Otto Wilhelm von Schönburg
O. verbrachte seine Kindheit an den Höfen in Waldenburg und Hartenstein und studierte 1695 bis 1697 an der jungen, noch im Entstehen begriffenen Universität Halle. Einem Erbteilungsvertrag vom 1.6.1702 gemäß übernahm er im Losverfahren die Herrschaft Lichtenstein, während seine Brüder Georg Albert mit Hartenstein, Ludwig Friedrich mit Stein und Christian Heinrich mit Waldenburg die übrigen Besitzungen der Oberen Linie des Hauses Schönburg erhielten. Darüber hinaus erbte O. 1704 das Rittergut Oelsnitz von den Grafen von Promnitz, das er jedoch 1712 seiner Schwiegermutter überließ. – Als Besitzer des böhmischen Reichsafterlehens Lichtenstein setzte sich O. entschieden gegen die kursächsischen Versuche zur Beseitigung der schönburgischen Landeshoheit zur Wehr, ohne indes über geeignete Mittel für einen dauerhaften und erfolgreichen Widerstand zu verfügen. So war er an der Errichtung eines gemeinschaftlichen Konsistoriums für die Schönburgischen Herrschaften beteiligt, das 1711 seine Arbeit aufnahm, auf kursächsischen Druck hin aber zwischenzeitlich wieder eingezogen werden musste. Seinem uneingeschränkten Herrschaftsanspruch über Lichtenstein versuchte O. u.a. durch die Einführung einer eigenen Prozessordnung vom 9.9.1720 Ausdruck zu verleihen. Insgesamt gehörte O. zu den Vertretern des Gesamthauses Schönburg, die am längsten an ihrem Widerstand gegen Kursachsen festhielten, doch konnte letztlich auch er den Verlust der schönburgischen Landeshoheit durch die Rezesse vom 4.5.1740 nicht verhindern. – In seinem Herrschaftsgebiet betrieb O. eine großzügige Wirtschaftsförderungspolitik, von der v.a. Handwerk und Gewerbe profitierten. Einen besonderen Aufschwung verzeichnete dabei die Textilverarbeitung, die seit dem 18. Jahrhundert zum mit Abstand wichtigsten Erwerbszweig in der Herrschaft Lichtenstein wurde. 1708 legte O. in unmittelbarer Nähe Lichtensteins eine Vorstadt an, die 1712 zu Ehren seiner ersten Gemahlin den Namen Callenberg (auch Callnberg) erhielt und der 1725 das Stadtrecht verliehen wurde. – Impulse aus seiner Studienzeit im pietistisch geprägten Halle aufnehmend, entwarf O. eigenhändig Unterrichtspläne für seine Kinder und initiierte Wohltätigkeitsprogramme. Außerdem verfasste er eine schönburgische Familiengeschichte, die jedoch ebenso wie seine Tagebücher beim Brand des Waldenburger Schlosses 1848 vernichtet wurden.
Literatur K. G. Eckardt, Genealogie und Familien-Geschichte des Hochfürstlichen und Hochgräflichen Hauses Schönburg, 1853 [MS], S. 154-157; E. Eckardt, Chronik von Glauchau, Glauchau 1882, S. 116; H. Colditz, Gründung und kurze Geschichte der Stadt Callnberg, in: Schönburgische Geschichtsblätter 2/1895/96, S. 47-59; M. Wetzel, Das schönburgische Amt Hartenstein 1702-1878, Leipzig 2004, S. 45f., 50-53.
Michael Wetzel
8.11.2007
Empfohlene Zitierweise:
Michael Wetzel, Artikel: Otto Wilhelm von Schönburg,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22430 [Zugriff 2.11.2024].
Otto Wilhelm von Schönburg
Literatur K. G. Eckardt, Genealogie und Familien-Geschichte des Hochfürstlichen und Hochgräflichen Hauses Schönburg, 1853 [MS], S. 154-157; E. Eckardt, Chronik von Glauchau, Glauchau 1882, S. 116; H. Colditz, Gründung und kurze Geschichte der Stadt Callnberg, in: Schönburgische Geschichtsblätter 2/1895/96, S. 47-59; M. Wetzel, Das schönburgische Amt Hartenstein 1702-1878, Leipzig 2004, S. 45f., 50-53.
Michael Wetzel
8.11.2007
Empfohlene Zitierweise:
Michael Wetzel, Artikel: Otto Wilhelm von Schönburg,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22430 [Zugriff 2.11.2024].