform in Kursachsen 1762-1763, Berlin 1958. – ADB 2, S. 438, 3, S. 116; DBA I, II, III; DBE 2, S. 13; NDB 2, S. 438; W. v. Hueck (Hg.), Adelslexikon, Bd. 1, Limburg/Lahn 1972; E. H. Kneschke (Hg.), Neues allgemeines Deutsches Adels-Lexicon, Bd. 1, Leipzig 1859, S. 547-549.

Konstanze Rabenhold
4.6.2009


Empfohlene Zitierweise:
Konstanze Rabenhold, Artikel: Joseph von Bolza,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/662 [Zugriff 22.11.2024].

Joseph von Bolza



Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, Finanzarchiv; Königlich-Polnischer und Churfürstlich-Sächsischer Hoff- und Staatskalender 1728-1757 (CD-ROM Dresden 2001).

Literatur J. G. Hunger, Denkwürdigkeiten zur Finanzgeschichte von Sachsen, Leipzig 1790; W. Lippert, Der Fall Helbig. Beitrag zur Geschichte der sächsisch-österreichischen Differenzen im siebenjährigen Kriege, in: ders. (Hg.), Kaiserin Maria Theresia und Kurfürstin Maria Antonia von Sachsen, Leipzig 1908, S. 223-246; A. Brabant, Der Kampf um Kursachsen 1759, Dresden 1931; H. Schlechte, Die Staatsreform in Kursachsen 1762-1763, Berlin 1958. – ADB 2, S. 438, 3, S. 116; DBA I, II, III; DBE 2, S. 13; NDB 2, S. 438; W. v. Hueck (Hg.), Adelslexikon, Bd. 1, Limburg/Lahn 1972; E. H. Kneschke (Hg.), Neues allgemeines Deutsches Adels-Lexicon, Bd. 1, Leipzig 1859, S. 547-549.

Konstanze Rabenhold
4.6.2009


Empfohlene Zitierweise:
Konstanze Rabenhold, Artikel: Joseph von Bolza,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/662 [Zugriff 22.11.2024].