Otto Fiebiger
F. immatrikulierte sich nach dem Besuch der 1. Bürgerschule und der Thomasschule Leipzig (1879-1888) in Leipzig und München für Klassische Philologie und Geschichte, leistete aber schon zu Beginn seines Studiums ab dem 1.10.1888 seinen Wehrdienst als Einjährig-Freiwilliger im Infanterieregiment Nr. 107 (Leipzig) ab. Im Herbst 1893 wurde er in Leipzig mit der Arbeit „De classium Italicarum historia et institutis quaestiones selectae“ zum Dr. phil. promoviert, 1894 wurde er Kandidat des höheren Schulamts. In demselben Jahr unternahm F. eine halbjährige Studienreise nach Italien und Griechenland. Ostern 1895 trat er sein Probejahr am Königlichen Gymnasium in Dresden-Neustadt an. Der Lehrerberuf sagte ihm jedoch nicht zu. Schon 1894 hatte ein ehemaliger Lehrer in einem Brief an den Direktor der Königlichen öffentlichen Bibliothek (KÖB) Dresden, in dem er bezüglich einer freien Stelle anfragte, geschrieben, dass F.s „Sinn auf das Bibliothekariat“ stand. F. wechselte dann bereits zum 1.5.1895 als Volontär an die KÖB. In der neuen Arbeitsstelle fasste er schnell Fuß: Am 1.4.1896 wurde er zum wissenschaftlichen Hilfsarbeiter ernannt, am 1.1.1898 zum „ständigen wissenschaftlichen Hilfsarbeiter mit dem Titel Kustos“ und am 1.1.1908 zum Bibliothekar. Während des Ersten Weltkriegs unterrichtete F. außerdem vertretungsweise wieder am Königlichen Gymnasium, da viele Lehrkräfte eingezogen worden waren. Nach dem Ende der sächsischen Monarchie 1918 und der Umwandlung der KÖB in die Königliche bzw. später in die Sächsische Landesbibliothek (SLB) setzte er seine bibliothekarische Laufbahn fort. Für den 1.11.1921 erhielt er seine Ernennung zum Landes- und zum 1.1.1926 zum Oberbibliothekar. F. wollte mit Erreichung der Altersgrenze von 65 Jahren nach 39 Dienstjahren in den Ruhestand gehen und wurde daher zum 31.12.1933 aus dem aktiven Dienst entlassen. – F. war während seiner bibliothekarischen Tätigkeit auch wissenschaftlich tätig. Seine Interessen lagen v.a. bei der Inschriftenkunde und Literaturwissenschaft. Mit einem seiner älteren Kollegen an der KÖB, Ludwig Schmidt, regte er 1906 eine Inschriftensammlung zur Geschichte der germanischen Völker an. Beide gaben gemeinsam ab 1917 die „Inschriftensammlung zur Geschichte der Ostgermanen“ in der Reihe der Denkschriften der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien heraus. Dieses Korpus galt als Standardwerk und war F.s wichtigste Publikation. Für seine Verdienste hatte F. bereits am 20.5.1916 das Ritterkreuz Erster Klasse des Albrechtsordens erhalten. Am 2.4.1919 wurde er in Anerkennung seiner wissenschaftlichen Forschungen auf dem Gebiet der Archäologie und Geschichte, v.a. aber für seine Inschriftensammlung, zum Professor ernannt. F. beschäftigte sich auch weiterhin mit der germanischen Geschichte. Er edierte darüber hinaus Briefe namhafter Dichter und Künstler wie Ludwig Tieck, Heinrich Marschner und Heinrich von Kleist. In der KÖB bzw. der SLB arbeitete F. hauptsächlich für die Handschriftensammlung, wo er bereits als Hilfsarbeiter z.B. den Nachlass von
August Wilhelm Schlegel geordnet hatte. F. organisierte 1925 und 1927 auch die viel beachteten von Kleist-Ausstellungen im Buchmuseum der SLB. Bei den Ausstellungsvorbereitungen wurde er von Ilse Schunke unterstützt. – F., der 1920 bis 1930 der DNVP angehörte, zählt zu den bedeutendsten Wissenschaftlern, die an der KÖB bzw. SLB tätig waren.
Quellen Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Archiv des Personalamts der Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Personalakte F., Bibliotheksarchiv, Personalia über die seit 1865 an der kgl. öff. Bibliothek zu Dresden angestellten Beamten und Hülfsarbeiter.
Werke De classium Italicarum historia et institutis quaestiones selectae, Diss. Leipzig 1894; mit L. Schmidt, Inschriftensammlung zur Geschichte der Ostgermanen, Wien 1917, NF, Wien u.a. 1939, Zweite Folge, Wien u.a. 1944; (Hg.), Ludwig Tieck und Ida von Lüttichau in ihren Briefen, Dresden 1937; Aus unbekannten Briefen Ida von Lüttichaus an Friedrich von Raumer, Dresden 1941.
Literatur Otto F.s Abschied von der Landesbibliothek, Dresden 1934; Tischrede zur Abschiedsfeier für Otto F., in: M. Bollert/H. Hofmann (Hg.), Gedichte-Reden-Sinnsprüche, Dresden 1951, S. 33-37. – DBA II, III; A. Habermann/R. Klemmt/F. Siefkes, Lexikon deutscher wissenschaftlicher Bibliothekare 1925-1980, Frankfurt/Main 1985, S. 14; T. Bürger/K. Hermann (Hg.), Das ABC der SLUB, Dresden 2006, S. 81.
Porträt Gruppenaufnahme der Mitarbeiter der Sächsischen Landesbibliothek Dresden, H. Bähr, 1932, Fotografie, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).
Konstantin Hermann
4.12.2009
Empfohlene Zitierweise:
Konstantin Hermann, Artikel: Otto Fiebiger,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/24801 [Zugriff 2.11.2024].
Otto Fiebiger
Quellen Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Archiv des Personalamts der Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Personalakte F., Bibliotheksarchiv, Personalia über die seit 1865 an der kgl. öff. Bibliothek zu Dresden angestellten Beamten und Hülfsarbeiter.
Werke De classium Italicarum historia et institutis quaestiones selectae, Diss. Leipzig 1894; mit L. Schmidt, Inschriftensammlung zur Geschichte der Ostgermanen, Wien 1917, NF, Wien u.a. 1939, Zweite Folge, Wien u.a. 1944; (Hg.), Ludwig Tieck und Ida von Lüttichau in ihren Briefen, Dresden 1937; Aus unbekannten Briefen Ida von Lüttichaus an Friedrich von Raumer, Dresden 1941.
Literatur Otto F.s Abschied von der Landesbibliothek, Dresden 1934; Tischrede zur Abschiedsfeier für Otto F., in: M. Bollert/H. Hofmann (Hg.), Gedichte-Reden-Sinnsprüche, Dresden 1951, S. 33-37. – DBA II, III; A. Habermann/R. Klemmt/F. Siefkes, Lexikon deutscher wissenschaftlicher Bibliothekare 1925-1980, Frankfurt/Main 1985, S. 14; T. Bürger/K. Hermann (Hg.), Das ABC der SLUB, Dresden 2006, S. 81.
Porträt Gruppenaufnahme der Mitarbeiter der Sächsischen Landesbibliothek Dresden, H. Bähr, 1932, Fotografie, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).
Konstantin Hermann
4.12.2009
Empfohlene Zitierweise:
Konstantin Hermann, Artikel: Otto Fiebiger,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/24801 [Zugriff 2.11.2024].