Minna Simon
S. lebte Ende der 1870er- und Anfang der 1880er-Jahre in Nürnberg, Augsburg, Dresden und zuletzt in München. Anfang Februar 1883 wurde S. als Textilarbeiterin (Weiferin) in der Chemnitzer Aktienspinnerei eingestellt, die zu dieser Zeit ca. 700 Männer und 300 Frauen beschäftigte. Auf zurückgehende Gewinne 1882/83 reagierte die Firmenleitung mit der Einstellung eines neuen technischen Direktors, der Erhöhung der Arbeitsbelastung und längeren Arbeitszeiten. Die Spannungen zwischen Firmenleitung und Arbeiterschaft entluden sich an einer neuen Pausenregelung, die im Gegensatz zu den bisherigen Bestimmungen das Verlassen des Firmengeländes verbot und besonders die weiblichen Beschäftigten traf. Daraufhin brach am 7.6.1883 ein Streik aus. In einer Versammlung der Belegschaft am 9.6. trat S. als Sprecherin auf und führte den Streik an. Ab dem 16.6. zerfiel die Streikfront langsam und am 25.6. endete der Ausstand. Hauptgrund war neben der Erfüllung weniger Forderungen die schlechte finanzielle Lage der Streikenden. Spenden, zu denen v.a. die damals illegale Sozialdemokratische Partei aufgerufen hatte, kamen nicht im erforderlichen Maß und zu spät bei den Streikenden an. S. machte eine Ankündigung vom 15.6. wahr und nahm die Arbeit in der Aktienspinnerei nicht wieder auf. Am 27.6. meldete sie sich bei der Chemnitzer Polizei ab und gab als neuen Aufenthaltsort Dresden an. Für die darauffolgende Zeit existieren keine Nachrichten über S. Es bleibt daher unklar, ob sie wirklich nach Dresden gezogen ist; ihr Name war dort bei potenziellen Arbeitgebern sicher gut bekannt. – S. gilt als erste Frau, die in Deutschland einen großen Streik anführte. Zur Erinnerung an ihr Wirken wurde am 8.3.2000 in Chemnitz nahe der alten Spinnerei die „Obere Aktienstraße“ in „Minna-Simon-Straße“ umbenannt.
Literatur K. Schaller, Arbeiterinnen im Streik. Zum Ausstand in der Chemnitzer Aktienspinnerei 1883, in: K. Schaller/W. Uhlmann (Hg.), Der Streik in der Aktienspinnerei Chemnitz 1883, Chemnitz 2000, S. 2-13; ders., „Einmal kommt die Zeit“. Geschichte der Chemnitzer Arbeiterschaft vom Ende des 18. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg, Bielefeld 2001.
Lutz Sartor
9.5.2011
Empfohlene Zitierweise:
Lutz Sartor, Artikel: Minna Simon,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/25497 [Zugriff 22.12.2024].
Minna Simon
Literatur K. Schaller, Arbeiterinnen im Streik. Zum Ausstand in der Chemnitzer Aktienspinnerei 1883, in: K. Schaller/W. Uhlmann (Hg.), Der Streik in der Aktienspinnerei Chemnitz 1883, Chemnitz 2000, S. 2-13; ders., „Einmal kommt die Zeit“. Geschichte der Chemnitzer Arbeiterschaft vom Ende des 18. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg, Bielefeld 2001.
Lutz Sartor
9.5.2011
Empfohlene Zitierweise:
Lutz Sartor, Artikel: Minna Simon,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/25497 [Zugriff 22.12.2024].