Leo Götz von Olenhusen
G. war von März bis November 1918 einer der beiden Militärbefehlshaber im Königreich Sachsen. In dieser mit beinahe diktatorischen Machtbefugnissen ausgestatteten Funktion nahm er während der Endphase des Ersten Weltkriegs einen bedeutenden Einfluss auf die Gestaltung der Innen-, Sozial- und Wirtschaftspolitik in Sachsen. – Nach dem Besuch des Gymnasiums im hannoverschen Bückeburg absolvierte G. zunächst die militärische Vorbereitungsanstalt des Leutnants Piensker in Dresden. 1874 trat er dann als Avantageur in das Meißner 2. Jägerbataillon Nr. 13 ein und erhielt im darauffolgenden Jahr die Ernennung zum Portepeefähnrich. 1876 wurde er zum Leutnant, 1883 zum Oberleutnant und 1888 zum Hauptmann befördert. Ab 1879 als Bataillonsadjutant verwendet, erfolgte 1885 die Versetzung zum 5. Infanterieregiment Nr. 104 (Chemnitz), 1887 zum 3. Jägerbataillon Nr. 15 und 1888 zum Schützenregiment Nr. 108 (Dresden), wo er eine Kompanie übernahm. 1892 kehrte er zum 2. Jägerbataillon Nr. 13 zurück und erhielt 1898 seine Ernennung zum Major. Noch im selben Jahr wurde er Adjutant im Stab der 3. Infanteriedivision Nr. 32 (Bautzen), um in der gleichen Funktion 1899 zur 4. Infanteriedivision Nr. 40 (Chemnitz) zu wechseln. 1900 wurde G. Kommandeur eines Bataillons des Dresdner 2. Grenadierregiments Nr. 101, 1902 Kommandeur des 2. Jägerbataillons Nr. 13. Seit 1903 Oberstleutnant trat er unter gleichzeitiger Beförderung zum Oberst 1905 an die Spitze des 8. Infanterieregiments 107 (Leipzig). 1910 übernahm er als Generalmajor die Infanteriebrigade 45, 1913 nach der Ernennung zum Generalleutnant und einer kurzzeitigen Versetzung zu den „Offizieren von der Armee“ (Offiziersreserve) schließlich die 4. Infanteriedivision Nr. 40. Bevor er im September 1916 krankheitsbedingt das Kommando über diesen Großverband abgab, führte er ihn 1914 in den Schlachten bei Dinant (Belgien), an der Marne und bei Ypern (Belgien), 1915 während der Stellungskämpfe in Flandern und der Herbstschlacht bei La Bassée (Frankreich) und Arras (Frankreich) sowie schließlich 1916 bei den Stellungskämpfen im Artois (Frankreich) und in den Schlussoperationen an der Somme. Nach seiner Rekonvaleszenz wurde G. im Dezember 1916 Militärgouverneur der Provinz Lüttich (Belgien). Zum 14.3.1918 erfolgten seine endgültige Beförderung zum General der Infanterie und die Versetzung nach Dresden, wo der 62-Jährige als Nachfolger des wenige Tage zuvor verstorbenen Generals Georg Hermann von Broizem das Amt des stellvertretenden kommandierenden Generals des XII. Armeekorps bzw. des Militärbefehlshabers in den Kreishauptmannschaften Dresden und Bautzen sowie den Amtshauptmannschaften Flöha und Marienberg übernahm. Als Inhaber der vollziehenden Gewalt hatte er sich dabei nicht allein mit militärischen Aufgaben auseinanderzusetzen, sondern auch mit vielfältigen innenpolitischen, sozialen und wirtschaftlichen Problemen (z.B. Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung, Pressezensur, Propaganda, Bewirtschaften von Teilen des Arbeits- und Gütermarkts, Ernährung der „kriegswirtschaftlich tätigen“ Bevölkerung). – Die von G. geleitete militärische „Nebenregierung“ endete kurz nach der Novemberrevolution, als er am 8.11.1918 zunächst darauf verzichtete, Truppen gegen die revoltierenden Soldaten und Arbeiter einzusetzen, und im Anschluss daran seine Untergebenen anwies, sich den Weisungen der Soldatenräte zu fügen. Gemäß seinem Abschiedsgesuch vom 9.11.1918 wurde er zwar unverzüglich zur Disposition gestellt, aber erst zum 9.12.1918 aus seiner Mobilmachungsverwendung und zum 21.1.1920 überhaupt aus dem Militärdienst entlassen.
Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 11248, Sächsisches Kriegsministerium, Nr. 8164, Personalakte G.
Literatur J. E. Hottenroth (Hg.), Sachsen in großer Zeit, Bd. 1, Leipzig 1923 (P); P. Mertens, Zivil-militärische Zusammenarbeit während des Ersten Weltkriegs, Leipzig 2004 (P). – DBA II.
Peter Mertens
21.9.2011
Empfohlene Zitierweise:
Peter Mertens, Artikel: Leo Götz von Olenhusen,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22540 [Zugriff 22.11.2024].
Leo Götz von Olenhusen
Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 11248, Sächsisches Kriegsministerium, Nr. 8164, Personalakte G.
Literatur J. E. Hottenroth (Hg.), Sachsen in großer Zeit, Bd. 1, Leipzig 1923 (P); P. Mertens, Zivil-militärische Zusammenarbeit während des Ersten Weltkriegs, Leipzig 2004 (P). – DBA II.
Peter Mertens
21.9.2011
Empfohlene Zitierweise:
Peter Mertens, Artikel: Leo Götz von Olenhusen,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22540 [Zugriff 22.11.2024].