Richard Dreher
D. wuchs als ältestes von fünf Kindern in ärmlichen Verhältnissen in der Dresdner Schlossstraße auf. Als 14-Jähriger begann er eine Lehre bei einem Dresdner Lithografen, wechselte aber 1892 zu einem Lithografen in Erkner bei Berlin. Später wurde er Retuscheur bei einem Fotografen. Während dieser Zeit begann er, regelmäßig zu zeichnen, meist in Sepia und Tusche sowie in altmeisterlicher Technik. Er verkehrte in Künstler- und Literaturkreisen und lernte dort um 1895
Gerhart Hauptmann kennen. Während eines Aufenthalts in der Nähe von Hamburg beschloss D., sich ganz der Kunst zu widmen. Er kehrte 1900 nach Erkner und noch im selben Jahr nach Dresden zurück, wo er mit seiner Frau in Niederpoyritz seinen ersten Wohnsitz bezog. 1903 nahm D. an den ersten Kunstausstellungen in Berlin und Dresden teil und erhielt ermutigende Kritiken. Im Jahr darauf zog er mit seiner Familie nach Rockau in die Villa „Sonnenköpfchen“ und malte nunmehr hauptsächlich Elblandschaften. Nach Ausstellungen in der Galerie
Ernst Arnold sowie auf der 15. Ausstellung der „Berliner Sezession“ und der „Großen Kunstausstellung Dresden“ erhielt er 1908 vom Deutschen Künstlerbund den Villa-Romana-Preis verliehen. Der einsetzende Erfolg ermöglichte es ihm, mit seiner Familie ein Jahr in Florenz und in Forte dei Marmi in der Nähe von Pisa (Italien) zu verbringen. Nach seiner Rückkehr stellte er bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs mehrmals bei Ernst Arnold, im Münchner Ausstellungspalast, bei
Paul Cassirer in Berlin und im Dresdner Ausstellungspalast aus. Er unternahm Studienreisen nach Dänemark (1911) und Südfrankreich (1912) sowie nach Rom und Massa in der Toskana (1913). – Mit seiner zweiten Ehefrau zog D. in die Dresdner Waisenhausstraße. 1915 erwarb er ein Haus in Elbersdorf. Auch während des Ersten Weltkriegs konnte D. seiner künstlerischen Arbeit nachgehen, da er keinen Militärdienst leisten musste. 1919 wurde er von der Kunstakademie Dresden als Professor für Malerei berufen und unterrichtete u.a. Wilhelm Lachnit und Otto Garten. Er nahm weiterhin an zahlreichen Ausstellungen teil, bis er sich um 1923 entschloss, seine Werke vorerst nicht mehr öffentlich zu zeigen. 1924 unternahm er eine weitere Studienreise nach Italien. Ein Herzleiden schränkte D.s künstlerische Schaffenskraft jedoch ein und ließ ihn sich zunehmend aus der Öffentlichkeit zurückziehen. Von 1927 bis zu seinem Tod wohnte er im Wasserpalais des Pillnitzer Schlosses. – D. vertrat das Prinzip der Ordnung und der Vereinfachung des empfangenen Natureindrucks von Form und Farbe. Er suchte nach objektiven Bildgesetzmäßigkeiten in Werken eines klassisch gebändigten Expressionismus. In seinen frühen Arbeiten stand er dem Neoimpressionismus nahe. In seinem Gesamtwerk finden sich vornehmlich Naturstudien sowie einige Stillleben und wenige Porträts und Aktstudien. Zu seinem umfangreichen Œuvre gehören gleichberechtigt Zeichnungen (Kreide, Sepia, Tusche, Feder, Pinsel oder Bleistift), Aquarelle und Druckgrafiken. Auch als Buchillustrator war D. tätig.
Werke Der Ausblick, 1902, Öl auf Leinwand, Galerie Neue Meister Dresden; Bestelltes Land, 1907, Öl auf Leinwand, ebd.; Südfranzösische Landschaft, 1912, Öl auf Leinwand, ebd.
Literatur Richard D. - Ausstellung vom 18. Februar bis zum 26. März 2000 in der Galerie des Ernst-Rietschel-Kulturringes e.V., hrsg. vom Ernst-Rietschel-Kulturring e.V., Pulsnitz 2000; Richard D. 1875-1932. Ausstellungen: Galerie Neue Meister im Albertinum in Dresden, 23. Februar bis 10. April 2002; Galerie im Geburtshaus Ernst Rietschels in Pulsnitz, 22. Februar bis 20. März 2002, hrsg. vom Ernst-Rietschel-Kulturring e.V., Pulsnitz 2002. – AKL, Bd. 29, Leipzig/München 2001, S. 359; DBA II; Thieme/Becker, Bd. 9, Leipzig 1999, S. 548; Vollmer, Bd. 1, Leipzig 1999, S. 592.
Porträt Richard D., um 1910, Fotografie, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).
Thomas Kühn
21.3.2012
Empfohlene Zitierweise:
Thomas Kühn, Artikel: Richard Dreher,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/16760 [Zugriff 27.12.2024].
Richard Dreher
Werke Der Ausblick, 1902, Öl auf Leinwand, Galerie Neue Meister Dresden; Bestelltes Land, 1907, Öl auf Leinwand, ebd.; Südfranzösische Landschaft, 1912, Öl auf Leinwand, ebd.
Literatur Richard D. - Ausstellung vom 18. Februar bis zum 26. März 2000 in der Galerie des Ernst-Rietschel-Kulturringes e.V., hrsg. vom Ernst-Rietschel-Kulturring e.V., Pulsnitz 2000; Richard D. 1875-1932. Ausstellungen: Galerie Neue Meister im Albertinum in Dresden, 23. Februar bis 10. April 2002; Galerie im Geburtshaus Ernst Rietschels in Pulsnitz, 22. Februar bis 20. März 2002, hrsg. vom Ernst-Rietschel-Kulturring e.V., Pulsnitz 2002. – AKL, Bd. 29, Leipzig/München 2001, S. 359; DBA II; Thieme/Becker, Bd. 9, Leipzig 1999, S. 548; Vollmer, Bd. 1, Leipzig 1999, S. 592.
Porträt Richard D., um 1910, Fotografie, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).
Thomas Kühn
21.3.2012
Empfohlene Zitierweise:
Thomas Kühn, Artikel: Richard Dreher,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/16760 [Zugriff 27.12.2024].