Heinrich Bennecke

Der NSDAP-Politiker und SA-Führer B. gehörte sowohl dem Sächsischen Landtag als auch dem Deutschen Reichstag an. Nach dem Zweiten Weltkrieg verfasste der promovierte Historiker mehrere Schriften über die Weimarer Republik. – Nach dem vierjährigen Besuch der Bürgerschule bestand B. Ostern 1912 die Aufnahmeprüfung für die Dreikönigsschule in Dresden-Neustadt, die er Ostern 1921 mit dem Abitur verließ. 1919 meldete er sich zum Zeitfreiwilligen-Regiment in Dresden und im Februar 1920 als Reichswehrzeitfreiwilliger zum Reichswehrregiment 23. In Dresden und München studierte er anschließend Volkswirtschaft und Staatswissenschaften, brach das Studium aber nach seiner Ernennung zum Adjutanten des SA-Regiments München 1923 ab. Nach seiner Teilnahme am Hitler- Ludendorff-Putsch am 9.11.1923 in München verwies ihn Bayern des Landes. B. siedelte nach Dresden über und arbeitete dort 1924/25 als Handlungsgehilfe in einem Papiergeschäft. 1925 bis Ende 1926 war er Jugendführer der Großdeutschen Jugend für Sachsen. Zugleich hatte B. Ostern 1926 erneut das Studium aufgenommen, diesmal in Leipzig in den Fachrichtungen Geschichte, Zeitungskunde und Philosophie. Am 10.6.1930 schloss er dieses mit der Erlangung des Dr. phil. ab. – Politisch engagierte sich B. bereits frühzeitig. Schon als Student in München kam er mit der NSDAP in Berührung, der er dann im Mai 1922 beitrat. Im Juli desselben Jahres erfolgte auch sein Eintritt in die SA. 1924 bis Dezember 1925 war er Zugführer beim Frontbann in Dresden und nach der Neugründung der NSDAP trat er dieser unter der Mitgliedsnummer 4840 am 15.5.1925 erneut bei, im Jahr darauf der SA. Hier erfolgte ein steiler Aufstieg: vom 10.7.1927 bis August 1929 war er Führer der SA-Standarte IV (Leipzig), August 1929 bis 1930 Adjutant des Obersten SA-Führer-Stellvertreters Mitte (Dresden). Zugleich amtierte er als Schriftleiter des „Sächsischen Beobachters“ und als Gaupressewart. Hinzu kam 1930 bis 1932 seine Funktion als Führer der SA-Brigade V (Dresden) und vom 1.7.1932 bis zum 14.9.1933 als Führer der SA-Untergruppe Dresden. Zum Oberführer ernannte man B. am 1.7.1932, ein Jahr später zum Brigadeführer, am 1.3.1934 zum Gruppenführer und am 9.11.1937 zum Obergruppenführer. Nach seiner Versetzung in den Stab der Obersten SA-Führung am 12.9.1933 amtierte er als Führer des Reichs-SA-Hochschulamts beim Chef des Ausbildungswesens der SA mit Dienstsitz in Berlin (1.3.1934-9.8.1934), als Führer der Reichsführerschule der SA in München (30.7.1934-1.1.1937), als Führer der SA-Gruppe Pommern in Stettin (poln. Szczecin) (1.1.1937-25.1.1945) und zugleich als Preußischer Provinzialrat für die Provinz Pommern (1937-1944). Vom 25.1.1945 bis zum Mai 1945 leitete er die SA-Gruppe Südmark in Graz (Österreich). – B. wurde im Juni 1930 für die NSDAP im Wahlkreis 1 (Dresden-Bautzen) in den Sächsischen Landtag gewählt. Hier war er Schriftführer des Haushaltsausschusses A, Mitglied des Zwischenausschusses 1930 und des außerordentlichen Ausschusses für Besoldungs- und Beamtenfragen sowie Schriftführer des Untersuchungsausschusses über staatsfeindliche Umtriebe in der sächsischen Polizei. B.s Immunität als Abgeordneter wurde am 12.1.1933 aufgehoben, da er in den sog. Dresdner Feme-Mord, der den SA-Mann Herbert Hentsch das Leben kostete, involviert war. Zu einem Prozess kam es allerdings nicht. Nachdem der Sächsische Landtag 1933 infolge des Gleichschaltungsgesetzes neu zusammengesetzt wurde, gehörte B. diesem erneut bis zur Auflösung an. In dieser Zeit war er Mitglied des Büchereiausschusses und stellvertretender Vorsitzender des Haushaltsausschusses A. Dem Deutschen Reichstag gehörte B. 1936 bis zum Zusammenbruch des Dritten Reichs an. – Im Zweiten Weltkrieg diente er von September 1939 bis 1941 und erneut 1943 als Offizier. Er erhielt das Eiserne Kreuz II. Klasse. – Nach dem Krieg zog B. nach Stuttgart-Vaihingen und arbeitete als Historiker. Er verfasste mehrere Schriften, die sich mit der Weimarer Republik und dem Nationalsozialismus befassten. Von der Hochschule für Politische Wissenschaften in München (der heutigen Hochschule für Politik) erhielt er hierfür mehrere Forschungsaufträge, zu denen er publizierte. Zwischen den Wintersemestern 1967/68 und 1971/72 hielt er außerdem an der Hochschule mehrere Lehrveranstaltungen.

Quellen Auskunft Garten-, Friedhofs- und Forstamt der Landeshauptstadt Stuttgart; Auskunft Liegenschaftsamt Fellbach; Auskunft Hochschule für Politik München; Archiv des Sächsischen Landtags, Landtag 1930/33, 1933; Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, NS-Gauverlag Sachsen GmbH, Zeitungstextarchiv, Akte 6, Nr. 292.

Werke Bulgarien in der Politik Bismarcks bis zur Thronbesteigung Ferdinands von Coburg, Diss. Leipzig 1930; Die Bedeutung des Hitlerputsches für Hitler, in: Politische Studien 13/1962, H. 146, S. 658-692; Hitler und die SA, München/Wien 1962; Die Memoiren des Ernst Röhm, in: Politische Studien 14/1963, H. 148, S. 179-188; Alternativen der Not. Schleicher, Bürgerkrieg oder Hitler, in: Politische Studien 14/1963, H. 150, S. 444-464; Die Reichswehr und der „Röhm-Putsch“, München/Wien 1964; Die Reichswehr und der 30. Juni 1934, in: Politische Studien 15/1964, H. 155, S. 301-309; Die Notverordnung vom 28. Februar 1933, in: Politische Studien 19/1968, H. 177, S. 33-45; Wirtschaftliche Depression und politischer Radikalismus, München/Wien 1968; Die Notverordnung vom 28. Februar 1933, in: Politische Studien 19/1968, H. 177, S. 33-45; Wirtschaftliche Depression und politischer Radikalismus 1918-1938, München/Wien 1970.

Literatur Wissenschaft und Politik, hrsg. von der Hochschule für Politische Wissenschaften München zur Feier ihres zehnjährigen Bestehens, München 1960; B. Campbell, The SA generals and the rise of Nazism, Lexington 2004 (P); J. Lilla (Bearb.), Statisten in Uniform. Die Mitglieder des Reichstages 1933-1945, Düsseldorf 2004, S. 54; A. Peschel, Mord in Malter, in: Dresdner Neueste Nachrichten 16.11.2009, S. 16; ders. (Hg.), Die SA in Sachsen vor der „Machtübernahme“. Nachgelassenes von Heinrich B. (1902-1972), Beucha/Markkleeberg 2012; ders., Die Entwicklung der Dresdner NSDAP bis 1933, in: Dresdner Geschichtsbuch 18/2013, S. 151-170 (P). – DBA II; E. Kienast (Hg.), Der Deutsche Reichstag 1936, Berlin 1936, S. 105, 370 (Bildquelle); ders. (Hg.), Der Großdeutsche Reichstag 1938, Berlin 1938, S. 157, 470 (P); E. Stockhorst, Fünftausend Köpfe. Wer war was im Dritten Reich, Bruchsal 1967, S. 51.

Andreas Peschel
8.10.2014


Empfohlene Zitierweise:
Andreas Peschel, Artikel: Heinrich Bennecke,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/25241 [Zugriff 22.12.2024].

Heinrich Bennecke



Quellen Auskunft Garten-, Friedhofs- und Forstamt der Landeshauptstadt Stuttgart; Auskunft Liegenschaftsamt Fellbach; Auskunft Hochschule für Politik München; Archiv des Sächsischen Landtags, Landtag 1930/33, 1933; Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, NS-Gauverlag Sachsen GmbH, Zeitungstextarchiv, Akte 6, Nr. 292.

Werke Bulgarien in der Politik Bismarcks bis zur Thronbesteigung Ferdinands von Coburg, Diss. Leipzig 1930; Die Bedeutung des Hitlerputsches für Hitler, in: Politische Studien 13/1962, H. 146, S. 658-692; Hitler und die SA, München/Wien 1962; Die Memoiren des Ernst Röhm, in: Politische Studien 14/1963, H. 148, S. 179-188; Alternativen der Not. Schleicher, Bürgerkrieg oder Hitler, in: Politische Studien 14/1963, H. 150, S. 444-464; Die Reichswehr und der „Röhm-Putsch“, München/Wien 1964; Die Reichswehr und der 30. Juni 1934, in: Politische Studien 15/1964, H. 155, S. 301-309; Die Notverordnung vom 28. Februar 1933, in: Politische Studien 19/1968, H. 177, S. 33-45; Wirtschaftliche Depression und politischer Radikalismus, München/Wien 1968; Die Notverordnung vom 28. Februar 1933, in: Politische Studien 19/1968, H. 177, S. 33-45; Wirtschaftliche Depression und politischer Radikalismus 1918-1938, München/Wien 1970.

Literatur Wissenschaft und Politik, hrsg. von der Hochschule für Politische Wissenschaften München zur Feier ihres zehnjährigen Bestehens, München 1960; B. Campbell, The SA generals and the rise of Nazism, Lexington 2004 (P); J. Lilla (Bearb.), Statisten in Uniform. Die Mitglieder des Reichstages 1933-1945, Düsseldorf 2004, S. 54; A. Peschel, Mord in Malter, in: Dresdner Neueste Nachrichten 16.11.2009, S. 16; ders. (Hg.), Die SA in Sachsen vor der „Machtübernahme“. Nachgelassenes von Heinrich B. (1902-1972), Beucha/Markkleeberg 2012; ders., Die Entwicklung der Dresdner NSDAP bis 1933, in: Dresdner Geschichtsbuch 18/2013, S. 151-170 (P). – DBA II; E. Kienast (Hg.), Der Deutsche Reichstag 1936, Berlin 1936, S. 105, 370 (Bildquelle); ders. (Hg.), Der Großdeutsche Reichstag 1938, Berlin 1938, S. 157, 470 (P); E. Stockhorst, Fünftausend Köpfe. Wer war was im Dritten Reich, Bruchsal 1967, S. 51.

Andreas Peschel
8.10.2014


Empfohlene Zitierweise:
Andreas Peschel, Artikel: Heinrich Bennecke,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/25241 [Zugriff 22.12.2024].