Zacharias Faber
F. prägte maßgeblich das geistliche Leben der Stadt Chemnitz und ihres Umlands im ersten Drittel des 17. Jahrhunderts. – F. entstammte einer angesehenen Pfarrerfamilie, die sich im Kampf um die Zweite Reformation in Kursachsen deutlich zugunsten der lutherischen Orthodoxie positionierte und die Ächtung des Calvinismus begrüßte. In diesem Sinne wurde F. von seinem Vater und von Privatlehrern erzogen. Seit 1595 besuchte er die Schule in Wurzen und anschließend die Universitäten Leipzig und Wittenberg. Nach dem Erwerb des philosophischen Magistergrads am 23.3.1602 nahm F. theologische Studien auf und wurde 1604 vor dem Oberkonsistorium Dresden examiniert. Daraufhin trat er unverzüglich sein erstes geistliches Amt als Diakon in Dippoldiswalde an. 1605 erhielt er die Berufung zum Pfarrer nach Lindenau bei Ortrand. Vier Jahre später folgte ein unfreiwilliger Wechsel ins Pfarramt nach Sörnewitz. Am 7.4.1611 trat F. das Superintendentenamt in Chemnitz an, das er mehr als 21 Jahre bis zu seinem Tod verwaltete. In der ausgedehnten Ephorie, die mehr als 50 Kirchspiele umfasste, bewies F. nicht nur organisatorisches Geschick, sondern galt unter seinen Zeitgenossen auch als qualifizierter Prediger und Seelsorger. 1630 gestaltete er die Jubelfeiern zum 100. Jahrestag der Confessio Augustana in der Stadt Chemnitz und verfasste dazu eigene liturgische Wechselgesänge. Zugleich trat F. mit großer Leidenschaft gegen Katholizismus und Calvinismus auf und bekämpfte den im Umland von Chemnitz verbreiteten Mystizismus des Zschopauer Pfarrers Valentin Weigel. Insbesondere die Auseinandersetzung mit den Weigelianern befestigte F.s Ruf als streitbarer Theologe. – Die letzten Lebensjahre F.s wurden überschattet von einem verheerenden Stadtbrand in Chemnitz (1631) und den Drangsalen des Dreißigjährigen Kriegs, im Zuge dessen die Stadt seit August 1632 zunächst durch kaiserliche Truppen unter
Albrecht von Wallenstein und
Heinrich von Holck und drei Monate später durch die Schweden schwerwiegende Schäden erlitt. Mehrere Amtskollegen F.s fielen der Pest zum Opfer. Die Überlieferung, er sei aus Gram über die in Chemnitz mit kaiserlichen Truppen gehaltenen katholischen Messfeiern gestorben, weist jenseits der legendenhaften Überzeichnung darauf hin, dass F. neben der materiellen Schädigung der Stadt auch sein eigenes (ideelles) Lebenswerk massiv bedroht sah. – F. wird das Kirchenlied „Herr, ich bin ein Gast auf Erden“ zugeschrieben, das den Erfahrungshorizont seines Lebens widerspiegelt.
Werke Lied: Herr, ich bin ein Gast auf Erden.
Literatur A. D. Richter, Umständliche aus zuverläßigen Nachrichten zusammengetragene Chronica Der Churfürstl. Sächß. Stadt Chemnitz, Teil 2, Zittau/Leipzig 1767, S. 232; E. E. Koch, Geschichte des Kirchenlieds und Kirchengesangs der christlichen, insbesondere der deutschen evangelischen Kirche, Bd. 3, Stuttgart 1867, S. 85; K. Kirchner, Der Streit um das Patronat über das Pfarramt an der Jakobikirche, in: Mitteilungen des Vereins für Chemnitzer Geschichte 6/1887/88, S. 89-111, hier S. 95f.; Neue Sächsische Kirchengalerie, Ephorien Chemnitz I und II, Leipzig 1904, Sp. 135f., 154f.; R. Frieling, Die Geistlichkeit der Ephorie Chemnitz im Kampfe gegen Schwärmertum, Aberglauben und Kalvinismus, in: Mitteilungen des Vereins für Chemnitzer Geschichte 25/1926, S. 28-34; U. Fiedler (Hg.), Der Kelch der bittersten Leiden. Chemnitz im Zeitalter von Wallenstein und Gryphius, Chemnitz 2008, S. 113-116, 122. – BBKL 1 (1990), Sp. 1586; DBA I, II.
Porträt Zachäus F., 1632/35, Radierung, Österreichische Nationalbibliothek Wien, Porträtsammlung, Digitaler Portraitindex der druckgraphischen Bildnisse der Frühen Neuzeit (Bildquelle).
Michael Wetzel
10.9.2018
Empfohlene Zitierweise:
Michael Wetzel, Artikel: Zacharias Faber,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/23943 [Zugriff 4.11.2024].
Zacharias Faber
Werke Lied: Herr, ich bin ein Gast auf Erden.
Literatur A. D. Richter, Umständliche aus zuverläßigen Nachrichten zusammengetragene Chronica Der Churfürstl. Sächß. Stadt Chemnitz, Teil 2, Zittau/Leipzig 1767, S. 232; E. E. Koch, Geschichte des Kirchenlieds und Kirchengesangs der christlichen, insbesondere der deutschen evangelischen Kirche, Bd. 3, Stuttgart 1867, S. 85; K. Kirchner, Der Streit um das Patronat über das Pfarramt an der Jakobikirche, in: Mitteilungen des Vereins für Chemnitzer Geschichte 6/1887/88, S. 89-111, hier S. 95f.; Neue Sächsische Kirchengalerie, Ephorien Chemnitz I und II, Leipzig 1904, Sp. 135f., 154f.; R. Frieling, Die Geistlichkeit der Ephorie Chemnitz im Kampfe gegen Schwärmertum, Aberglauben und Kalvinismus, in: Mitteilungen des Vereins für Chemnitzer Geschichte 25/1926, S. 28-34; U. Fiedler (Hg.), Der Kelch der bittersten Leiden. Chemnitz im Zeitalter von Wallenstein und Gryphius, Chemnitz 2008, S. 113-116, 122. – BBKL 1 (1990), Sp. 1586; DBA I, II.
Porträt Zachäus F., 1632/35, Radierung, Österreichische Nationalbibliothek Wien, Porträtsammlung, Digitaler Portraitindex der druckgraphischen Bildnisse der Frühen Neuzeit (Bildquelle).
Michael Wetzel
10.9.2018
Empfohlene Zitierweise:
Michael Wetzel, Artikel: Zacharias Faber,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/23943 [Zugriff 4.11.2024].