Maximilian Freiherr Dathe von Burgk

In die Familie des herausragenden sächsischen Industriepioniers Carl Friedrich August Freiherr Dathe von Burgk und in dessen traditionsreiches Bergwerksunternehmen hineingeboren, schien D.s Lebensweg vorbestimmt. Als er während seiner Militärzeit in einem Ulanen-Regiment jedoch mit Pferden in engere Berührung kam, fand er in der Beschäftigung mit diesen edlen Tieren seinen unternehmerischen Lebensinhalt. – D. und seine drei Schwestern wuchsen im Schloss Roßthal, etwa 45 Gehminuten vom administrativen Mittelpunkt der Freiherrlich von Burgker Steinkohlenwerke Burgk auf. Durch seinen Vater Arthur Freiherr Dathe von Burgk von frühester Jugend an als einziger Sohn mit den Belangen des familieneigenen Unternehmens vertraut, wuchs D. mit der familiären Bürde der späteren Werksübernahme auf. Häufig besuchte er während seiner ersten 19 Lebensjahre seinen Burgker Großvater bis zu dessen Tod 1872. Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits viel unternehmerisches Verständnis für die Intentionen des großväterlichen Industriepioniers entwickelt, dem es mit den Freiherrlich von Burgker Steinkohlen- und Eisenhüttenwerken um 1830 als einem der ersten sächsischen Unternehmer gelungen war, die Erzeugung von Kohle, Koks, Gas, Roheisen, Stahl und den Maschinenbau in einer Hand zu vereinen. – Nach abgeschlossener Gymnasialbildung begann D. eine militärische Laufbahn, die ihn 1881 als Attaché der sächsischen Gesandtschaft im Rang eines königlich sächsischen Leutnants des 2. Ulanen-Regiments nach Wien an den dortigen kaiserlichen Hof führte. Vom Militärdienst verabschiedet, bezog D. 1882 das Rittergut Schönfeld (bei Großenhain), welches sein Vater bereits mit dem Ziel der Einrichtung eines Gestüts erworben hatte, und verheiratete sich mit der aus jener Gegend stammenden Gabriella von Boxberg. Das Schönfelder Schloss baute man zu einem repräsentativen Adelssitz im Stile der Neorenaissance, den Park zu einem englischen Landschaftsgarten und die Rittergutsökonomie vorrangig zur Pferdezucht um. – Trotz D.s 1883 erfolgten Beitritt in die Werksleitung blieb die alleinige Verantwortung für die Steinkohlenwerke sowie für deren rund 1.800 Bergarbeiter und 80 Beamte ausschließlich bei seinem Vater. Erst 1897, als der Vater unerwartet vor seinem großartig geplanten 25-jährigen Besitzstandsjubiläum starb, trat D. 44-jährig an die Spitze der Freiherrlich von Burgker Steinkohlenwerke. Die ständige Anwesenheit des in Schönfeld wohnenden Besitzers in der Administration war nicht mehr nötig, denn erfahrene kaufmännische Beamte betreuten unter dem Werksdirektor den wirtschaftlichen Fortgang des Unternehmens, und wachsame technische Beamte führten unter dem Bergdirektor den Grubenbetrieb. Unter der Ägide von D.s Leitung wurden die Bergwerke, technisch der voranschreitenden Industrialisierung folgend, modernisiert, wobei insbesondere der Neubau der mechanischen Aufbereitung und Kohlenwäsche sowie die Errichtung der ersten Elektrizitätszentrale des Unternehmens von Bedeutung waren. – Der wichtigste Wirtschaftsfaktor für D. war neben dem Bergwerksunternehmen und der umfangreichen Land- und Forstwirtschaft in Burgk sowie Schönfeld sein Gestüt, welches in der Fachwelt nach 1900 als das hervorragendste in Deutschland bezeichnet wurde. Großzügige Pferdekoppeln und nach fortschrittlichsten Maßgaben errichtete Gebäude wie Fohlenstall, Zuchtstutenstall oder Reithalle umgaben die Rittergutsgebäude. D. investierte als Pferdeliebhaber nicht nur in seine eigenen Gestüte für Sport- und Wagenpferde alle wirtschaftliche und persönliche Kraft, sondern engagierte sich auch auf überregionaler Ebene für den Sport und die Zucht mit edlen Pferden in zahlreichen Vereinen und Clubs. Den außergewöhnlichen Einsatz D.s für die sächsische Pferdezucht würdigte die vom Königshaus verliehene Auszeichnung „Komtur des Albrechtsordens“. Die enorme wirtschaftliche Last der Gestüte konnte die Familie nach D.s Tod nicht mehr tragen, was aus finanziellen Gründen innerhalb weniger Jahre zum Erliegen der Pferdezucht und zur Abgabe der wertvollen Kutschensammlung führte. – Als königlich sächsischer Kammerherr war D. v.a. dem 1904 inthronisierten Friedrich August III. verbunden. Von der Freundschaft der beiden, von Liebe zum Militär und zu edlen Pferden geprägten, etwa gleichaltrigen Männer zeugen unzählige gemeinsame Jagdgesellschaften, Bälle und Festmahle. Als der sächsische König in den novemberrevolutionären Unruhen aus seiner Residenz floh, fand er in der Nacht des 9.11.1918 Unterschlupf im Schönfelder Anwesen seines Freunds. – Die wirtschaftlichen Einschränkungen des Ersten Weltkriegs, erstarkende Steinkohlenkartelle sowie die Erschöpfung eigener Kohlenvorkommen führten die Freiherrlich von Burgker Steinkohlenwerke zusammen mit Absatzschwierigkeiten unaufhaltsam auf ein wirtschaftliches Abstellgleis. Ein Kaufangebot für die Bergwerke seitens des sächsischen Staats schlug man nach Verhandlungen 1919 aus. In diesen schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen baute D. zusammen mit seinem aus dem Feld zurückgekehrten Sohn Arthur zeitgemäß die Gehalts- und Pensionsverhältnisse seiner Beamten, die nicht knappschaftlich abgesichert waren, über das absehbare Ende der Kohlengewinnung hinaus um. Bereits 1918 hatte D. mit seinem Privatvermögen beim Dresdner Bankhaus Gebrüder Arnhold den „Freiherrlich von Burgker Pensionsfonds“ mit einem Grundstock von über 1,5 Millionen Mark gegründet. Mit diesem anfangs durch Betriebsüberschüsse unterhaltenen Pensionsfonds und weiteren hoch dotierten Stiftungen unterstützte der patriarchische Unternehmer aus konservativer unternehmerischer Verantwortung regelmäßig oder Anlass bezogen seine Knappschaftsmitglieder zum Ausgleich sozialer Gegensätze innerhalb seiner Belegschaft. Der drastische Förderrückgang sowie die Inflation verringerten die Gewinn-Rückläufe und damit die Einzahlungen für die Sozialleistungen, sodass diese zunehmend aus dem von Burgkschen Privatvermögen finanziert wurden, wofür man um 1930 gar den Verkauf des familiären Traditionsorts Rittergut Burgk für Landwirtschaft und Siedlungsbau an die seinerzeit neugegründete Stadt Freital erwog. Die steigende Anzahl Empfangsberechtigter der Stiftungs- und Pensionsfonds beschleunigte, vom Werksbesitzer wohlwissend einkalkuliert, bei abnehmender Zahl wertschöpfender Arbeiter und Beamter den wirtschaftlichen Abstieg der Freiherrlich von Burgker Steinkohlenwerke. Nach deren Konkurs 1930 ermöglichte der Fortbestand der juristischen Person „Freiherrlich von Burgker Steinkohlenwerke“ den Weiterbetrieb von deren Bannewitzer Brikettfabrik und Dresdner Kohlenniederlage sowie das weitere Funktionieren des Pensionsfonds und anderer Stiftungen bis nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, mit dem eines der geachtetsten und bekanntesten sächsischen Montanunternehmen endgültig zu existieren aufhörte. Der letzte bedeutende Abschnitt der Familientradition hatte sich bereits 1931 mit dem Tod D.s, der seinerzeit als einer der wohlhabendsten sächsischen Adligen galt, vollendet.

Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 10168 Grundherrschaft Burgk.

Literatur L. Renn, Adel im Untergang, Mexiko D.F. 1944; J. Puls, Lebensbahnen. Historische Streifzüge durch die frühen Jahrhunderte der Freitaler Region, in: Sonderausstellung Lebensbahnen - 800 Jahre Ersterwähnung von Potschappel, Döhlen und Wurgwitz, hrsg. von den Städtischen Sammlungen Freital, Freital 2006, S. 49-52 (P); K. D. Graage, Max Freiherr von Burgk. Förderer der Pferdezucht und des Pferdesports, in: Pferde in Sachsen und Thüringen 20/2011, H. 9, S. 52f.

Porträt Max Freiherr D. als Bauherr der Freiherrlich von Burgker Steinkohlenwerke, um 1920, G. v. Boddien, Ölgemälde, Städtische Sammlungen Freital (Bildquelle).

Juliane Puls
24.5.2016


Empfohlene Zitierweise:
Juliane Puls, Artikel: Maximilian Freiherr Dathe von Burgk,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/905 [Zugriff 4.11.2024].

Maximilian Freiherr Dathe von Burgk



Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 10168 Grundherrschaft Burgk.

Literatur L. Renn, Adel im Untergang, Mexiko D.F. 1944; J. Puls, Lebensbahnen. Historische Streifzüge durch die frühen Jahrhunderte der Freitaler Region, in: Sonderausstellung Lebensbahnen - 800 Jahre Ersterwähnung von Potschappel, Döhlen und Wurgwitz, hrsg. von den Städtischen Sammlungen Freital, Freital 2006, S. 49-52 (P); K. D. Graage, Max Freiherr von Burgk. Förderer der Pferdezucht und des Pferdesports, in: Pferde in Sachsen und Thüringen 20/2011, H. 9, S. 52f.

Porträt Max Freiherr D. als Bauherr der Freiherrlich von Burgker Steinkohlenwerke, um 1920, G. v. Boddien, Ölgemälde, Städtische Sammlungen Freital (Bildquelle).

Juliane Puls
24.5.2016


Empfohlene Zitierweise:
Juliane Puls, Artikel: Maximilian Freiherr Dathe von Burgk,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/905 [Zugriff 4.11.2024].