Lotte Meyer
M. war ein wichtiger Teil des Dresdner Theaterlebens und ist nicht wegzudenken aus der Entwicklung des Dresdner Theaters. – M. entstammt einer alten Schauspielerfamilie. Ihre Großeltern
Mathilde Heuser und
Johannes Musäus führten im 19. Jahrhundert ein eigenes Theaterunternehmen, das in Deutschland, Russland, Österreich und der Schweiz gastierte. Ihre Mutter erlernte bei deren Eltern ebenfalls den Schauspielerberuf. M. führte die Tradition fort und nahm Unterricht bei
Alice Verden am Staatstheater Dresden. Ihr erstes Engagement hatte sie in Chemnitz, wo sie u.a. die
Lucie in der „Dreigroschenoper“ unter der Regie von
Leopold Jessner spielte. Anschließend war sie bis zur Geburt ihres Sohns
Christoph am Staatstheater Dresden engagiert. Nach 1945 widmete sie sich im Kreis um Erich Ponto aktiv dem Neubeginn der Dresdner Schauspielbühnen und spielte am neu gegründeten Komödienhaus. – Ende der 1940er-Jahre begann M.s lange Wanderschaft. Ihr Weg führte sie über Stralsund, Schwerin und Eisenach ans Berliner Ensemble, wo sie unter
Bertolt Brecht arbeitete. Für sie bedeutete dieser Beruf eine ständige Lernsituation. Sie ging später nach Erfurt, spielte am Theater der Jungen Generation in Dresden, dem Deutschen Nationaltheater Weimar sowie am Maxim-Gorki-Theater in Berlin. Ihre Rollen waren u.a. die
Pelageja Wlassowa in Brechts „Die Mutter“ (1951), die
Ranjewskaja in
Anton Pawlowitsch Tschechows „Der Kirschgarten“, Frau
Alving in
Henrik Ibsens „Gespenstern“, „Frau
Flinz“ von
Helmut Baierl (1969) und viele weitere Charakterrollen der Theaterliteratur. – 1967 kehrte M. wieder nach Dresden an das Haus zurück, an dem auch ihr Vater als großer Komiker Triumphe gefeiert hatte. Dem Staatstheater Dresden, Ausgangs- und Endpunkt ihrer Karriere zugleich, blieb sie bis kurz vor ihrem Tod eng verbunden. Sie war ein geachtetes und geschätztes Mitglied des Dresdner Ensembles und so wurde ihre Wohnung in der Zeit vor der politischen Wende 1989/90 zum Ort der Kommunikation für viele ihrer Kollegen. Bei M. am „runden Tisch“ wurde über Kunst, Politik und Methodik des Theaterberufs diskutiert sowie darüber, wie die DDR verändert werden kann. Bei den Gesprächen waren oft auch ihre Enkelkinder und ihr wichtigster Freund, der Dresdner Maler
Christoph Wetzel, anwesend. Auch in Dresden spielte sie große Charakterrollen wie
Marthe Rull im „Zerbrochenen Krug“ von Heinrich von Kleist oder - als großen Abschluss eines langen Theaterlebens - die
Maude in
Harold Pinters „
Harold und Maude“. – Ihre wichtigsten Filmrollen spielte M. erst im hohen Alter, u.a. 1989 in „Die gestundete Zeit“ (Regie:
Bernd Böhlich), 1990 in „Kein Wort Einsamkeit“ (Regie: Bernd Böhlich) sowie in dem 1992 erschienenen Film „Das alte Lied“ (Buch und Regie:
Ulla Stöckl). – Für ihre Verdienste wurde M. mit der Verdienstmedaille der DDR ausgezeichnet und erhielt 1979 den Martin-Andersen-Nexö-Kunstpreis der Stadt Dresden für ihr Lebenswerk.
Quellen Akademie der Künste Berlin, Archiv; Privatbesitz K. Schroth/P. Schroth, Berlin, Nachlass Lotte M.
Literatur Straßennamen in Dresden, hrsg. von der Landeshauptstadt Dresden, Dresden 2005, S. 19; H. Richter, 100 Jahre Urnenhain – 100 Persönlichkeiten, in: 100 Jahre Krematorium und Urnenhain Dresden-Tolkewitz, Markkleeberg 2001, S. 194 (P). – DBA III; DBE 7, S. 108.
Kathka Schroth
7.10.2012
Empfohlene Zitierweise:
Kathka Schroth, Artikel: Lotte Meyer,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/18887 [Zugriff 2.11.2024].
Lotte Meyer
Quellen Akademie der Künste Berlin, Archiv; Privatbesitz K. Schroth/P. Schroth, Berlin, Nachlass Lotte M.
Literatur Straßennamen in Dresden, hrsg. von der Landeshauptstadt Dresden, Dresden 2005, S. 19; H. Richter, 100 Jahre Urnenhain – 100 Persönlichkeiten, in: 100 Jahre Krematorium und Urnenhain Dresden-Tolkewitz, Markkleeberg 2001, S. 194 (P). – DBA III; DBE 7, S. 108.
Kathka Schroth
7.10.2012
Empfohlene Zitierweise:
Kathka Schroth, Artikel: Lotte Meyer,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/18887 [Zugriff 2.11.2024].