Elisabeth Albertine von Anhalt-Dessau
Bereits seit 1673 Kanonissin, wurde die als vierte Tochter des Fürsten Johann Georgs II. von Anhalt-Dessau geborene Elisabeth Albertine von Anhalt-Dessau als Fünfzehnjährige 1680 zur Koadjutorin im kaiserlich frei-weltlichen Damenstift
Herford gewählt. Die Minderjährige hielt sich überwiegend am väterlichen Hof in
Dessau auf, wobei sie und ihr Vater wenig Interesse an dem Stift zeigten. Mithilfe eines kaiserlichen Dispenses wegen ihrer Minderjährigkeit erfolgte 1686 die Wahl Elisabeth Albertines zur Äbtissin. Kurz danach gab sie ihr Amt auf, um sich im März 1686 mit dem als Oberst im kurbrandenburgischen Militärdienst stehenden Herzog Heinrich, dem Begründer der Sachsen-Weißenfelser Seitenlinie Barby, vermählen zu können. Dieser Werdegang war nicht ungewöhnlich, da die Stiftsdamen kein Keuschheitsgelübde ablegen mussten und ein standesgemäßes Damenstift oft nur als Durchgangsstation auf dem Weg zur Eheschließung gesehen wurde. – Nach der Rückkehr ihres bei
Ofen (ungar. Buda) schwer verwundeten Ehemanns aus dem Türkenkrieg wurde 1687 mit dem Neubau eines zeitgemäßen Residenzschlosses anstelle der alten Burganlage in
Barby begonnen. Die Fertigstellung sollte sich aber, immer wieder durch Geldmangel unterbrochen, bis 1715 hinziehen. Aus diesem Grund lebte Elisabeth Albertine mit ihrer Familie bis zu ihrem Tod 1706 überwiegend am väterlichen Hof in Dessau. Die beschränkten Mittel seiner Duodezherrschaft zwangen ihren baubegeisterten Ehemann seit 1690 immer wieder zur Aufnahme auch kleinster Darlehen bei Elisabeth Albertine, die ihm 1704 sogar ihren Schmuck zur zeitweiligen Verpfändung (2.500 Taler) übergab. – Wohl unter dem Einfluss Elisabeth Albertines hatte sich ihr Ehemann entgegen dem im väterlichen Testament (1671) ausgesprochenen Konversionsverbot 1688 in Dessau zur evangelisch-reformierten Kirche bekannt. Dieser Schritt hatte auch überregional für Aufsehen sowie einige Aufregung unter der orthodox-lutherischen Geistlichkeit gesorgt. Gleichwohl bildete sich im Umfeld des Hofs in Barby allmählich eine kleine reformierte Gemeinde. – Wohl angesichts ihrer bevorstehenden vierten Geburt machte Elisabeth Albertine bereits 1695 in
Oranienbaum ein Testament. Sie starb, angeblich als Opfer falscher ärztlicher Behandlung, 1706 in Dessau, wurde aber in der neuen fürstlichen Grablege in der Schlosskirche der sich entwickelnden Residenzstadt Barby beigesetzt. Ihr Einfluss soll zahlreiche Künstler und Kaufleute zu einem Umzug nach Barby bewegt haben.
Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 10001 Ältere Urkunden.
Literatur Karl Höse, Chronik der Stadt und Grafschaft Barby: nach Urkunden, alten Ueberlieferungen, geschichtlichen Aufzeichnungen sowie anderen Quellen, Barby 1901; Michael Rohrschneider, Johann Georg II. von Anhalt-Dessau (1627-1693), Berlin 1998; Barocke Fürstenresidenzen an Saale, Unstrut und Elster, hrsg. vom Museumsverbund „Die Fünf Ungleichen e. V.“ und dem Museum Schloss Moritzburg Zeitz, Petersberg 2007; Teresa Schöder-Stapper, Fürstäbtissinnen. Frühneuzeitliche Stiftsherrschaften zwischen Verwandtschaft, Lokalgewalten und Reichsverband, Köln/Weimar/Wien 2015.
Porträt Elisabeth Albertine, Herzogin von Sachsen-Weißenfels, geb. Prinzessin von Anhalt-Dessau, Jean Mariette, vor 1706, Kupferstich, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Kupferstich-Kabinett, Inventar-Nr. A 138 346, Foto: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek, Regine Richter, 1998.04 (Bildquelle); Elisabeth Albertine von Anhalt-Dessau, W. L. Lange, Gemälde, Schloss Dessau; Elisabeth Albertine von Anhalt-Dessau, Herzogin von Sachsen-Weißenfels-Barby, Äbtissin zu Herford, Gemälde, Städtisches Museum Herford.
Jochen Vötsch
10.9.2024
Empfohlene Zitierweise:
Jochen Vötsch, Artikel: Elisabeth Albertine von Anhalt-Dessau,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/9058 [Zugriff 28.12.2024].
Elisabeth Albertine von Anhalt-Dessau
Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 10001 Ältere Urkunden.
Literatur Karl Höse, Chronik der Stadt und Grafschaft Barby: nach Urkunden, alten Ueberlieferungen, geschichtlichen Aufzeichnungen sowie anderen Quellen, Barby 1901; Michael Rohrschneider, Johann Georg II. von Anhalt-Dessau (1627-1693), Berlin 1998; Barocke Fürstenresidenzen an Saale, Unstrut und Elster, hrsg. vom Museumsverbund „Die Fünf Ungleichen e. V.“ und dem Museum Schloss Moritzburg Zeitz, Petersberg 2007; Teresa Schöder-Stapper, Fürstäbtissinnen. Frühneuzeitliche Stiftsherrschaften zwischen Verwandtschaft, Lokalgewalten und Reichsverband, Köln/Weimar/Wien 2015.
Porträt Elisabeth Albertine, Herzogin von Sachsen-Weißenfels, geb. Prinzessin von Anhalt-Dessau, Jean Mariette, vor 1706, Kupferstich, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Kupferstich-Kabinett, Inventar-Nr. A 138 346, Foto: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek, Regine Richter, 1998.04 (Bildquelle); Elisabeth Albertine von Anhalt-Dessau, W. L. Lange, Gemälde, Schloss Dessau; Elisabeth Albertine von Anhalt-Dessau, Herzogin von Sachsen-Weißenfels-Barby, Äbtissin zu Herford, Gemälde, Städtisches Museum Herford.
Jochen Vötsch
10.9.2024
Empfohlene Zitierweise:
Jochen Vötsch, Artikel: Elisabeth Albertine von Anhalt-Dessau,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/9058 [Zugriff 28.12.2024].