Lazarus Bendiner
Als langjähriger Lehrer und Kantor hat der aus dem mährischen
Pressburg (slowak. Bratislava) stammende Lazarus Bendiner Generationen von Schülern geprägt. Darüber hinaus hat er als Kantor auch die in den 1860er-Jahren auf den Weg gebrachten Neuerungen in der Gottesdienstordnung der jüdischen Gemeinde Dresdens musikalisch begleitet und umgesetzt. – Über Jugend, Erziehung und frühe Lebensstationen Bendiners ist nichts bekannt. Gesichert ist, dass er zwischen 1856 und 1868 an der Dresdner Gemeindeschule (ab 1869 reine Religionsschule) als Kantor Gesang sowie in der Anfängerklasse auch Biblische Geschichte und die Anfangsgründe des Hebräischen unterrichtet hat. 1861 heiratete er die ebenfalls aus Pressburg stammende Fuhrmannstochter
Fanny, geb. Alexander. – Das bei der Gemeinde 1890 eingereichte Ruhestandsgesuch des hochbetagten Kantors gibt einige wertvolle Aufschlüsse zu seinem Leben und Wirken. Demnach hatte Bendiner aus den Gemeindeschülern einen Chor für die Synagoge zusammengestellt, sah sich aber 1867 mit der Einführung deutschsprachigen Chorgesangs und deutscher Lieder, v.a. aber seit der Einführung der Orgel mit völlig neuen Herausforderungen und zusätzlichen Belastungen bei der musikalischen Gestaltung des täglichen Gottesdiensts konfrontiert. Nachdem sein Gesuch unter Beibehaltung seines bisherigen Gehalts bewilligt worden war, erklärte er sich zur weiteren Mitwirkung an Sabbat- und Festgottesdiensten bereit. Nach seinem Tod erhielt seine Ehefrau Fanny eine Witwenpension in Höhe von 1.000 Mark im Jahr. – Bendiner ist mit seiner Familie mehrfach innerhalb Dresdens umgezogen. Als Wohnorte werden die Bürgerwiese 22 sowie 1874 die Räcknitzstraße 17 angegeben. Im Adressbuch von 1903 ist er als ehemaliger Oberkantor, wohnhaft Räcknitzstraße 15, gemeinsam mit seiner Tochter
Minna (Klavierlehrerin) aufgeführt. Im Jahresbericht von 1867 des Instituts zur Förderung der israelitischen Literatur wird Bendiner als Abonnent und Förderer benannt.
Quellen Central Archives for the History of the Jewish People Jerusalem, CJA, 1, 75A DR, Nr. 5; Stadtarchiv Dresden, 6.4.25-1.3.2-25 Standesamt/Urkundenstelle, Standesamt I, Personenstandbuch, Eheregister 1888, Nr. 754, 6.4.25-1.4.2-53 Sterberegister 1904, Nr. 594, 6.4.25-1.4.2-75 Sterberegister 1915, Nr. 106, 6.4.25-1.4.2-145 Sterberegister 1936, Nr. 3614 (ancestry.de); Dresdner Adressbücher.
Literatur Emil Lehmann, Aus alten Acten. Bilder aus der Entstehungsgeschichte der Israelitischen Religionsgemeinde zu Dresden, Dresden 1886; Adolf Diamant, Chronik der Juden in Dresden, Darmstadt 1973; Dresdner Hefte 45/1996; Einst & jetzt: zur Geschichte der Dresdner Synagoge und ihrer Gemeinde, hrsg. von der Jüdischen Gemeinde zu Dresden und der Landeshauptstadt Dresden, Dresden 2001; Simone Lässig, Jüdische Wege ins Bürgertum. Kulturelles Kapital und sozialer Aufstieg im 19. Jahrhundert, Göttingen 2004; Michael Schäbitz, Juden in Sachsen - Jüdische Sachsen? Emanzipation, Akkulturation und Integration 1700-1914, Hannover 2006; Digitale Edition - Jüdischer Friedhof Dresden, neuer Friedhof, Fiedlerstraße 3 (1866-2005); Konstantin Hermann, Vereine in Dresden 1831 bis 1871, in: Dresdner Geschichtsbuch, Bd. 13, Annaberg 2008, S. 76-96; Daniel Ristau, Zwischen Einheit und Vielfalt. Die Israelitische Religionsgemeinde Dresden im Kaiserreich (1871-1918), in: NASG 79/2008, S. 161-187; Gunda Ulbricht/Olaf Klöckner (Hg.), Juden in Sachsen, Leipzig 2013; Heike Pitsch, Bildungsbewusstsein und sozialer Aufstieg. Die jüdische Gemeindeschule Dresden 1836-1869, Hamburg 2016.
Jochen Vötsch
26.5.2025
Empfohlene Zitierweise:
Jochen Vötsch, Artikel: Lazarus Bendiner,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/27857 [Zugriff 15.8.2025].
Lazarus Bendiner
Quellen Central Archives for the History of the Jewish People Jerusalem, CJA, 1, 75A DR, Nr. 5; Stadtarchiv Dresden, 6.4.25-1.3.2-25 Standesamt/Urkundenstelle, Standesamt I, Personenstandbuch, Eheregister 1888, Nr. 754, 6.4.25-1.4.2-53 Sterberegister 1904, Nr. 594, 6.4.25-1.4.2-75 Sterberegister 1915, Nr. 106, 6.4.25-1.4.2-145 Sterberegister 1936, Nr. 3614 (ancestry.de); Dresdner Adressbücher.
Literatur Emil Lehmann, Aus alten Acten. Bilder aus der Entstehungsgeschichte der Israelitischen Religionsgemeinde zu Dresden, Dresden 1886; Adolf Diamant, Chronik der Juden in Dresden, Darmstadt 1973; Dresdner Hefte 45/1996; Einst & jetzt: zur Geschichte der Dresdner Synagoge und ihrer Gemeinde, hrsg. von der Jüdischen Gemeinde zu Dresden und der Landeshauptstadt Dresden, Dresden 2001; Simone Lässig, Jüdische Wege ins Bürgertum. Kulturelles Kapital und sozialer Aufstieg im 19. Jahrhundert, Göttingen 2004; Michael Schäbitz, Juden in Sachsen - Jüdische Sachsen? Emanzipation, Akkulturation und Integration 1700-1914, Hannover 2006; Digitale Edition - Jüdischer Friedhof Dresden, neuer Friedhof, Fiedlerstraße 3 (1866-2005); Konstantin Hermann, Vereine in Dresden 1831 bis 1871, in: Dresdner Geschichtsbuch, Bd. 13, Annaberg 2008, S. 76-96; Daniel Ristau, Zwischen Einheit und Vielfalt. Die Israelitische Religionsgemeinde Dresden im Kaiserreich (1871-1918), in: NASG 79/2008, S. 161-187; Gunda Ulbricht/Olaf Klöckner (Hg.), Juden in Sachsen, Leipzig 2013; Heike Pitsch, Bildungsbewusstsein und sozialer Aufstieg. Die jüdische Gemeindeschule Dresden 1836-1869, Hamburg 2016.
Jochen Vötsch
26.5.2025
Empfohlene Zitierweise:
Jochen Vötsch, Artikel: Lazarus Bendiner,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/27857 [Zugriff 15.8.2025].