Matthäus Drescher
Der aus einfachen Verhältnissen stammende D. gilt als einer der letzten bedeutenderen humanistischen Gelehrten in Deutschland. Er wurde stark von den Werken Philipp Melanchthons beeinflusst. – Sein Studium beendete D. 1559 in Erfurt. Danach hielt er private Griechisch- und Lateinvorlesungen. Seit 1561 lehrte er auch an dem von ihm maßgeblich angeregten und vom Erfurter Rat sowie der Universität im ehemaligen Augustinerkloster gegründeten Pädagogium, dessen Besuch auf das Universitätsstudium vorbereiten sollte. Im darauffolgenden Jahr erhielt er an der Universität die Professur für griechische Sprache und wurde Mitglied eines der drei sog. Großen Collegia. Darüber hinaus lehrte er auch Dialektik und Rhetorik. Seit 1566 war er Dekan der philosophischen Fakultät. In dieser Funktion setzte sich D. besonders für Studienreformen ein. 1574 erhielt er einen Ruf auf die Professur für Geschichte und Rhetorik an der Universität Jena. Er trat dieses Amt jedoch nicht an, weil ihm Kurfürst August zur gleichen Zeit wahlweise die Nachfolge von Joachim Camerarius auf der Professur für Alte Sprachen und Geschichte an der Universität Leipzig sowie die Rektorate der Fürstenschulen Pforte und Meißen angetragen hatte. D. entschied sich für Meißen und übte 1575 bis 1581 das dortige Rektorenamt der Fürstenschule aus. Anschließend trat er doch noch an der Leipziger Universität die Professur für Alte Sprachen und Geschichte an. Bald darauf wurde D. zum kursächsischen Hofhistoriografen ernannt, mit der Aufgabe, die sächsische Geschichte des Georg Fabricius fortzusetzen. Außerdem betraute ihn der Dresdner Hof mit der Reform und Visitation der Landesschulen. 1599/1600 war D. Rektor der Universität und vertrat diese mehrfach auf Landtagen. Als Leipziger Professor genoss er in der Gelehrtenwelt seiner Zeit hohes Ansehen. Insbesondere pflegte er enge Kontakte zu
David Chyträus. – D. übersetzte eine Reihe theologischer und philologischer Schriften bzw. gab diese heraus. Große Verbreitung fand seine Rhetoriklehre. Als Historiker war er in Anlehnung an antike und mittelalterliche Vorbilder noch ganz universalgeschichtlich orientiert. Zugleich setzte er sich für ein z.T. schon kritisches Quellenstudium ein und nahm bereits eine strikte Trennung von Kirchen- und Profangeschichte vor. In Periodisierungsfragen hielt er, im Gegensatz zu einigen führenden Historikern seiner Zeit wie etwa
Jean Bodin, noch an dem gängigen Schema der vier Weltmonarchien fest. Seine methodischen Grundsätze legte D. in seinen akademischen Reden dar. Sie förderten die allmähliche Durchsetzung verbindlicher Arbeitstechniken in der Forschung und Geschichtsschreibung. Seine historischen Hauptwerke sind seine „Isagoges historicae“ (1586-1606) und eine historisch-geografische Beschreibung zahlreicher deutscher Städte. Außerdem setzte er die Ende des 15. Jahrhunderts verfasste und bis 1588 von dem Magdeburger Prediger
Johann Pomarius fortgeführte „(Nieder)Sächsische Chronik“ bis 1596 fort. Ebenso führte er Petrus Albinus’ „New Stammbuch … des Hauses zu Sachsen“ weiter.
Quellen V. Schmuck, Leichpredigt. Von der lenge und breite menschliches lebens, Leipzig 1607.
Werke Rhetorica inventionis et dispositionis, Basel 1567; Isagoges historicae, 5 Bde., Leipzig 1586-1606; Reden, Frankfurt/Main 1586, Leipzig 1606; Sächsisch Chronicon …, Magdeburg 1596; P. Albinus, New Stammbuch und Beschreibung des Uhralten Königlichen, Chur und Fürstlichen, etc. Geschlechts und Hauses zu Sachsen …, Leipzig 1602.
Literatur J. G. Horn, Leben und Schriften D. Matthaei Dresseri; J. A. Müller, Versuch einer vollständigen Geschichte der Chursächsischen Fürsten- und Landesschule zu Meissen, Bd. 2, Leipzig 1789, S. 61-85; J. C. H. Weissenborn, Hierana, Bd. 1, Erfurt 1861; R. Thiele, Neun Briefe von M. D., Erfurt 1897. – ADB 5, S. 398-401; DBA I, III; DBE 2, S. 615; NDB 4, S. 112.
Porträt Matthäus D., J. de Perre, Universitätsbibliothek Leipzig; Matthaeus D., J. Azelt, 1688, Kupferstich, Österreichische Nationalbibliothek, Bildarchiv, Digitaler Portraitindex der druckgraphischen Bildnisse der Frühen Neuzeit (Bildquelle).
Reinhardt Eigenwill
12.2.2014
Empfohlene Zitierweise:
Reinhardt Eigenwill, Artikel: Matthäus Drescher,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/1232 [Zugriff 21.12.2024].
Matthäus Drescher
Quellen V. Schmuck, Leichpredigt. Von der lenge und breite menschliches lebens, Leipzig 1607.
Werke Rhetorica inventionis et dispositionis, Basel 1567; Isagoges historicae, 5 Bde., Leipzig 1586-1606; Reden, Frankfurt/Main 1586, Leipzig 1606; Sächsisch Chronicon …, Magdeburg 1596; P. Albinus, New Stammbuch und Beschreibung des Uhralten Königlichen, Chur und Fürstlichen, etc. Geschlechts und Hauses zu Sachsen …, Leipzig 1602.
Literatur J. G. Horn, Leben und Schriften D. Matthaei Dresseri; J. A. Müller, Versuch einer vollständigen Geschichte der Chursächsischen Fürsten- und Landesschule zu Meissen, Bd. 2, Leipzig 1789, S. 61-85; J. C. H. Weissenborn, Hierana, Bd. 1, Erfurt 1861; R. Thiele, Neun Briefe von M. D., Erfurt 1897. – ADB 5, S. 398-401; DBA I, III; DBE 2, S. 615; NDB 4, S. 112.
Porträt Matthäus D., J. de Perre, Universitätsbibliothek Leipzig; Matthaeus D., J. Azelt, 1688, Kupferstich, Österreichische Nationalbibliothek, Bildarchiv, Digitaler Portraitindex der druckgraphischen Bildnisse der Frühen Neuzeit (Bildquelle).
Reinhardt Eigenwill
12.2.2014
Empfohlene Zitierweise:
Reinhardt Eigenwill, Artikel: Matthäus Drescher,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/1232 [Zugriff 21.12.2024].