Michael Weiße

W. gehört zu den bedeutendsten frühneuzeitlichen Stadtschreibern Dresdens. In dieser Funktion verwaltete er 17 Jahre das gesamte städtische Schriftwesen, kontrollierte Ein- und Ausgaben des Rats, war dessen juristischer Berater und nahm an den Verhandlungen mit Kurfürst August sowie an den albertinischen Landtagen teil. Vor allem seine ausführlichen Dokumentationen über zeitgenössische Ereignisse sowie über seine Tätigkeit als Stadtschreiber sind wichtige Quellen zur Dresdner Stadtgeschichte für die Zeit nach der Einführung der Reformation in Sachsen. – W. studierte ab 1525 an der Universität Leipzig und schloss 1528 das Studium an der Artistenfakultät als Bakkalaureus ab. In den folgenden 19 Jahren arbeitete er in Leipzig als öffentlicher Notar sowie als Schreibergehilfe des Protonotars am Oberhofgericht. Für einen kurzen Zeitraum verwaltete er ab 1548 das Geleitsamt in Leipzig, bevor W. ein Jahr später nach Dresden zog und dort das Oberstadtschreiberamt übernahm. Neben seiner Anstellung übte er auch hier ein öffentliches Notariat aus. 1556 trat er in den Rat ein, ohne seine Stadtschreiberstelle aufzugeben. Wegen einer langanhaltenden Krankheit quittierte er 1566 seinen Dienst. – W. lebte lange Zeit als Junggeselle und heiratete erst 1556 die zu diesem Zeitpunkt 16-jährige Anna Berger. Die beiden Söhne, die aus der Ehe hervorgingen, starben früh. – Mit dem Aufstieg Dresdens zur Residenzstadt ging auch ein Anwachsen der Ratsgeschäfte sowie des städtischen Schriftwesens einher. W. sammelte Mandate und wichtige Ratsgeschäfte, schrieb Ratsgewohnheiten und kurfürstliche Befehle in gesonderten Büchern nieder und legte daneben neue Amtsbücher an. Besonders wertvoll ist sein Memorial, das wichtige Informationen zur städtischen Verwaltung und einer Vielzahl an Ereignissen enthält. Er verfasste mit seinem Buch über die „Notariatkunst“ eine mehrfach aufgelegte, praktische Anleitung für den Beruf des Schreibers. Ferner war W. in Dresden mit für den Aufbau der Kreuzschulbibliothek verantwortlich, in der die Bücher der aufgelösten Klöster aufgenommen wurden. Er selbst besaß eine umfassende Privatbibliothek.

Quellen Stadtarchiv Dresden, Ratsarchiv, C.XV.23m: Michael Weißens Memorial und Verzeichnis, Stadtgericht, 841: Verzichtsbuch 1559, fol. 66.

Werke Notariatkunst und was zu solchem Ampt gehörig ..., Dresden 1561 (ND Leipzig 1621).

Literatur O. Richter, Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte der Stadt Dresden, Bd. 1: Verfassungsgeschichte der Stadt Dresden, Dresden 1885, S. 380f.; ders., Aus dem Leben eines Stadtschreibers, in: Dresdner Kalender 1919, S. 177-182; E. Boer, Der Stadtschreiber Michael W. und seine Bedeutung für das Dresdner Ratsarchiv (1549-1566), in: H. Beschorner (Hg.), Archivstudien, Dresden 1931, S. 42-49; V. Honemann, Die Stadtschreiber und die deutsche Literatur im Spätmittelalter und der frühen Neuzeit, in: W. Haug u.a. (Hg.), Zur deutschen Sprache und Literatur des 14. Jahrhunderts, Heidelberg 1983, S. 351f.

Jens Klingner
21.3.2017


Empfohlene Zitierweise:
Jens Klingner, Artikel: Michael Weiße,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/28007 [Zugriff 4.11.2024].

Michael Weiße



Quellen Stadtarchiv Dresden, Ratsarchiv, C.XV.23m: Michael Weißens Memorial und Verzeichnis, Stadtgericht, 841: Verzichtsbuch 1559, fol. 66.

Werke Notariatkunst und was zu solchem Ampt gehörig ..., Dresden 1561 (ND Leipzig 1621).

Literatur O. Richter, Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte der Stadt Dresden, Bd. 1: Verfassungsgeschichte der Stadt Dresden, Dresden 1885, S. 380f.; ders., Aus dem Leben eines Stadtschreibers, in: Dresdner Kalender 1919, S. 177-182; E. Boer, Der Stadtschreiber Michael W. und seine Bedeutung für das Dresdner Ratsarchiv (1549-1566), in: H. Beschorner (Hg.), Archivstudien, Dresden 1931, S. 42-49; V. Honemann, Die Stadtschreiber und die deutsche Literatur im Spätmittelalter und der frühen Neuzeit, in: W. Haug u.a. (Hg.), Zur deutschen Sprache und Literatur des 14. Jahrhunderts, Heidelberg 1983, S. 351f.

Jens Klingner
21.3.2017


Empfohlene Zitierweise:
Jens Klingner, Artikel: Michael Weiße,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/28007 [Zugriff 4.11.2024].